Stromlieferverträge:Lokal kontra billig

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Die Gemeinden müssen sich entscheiden, woher sie ihren Strom beziehen wollen. Eichenau setzt weiter auf die Komm-Energie. Maisach dagegen hofft auf Einsparungen durch die Bündelausschreibung des Gemeindetags

Erich C. Setzwein und Ariane Lindenbach

Auch die Städte und Gemeinde brauchen Strom. Für die Straßenbeleuchtun, die Schwimmbäder und die Bibliotheken. Ende 2013 laufen die Lieferverträge aus, jetzt wird neu verhandelt. (Foto: dpa)

- Die Städte und Gemeinden stehen in diesen Tagen unter einem besonderen Druck. Sollen sie sich doch bis Ende des Jahres entscheiden, ob sie sich einer gemeinsamen Ausschreibung für den kommunalen Strombezug von 2014 an anschließen oder selbst die Angebote einholen. Der Eichenauer Gemeinderat hat sich gegen einen entsprechenden Vorschlag des bayerischen Gemeindetages für eine sogenannte Bündelausschreibung ausgesprochen, die Gemeinde Maisach will sich daran beteiligen. Als Vorteile einer gebündelten Ausschreibung für bis zu 189 Kommunen rund um München sieht der Gemeindetag einen möglichen günstigen Strompreis. Regionale Energieversorger allerdings fühlen sich benachteiligt, weil sie sich nur mit großem Aufwand an so einer Ausschreibung beteiligen können.

Allein 1800 Straßenlampen müssen in Eichenau mit Strom versorgt werden. Dafür allein werden jährlich 42 200 Kilowattstunden benötigt. Dazu kommen die öffentlichen Liegenschaften von der Bibliothek bis zum Friedhof. Macht in Summe mehr als eine Million Kilowattstunden im Jahr. Zum Vergleich: Ein Drei-Personen-Haushalt verbraucht im Schnitt 3500 Kilowattstunden. Träte die Gemeinde mit anderen Kommunen gemeinsam auf, könnte die vom Gemeindetag favorisierte Fachfirma weitaus günstigere Konditionen herausholen, als dies Gemeinden in Einzelausschreibungen schaffen würden. So der Plan. Doch kleinere Stromversorger, wie etwa die Stadtwerke Fürstenfeldbruck oder auch die Komm-Energie mit Sitz in Eichenau, hätten es schwerer, sich der Konkurrenz zu stellen. Allein bei den Stadtwerken Fürstenfeldbruck wird der Verwaltungsaufwand, um sich an der Ausschreibung zu beteiligen, auf 400 Arbeitsstunden geschätzt. Auch, ob sie die benötigte Strommenge zur Verfügung stellen oder sämtliche Abnahmestellen erfassen können, wird als fraglich angesehen und deshalb als Nachteil für Regionalwerke angesehen.

So sahen es auch die Eichenauer Gemeinderäte.Bürgermeister Hubert Jung (CSU) fand ungeteilte Zustimmung, als er klarstellte, dass die Bündelausschreibung nicht in Frage kommt. CSU-Fraktionsvorsitzender Dirk Flechsig nannte als Lieblingspartner bei der Stromversorgung die Komm-Energie, an der die Gemeinde Eichenau zusammen mit den Nachbarkommunen Puchheim und Gröbenzell beteiligt ist. Allerdings wollen die Eichenauer die Ausschreibung alleine vornehmen und Puchheim und Gröbenzell nicht dabei haben. Jung begründete dies mit dem höheren Abstimmungsaufwand, den man von anderen gemeinsamen Projekten kenne. Einstimmig wurde auch beschlossen, dass für die gemeindlichen Liegenschaften ab 2014 ausschließlich Ökostrom eingekauft werden soll. Der Antrag der Grünen, in der Ausschreibung nur Versorger zuzulassen, die zertifizierten Ökostrom anbieten, fiel dagegen durch. Damit wäre die Komm-Energie aus dem Rennen gewesen.

Auch im Maisacher Gemeinderat sah man die Problematik, dass mit der Bündelausschreibung kleine, regionale Stromanbieter kaum zum Zuge kommen werden. Von den Stadtwerken Fürstenfeldbruck habe er gehört, sie würden sich wegen des hohen Aufwands nicht an einer Ausschreibung beteiligen - auch wenn sie mit dem Preis des günstigsten Bieters mithalten können, sagte FW-Fraktionschef Gottfried Obermair. "Dann fördern wir ja nur die Großen", monierte Peter Aust (Einigkeit Gernlinden). Auch kleine, regionale Stromerzeuger könnten sich an der Ausschreibung beteiligen, widersprach Kämmerin Angelika Braunmüller. Nach ihrer Darstellung ist die Bündelausschreibung für Maisach alternativlos: Wegen der hohen Verbrauchsmenge von mehr als einer Million Kilowattstunden im Jahr sei man zur europaweiten Ausschreibung verpflichtet - im Gegensatz zu Mammendorf und Schöngeising, die sich gegen Bündelausschreibung entschieden haben. Wegen der Synergieeffekte spare die Gemeinde Maisach gegenüber einer Einzelausschreibung schätzungsweise 25 000 Euro jährlich. Das Gremium votierte schließlich einstimmig für die Bündelausschreibung und dafür, auch künftig nur Ökostrom zu beziehen.

© SZ vom 21.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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