Schulen in der Pandemie:Schadensbegrenzung reicht nicht

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Die Hygienemaßnahmen an den Schulen im Landkreis können die vielen Corona-Fälle nicht verhindern. (Foto: LEONHARD SIMON)

Den Schulen fehlen die Voraussetzungen um die Omikron-Welle zu meistern.

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Die Aussage "die Hütte brennt" aus einem Sekretariat vermittelt ganz gut, was zurzeit an den Schulen los ist. Einerseits steht das Bild für die Bemühungen der Schulleitungen, auf Biegen und Brechen den Normalbertrieb mit Präsenzunterricht aufrecht zu erhalten. Ein solches Engagement ist bewundernswert. Andererseits zeigt das auch, dass nach zwei Jahren Corona-Pandemie die Rahmenbedingungen für das, was unter einem Normalbetrieb zu verstehen ist, immer noch nicht passen, und die Lehrer mit ihren Problemen ziemlich allein gelassen werden. Es fehlt an den Voraussetzungen, um Ausnahmesituationen wie die aktuelle Omikron-Welle ohne Schaden zu meistern.

Zudem sehen sich Lehrer, Eltern und Schüler permanent mit neuen Vorgaben der Bürokratie konfrontiert, die viele nicht mehr verstehen, was sie zusätzlich überfordert. Wie soll man aber so etwas wie einen Normalzustand gewährleisten, wenn die Klassen schon in der Zeit vor Corona oft zu groß waren, die Zahl der Lehrer zu knapp bemessen und die Ausstattung mit vielen Mängel behaftet war? Die Pandemie legt gnadenlos die Versäumnisse von Jahrzehnten im Bildungsbereich frei. Abgesehen davon, dass man viel Zeit hatte, der Ausbreitung der Viren an Schulen mit Lüftungsgeräten ein technisches Mittel entgegenzusetzen. Trotz allem gibt es zur Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts keine Alternative, als zu improvisieren. Selbst wenn das um den Preis geschieht, dass in nächster Zeit für eine steigende Zahl von Einzelschülern und Klassen eine häusliche Quarantäne angeordnet werden muss.

Jeder weitere Lockdown hinterließe noch viel größere Wissenslücken als ein paar Tage mit Distanzunterricht. Verbringen doch Kinder, die für einen längeren Zeitraum nicht zur Schule gehen, daheim viel weniger Zeit mit dem Unterrichtsstoff als in der Schule. Zudem kann im Distanzunterricht nicht mehr der ganze Lernstoff behandelt werden. Welche Folgen die diversen Lockdowns und Einschränkungen der ersten zwei Pandemiejahren bringen können, erleben Lehrer, die Eingangsklassen an weiterführenden Schulen unterrichten. Hier sitzen inzwischen Kinder, die wirken, als hätte es für sie ein ganzes Schuljahr nicht gegeben. Ein Bildungssystem, das vorrangig um Schadensbegrenzung bemüht ist, reicht auf Dauer nicht.

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