Verkehrsberuhigung:Nächster Anlauf für Tempo 30

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Auf der Puchheimer Lagerstraße gibt es drei verschiedene Geschwindigkeitsbegrenzungen. (Foto: Carmen Voxbrunner/Carmen Voxbrunner)

In der Stadt Puchheim wird erneut um eine Begrenzung der Geschwindigkeit auf der Lagerstraße gerungen.

Von Peter Bierl, Puchheim

Seit mehr als 20 Jahren fordern Anwohner Tempo 30 in der Oberen Lagerstraße sowie in der Lagerstraße in Puchheim. Die Regeln für die Geschwindigkeit auf der etwa zwei Kilometer langen Strecke, die überwiegend durch Wohngebiete führt und an der die Mittelschule liegt, variiert bislang von Abschnitt zu Abschnitt zwischen 30 und 50 Kilometer pro Stunde.

Der jüngste Anlauf geht auf Wilhelm Weißgerber zurück, SZ-Leser und geborener Puchheimer, der seit eineinhalb Jahren für das einheitliche Limit kämpft und dafür sogar einen Anwalt eingeschaltet hat. Die Stadt hat daraufhin ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Lärmbelastung je nach Geschwindigkeit feststellt.

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Das Ergebnis ist eindeutig: Würde auf der ganzen Strecke Tempo 30 angeordnet und würden sich alle daran halten, wäre es ruhiger. Allerdings ist der Effekt nicht so ausgeprägt. Derzeit werden die Grenzwerte für Lärm Tag und Nacht an 47 von 49 Stellen überschritten. Bei Tempo 30 würde sich das auf tagsüber 30 und nachts 31 Stellen reduzieren. Insgesamt wären es bis zu 3,7 Dezibel weniger in Bereichen, in denen bislang 50 Kilometer pro Stunde gefahren werden dürfen, und 1,4 bis 1,7 Dezibel in den Abschnitten, in denen bereits Tempo 40 gilt. In der Stadtverwaltung hat man jedoch Bedenken, dass die Werte aus dem Gutachten genügen, um die zuständigen Behörden im Landratsamt zu überzeugen, die sich auf die Straßenverkehrsordnung stützen müssen.

"Wir würden das gerne machen statt diesem Verhau von 30, 40 und 50 Kilometer pro Stunde, aber es geht nicht, es ist nicht gewollt", betont Bürgermeister Norbert Seidl (SPD). Er verweist darauf, dass der Bundesrat erst im November auf Initiative unionsgeführter Länder eine Initiative für Tempo 30 innerorts abgeschmettert hat. "Ich hatte darauf gesetzt, dass sich was ändert", sagt der Bürgermeister. Deshalb habe die Stadt bisher auch noch nichts weiter unternommen, obwohl das Gutachten schon wieder ein Jahr alt ist.

Ablehnung der Kreisbehörde in Sicht

Puchheim ist sogar Mitglied einer kommunalen Allianz mit dem umständlichen Titel "Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeit", die intern den Titel "Tempo 30" trägt. Im Fall der Lagerstraße ist als Nächstes der Ausschuss für Stadtentwicklung am Zug und muss das Thema diskutieren. Dann stünden Gespräche mit Polizei und Kreisbehörde an und André Ameri, Referatsleiter für Öffentliche Sicherheit und Ordnung, geht davon aus, dass der Vorschlag vom Landratsamt nicht befürwortet wird.

Es sei "ein lediges Thema", sagte Ameri. Anwohner wünschen sich Verkehrsberuhigung vor ihrer Haustür, Autofahrer von anderswo hingegen nicht. Nach letzteren scheint sich jedoch die Straßenverkehrsordnung zu richten. Diese gebe ein durchgängiges Tempolimit auf einer solchen Straße einfach nicht her, sagt Ameri. Daran waren schon in der Vergangenheit alle Initiativen in Puchheim gescheitert. Er geht davon aus, dass das Lärmgutachten nicht ausreicht. "Wenn langsamer gefahren wird, wird es leiser, aber nicht so leise, dass man damit ein Tempolimit begründen kann", sagt Ameri.

Derzeit gibt es allerdings ein quasi natürliches Hindernis gegen zu schnelles Fahren. So berichtet ein SZ-Leser, dass sich der Flüsterasphalt auf der Lagerstraße im Abschnitt zwischen der Kreuzkirche und der Grenze zu Gröbenzell auflöst. Die Straße sei übersät mit tiefen Schlaglöchern, in denen sich das Wasser sammelt, Radler würden im Zickzack entlangfahren, Autofahrer oft auf der verkehrten Seite unterwegs sein, um den tiefen Löchern auszuweichen. Zwar füllten die Arbeiter des Bauhofes die Löcher immer wieder mit Teer auf, aber das wirke nicht lang, berichtet der SZ-Leser. Ameri sagt dazu, man werde sich diesen östlichen Abschnitt der Lagerstraße noch einmal genau anschauen und dann überlegen, was zu tun ist.

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