Maisach:Kein Platz für die Katz'

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Angezählt: Die beiden Container, in denen die Tierfreunde Brucker Land Katzen unterbringen, sind durchgerostet; sie müssen in absehbarer Zeit erneuert werden. (Foto: Leonhard Simon)

Die Tierfreunde Brucker Land suchen ein neues Heim und wollen dafür eine Million Euro sammeln. Das alte Domizil ist marode. Womöglich verlässt der Verein den Landkreis.

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Die Preiserhöhungen sind auch bei den Tierfreunden Brucker Land nicht folgenlos geblieben. Angesichts drastisch steigender Kosten für Energie und des Sanierungsbedarfs am momentanen Standort hat der im Maisacher Ortsteil Überacker ansässige Verein beschlossen, die Reißleine zu ziehen. Die Tierschützer wollen ein Grundstück kaufen - mit oder ohne Gebäude darauf und gegebenenfalls auch außerhalb des Landkreises.

Für den Traum von einem Tierheim, der im Landkreis immer wieder mal - auch von behördlicher Seite - geäußert wird, haben sie einen Spendenaufruf gestartet. Der aktuelle Standort im früheren Wasserwerk hat nach Einschätzung der Vorsitzenden Andrea Mittermeier keine Zukunft mehr.

Hoher Sanierungsbedarf: Das Dach des ehemaligen Wasserwerks am Rand von Überacker ist teils durchgerostet und undicht. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Denn die Energiekosten - geheizt wird mit Strom - sind nur ein Grund. Die zwei Katzencontainer sind durchgerostet, und in dem Gebäude, das vor rund 20 Jahren als Provisorium von der Gemeinde Maisach übernommen wurde, müssten die Entlüftungsanlage renoviert und das Dach saniert werden. Eine Investition würde sich nach Mittermeiers Einschätzung nicht mehr lohnen.

Deshalb begeben sich die Tierfreunde auf die Suche, wie sie unlängst bei ihrem neuen Stammtisch beschlossen haben. Aktuell betreut der Verein etwa 25 Katzen, weitere können nicht mehr aufgenommen werden, außerdem etliche Hasen, Meerschweinchen und Ratten. "Wir sind mit unserem Tierbestand am Maximum", sagt die Vorsitzende, die die Leitung des Vereins 2019 ohne Tiere übernommen hatte.

Als erstes Etappenziel beim Spendenmarathon möchte der Verein 300 000 Euro zusammen bekommen, aktuell sind es, Stand Mittwochnachmittag, etwas mehr als 1000 Euro. Dass ein niedriger sechsstelliger Betrag im teuren Münchner Umland für ein neues Heim nicht reichen wird, ist klar. Letztlich wollen die Tierfreunde eine Million sammeln, "um wirklich etwas auf die Beine stellen zu können". 2000 Quadratmeter sollte das Grundstück für das "TierQuarTier 2.0" außerdem mindestens haben, wie es in dem Spendenaufruf heißt.

"Wir sind mit unserem Tierbestand am Maximum", sagt Mittermeier, die die Leitung der Tierfreunde Brucker Land 2019 ohne Tiere übernommen hat. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach wie vor ist die Vereinsvorsitzende für eine Kooperation mit den anderen Tierschutzorganisationen im Landkreis offen, so wie es auch der Leiter des Veterinäramtes befürworten würde. Hans Werner Merk hat in der Vergangenheit schon mehrfach die Einrichtung eines Tierheims im Landkreis mittelfristig für notwendig erklärt. Für das Veterinäramt, das immer wieder mal beschlagnahmte Tiere von Hasenbabys über Reptilien bis zu Milchkühen unterbringen muss und dabei auch mit den Tierschützern im Landkreis zusammen arbeitet, würde ein einziger Standort anstatt der jetzigen Aufteilung vieles einfacher machen. Nach Merks und Mittermeiers Vorstellung könnte ein Tierheim auch von mehreren Vereinen gemeinsam geführt werden.

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Doch für eine Kooperation scheinen die anderen, die Münchner Gewerkschaft für Tiere, die den Gnadenhof in Streiflach bei Germering führt, die Pfotenhelfer in Puchheim sowie der Tierschutzverein in Fürstenfeldbruck nicht bereit zu sein. Eine entsprechende Anfrage des Landratsamts bei der Gewerkschaft für Tiere wurde abschlägig beschieden, wie es aus dem Landratsamt heißt. Die Satzung des Münchner Vereins mache den Betrieb eines Tierheims unmöglich. Die Pfotenhelfer wollen sich nicht äußern.

Inge Maier vom Tierschutzverein Fürstenfeldbruck sieht, wie sie selber sagt, keinen Bedarf für ein weiteres Gebäude, das zur Unterbringung herrenloser Haustiere benutzt wird und womöglich von den vier Organisationen im Landkreis gemeinsam geführt wird. "Wir wollen das gar nicht", erklärt die langjährige frühere Vorsitzende.

Für die rund 500 im Verein organisierten Mitglieder und sämtliche bisher aufgenommenen und weitervermittelten Tiere sei die "Oase für Viecherl", so der Name der Unterkunft hinter dem Kloster Fürstenfeld in der Zellhofstraße, absolut ausreichend. Aktuell sind sieben der zehn Hundezwinger belegt, außerdem residieren dort zehn Hasen, 20 Vögel und drei Schildkröten; herrenlose Katzen, momentan 25, betreut Barbara Weberschock in Geltendorf.

Zwinger für Fundhunde

"Wir brauchen keine Tagungsräume und Büros", den Tieren genügten die aktuellen Behausungen in Zwingern und kleinen Häuschen, spielt Maier auf den Austausch am Runden Tisch mit den anderen Tierschützern an, den das Veterinäramt im Vorjahr organisiert und moderiert hatte.

Auch dem Argument der Behörde, im Landkreis könnten keine herrenlosen Hunde untergebracht werden, widerspricht Maier, die sich seit 2022 um die Finanzen des Vereins kümmert. "Es ist immer ein Zwinger hergerichtet für Fundhunde", sämtliche Polizeiinspektionen im Landkreis seien informiert und hätten jederzeit Zugang zur Oase für Viecherl, sagt sie. Allerdings, räumt sie ein: "Wenn das Amt fünf Hunde beschlagnahmt, das überfordert uns."

"Wenn wir Hunde haben, müssen wir nach Starnberg, München oder Augsburg ausweichen", berichtet Merk. Der Veterinär rechnet damit, dass seine Behörde in Zukunft eher mehr als weniger Haustiere aus nicht artgerechter Haltung befreien muss. Das liegt unter anderem daran, dass illegale Tierimporte zunehmen, vor allem von Hundewelpen aus Osteuropa, oder die Menschen ihre Tiere altersbedingt nicht mehr behalten können. Im vorigen Jahr allerdings war die Zahl der vom Veterinäramt beschlagnahmten Tiere überschaubar: drei Hunde, eine Katze und sechs Kaninchen.

Der Tierschutzfonds gilt als zu bürokratisch

Der Tierschutzfonds, den der Landkreis nach längerem politischen Ringen Ende 2020 eingerichtet hatte, wurde bislang lediglich von den Tierfreunden Brucker Land genutzt. In dem Topf waren 65 800 Euro, finanziert von allen Kreiskommunen, die je 30 Cent pro Einwohner einzahlen - im bundesweiten Vergleich ein geringer Betrag für die Versorgung bedürftiger Haustiere, die laut Gesetz in die Verantwortung von Städten und Gemeinden fällt.

"Wir haben uns gewundert, weil wir dachten, dass das Geld nicht reicht", berichtet Merk. Nur die Tierfreunde haben in zwei Jahren mehr als 35 000 Euro aus dem Topf erhalten. Allerdings mussten sie dafür auch für jedes einzelne Tier einen Nachweis einreichen. "Es heißt, es sei zu bürokratisch", zitiert er die Kritiker des Fonds. Nach Auffassung des Behördenleiters gehen die geforderten Nachweise über die ohnehin anfallende Dokumentationspflicht nicht hinaus: "Das ist jetzt nichts zusätzliches." Der Tierschutzverein Fürstenfeldbruck ist nach eigenen Angaben nicht auf das Geld angewiesen. "Das haben wir noch nie beansprucht, das brauchen wir auch nicht", sagt Maier.

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