Handwerk:Auftragsbücher mit leeren Seiten

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Andreas Obermaier, Obermeister der Schreiner-Innung Fürstenfeldbruck, mit seiner Partnerin Susanne Seichter in seinem Betrieb in Hörbach. (Foto: Leonhard Simon)

Die Schreiner im Landkreis müssen sich darauf einstellen, dass die Nachfrage noch in diesem Jahr nachlässt. Anderswo werden Handwerker bereits entlassen.

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Der Trend ist bereits erkennbar und wohl nicht mehr aufzuhalten: Noch im Laufe dieses Jahres könnten viele Seiten in den Auftragsbüchern der Schreiner im Landkreis Fürstenfeldbruck leer bleiben. Diese Befürchtung teilen sowohl Mitglieder der Schreiner-Innung im Landkreis Fürstenfeldbruck als auch Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer. Hintergründe sind zum einen die gestiegenen Konsumpreise, zum anderen die Nachfrageschwäche in der Bauwirtschaft. Dies wirke sich auch auf die Ausbaubranche aus, sagte Höfelsauer bei der Innungsversammlung der Schreiner in Maisach.

Noch müssen die Kunden durchschnittlich mindestens drei Monate darauf warten, dass ein Schreiner den erteilten Auftrag auch ausführt. Dass sich dieser Vorlauf nun verkürze, sei ein Indiz für die sich abschwächende Auftragslage, so Höfelsauer. "Es ist nicht mehr ganz so rosig wie in den vergangenen drei bis fünf Jahren", fasste Innungsobermeister Andreas Obermaier aus Hörbach die Entwicklung zusammen. Den Handwerkern steht damit noch bevor, was auf dem Bau schon eingetreten ist: Viele Aufträge für den Wohnungsbau sind nach der Zinserhöhung im vergangenen Jahr weggebrochen, weil die Finanzierungsmodelle nicht funktioniert hätten. Mancher, der sich gerade so ein Eigenheim hätte leisten können oder auch Investoren, die knapp kalkuliert hatten, mussten von ihren Plänen Abschied nehmen. Im Ausbau, vor allem den, für den die Schreiner zuständig sind, ist noch ein Berg von Aufträgen sowohl im Neubaugeschäft als auch bei der Sanierung von Gebäuden abzuarbeiten. Kreishandwerksmeister Höfelsauer berichtete, dass Schreinerbetriebe in anderen Teilen Bayerns und anderen Bundesländern bereits Mitarbeiter entlassen hätten oder Kurzarbeit angemeldet worden sei.

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Das machte Obermeister Obermaier nicht weiter zum Thema. Für ihn war wichtiger zu betonen, dass die Betriebe im Landkreis weiter ausbilden wollen und deshalb auch Lehrlinge einstellen. Laut Franz Höfelsauer sind bis jetzt bei Schreinern nur drei Lehrverträge unterzeichnet worden. Höfelsauer rechnet aber bis zum Ende des Schuljahres mit weiteren Anmeldungen. Ohnehin würden nur noch 25 Prozent der Schreiner ausbilden, sagt Obermaier. Doch blieben diesen Betrieben nicht alle Gesellen. Denn, und das wiederholt der Obermeister von Mal zu Mal, die Industrie hole sich kompetente Handwerker und auch Kommunen, die nicht selbst ausbildeten, umwerben die Gesellen.

Nicht umsonst werden Schreiner, die ja eigentlich ein Spezialwissen im Umgang mit Holz haben, auch als Generalisten im Ausbaubereich angesehen. Mit den nötigen Zusatzqualifikationen etwa fertigen und bauen sie nicht nur Küchen, zum Beispiel, sondern schließen die Geräte und Leuchten auch elektrisch an. Betriebe wie der des Obermeisters sind spezialisiert auf den Fensterbau. Damit sind sie sowohl in Neubauten als auch in der energetischen Sanierung tätig. Neu hinzugekommen sind nach den Worten Obermaiers nun neue Gefahreninformationen zu Asbest. Der Stoff, der für die Berufskrankheiten mit der höchsten Todesrate steht, sei immer noch vorhanden, und gerade bei der Sanierung erlebe das man regelmäßig. Arbeiten dieser Art erforderten nun von jedem Mitarbeiter eine Zusatzausbildung, die durch den "kleinen Asbestschein" zertifiziert würden. Auch wenn der Auftraggeber und Hausherr für die Asbestfreiheit in seinem Gebäude bürgen müsse, so sei nicht ausgeschlossen, dass die gefährlichen Fasern verbaut worden seien. Etwa in Fliesenklebern oder im Putz. "Jedes Loch, das dann gebohrt wird, muss untersucht werden", informierte Obermaier seine Kollegen.

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