Fürstenfeldbruck:Aiwanger sagt Firmenbesuch kurzfristig ab

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Rundgang am neuen Standort: Die Gäste können sich dabei auch einige Brennstoffzellen ansehen. (Foto: Leonhard Simon)

Schon zwei Mal ist der bayerische Wirtschaftsminister beim Brennstoffzellenhersteller Proton Motor gewesen. Ein drittes Mal kommt nicht zustande. Ihren neuen Produktionsstandort in Fürstenfeldbruck stellt die Firma dennoch vor.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Nein, er ist nicht gekommen. Ganz kurzfristig hat Hubert Aiwanger für Donnerstagvormittag seine von zehn Uhr an geplanten Besuche bei den Firmen Proton Motor in Fürstenfeldbruck und Unser Land in Esting abgesagt. "Aufgrund der aktuellen Situation", erläutert Aaron Gottardi. Der stellvertretende Leiter der Pressestelle des bayerischen Wirtschaftsministeriums hat jetzt, eine halbe Stunde vorher, die Aufgabe, die Gastgeber von Proton Motor und die Vertreter der Medien darüber zu informieren. Vor dem Proton-Bürogebäude im Fürstenfeldbrucker Gewerbegebiet Hasenheide hatten sich Journalisten mit Kameras versammelt, die den heftig in die Kritik geratenen bayerischen Wirtschaftsminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten abfangen wollten vor seinem Termin. Auch auf dem Parkplatz vor dem Eingang flattert ein Absperrband nunmehr nutzlos im Wind. Dort war für Aiwangers Wasserstoff-Dienstfahrzeug reserviert worden.

Das Fahrzeug hätte gut gepasst zu dem, was drinnen stattfindet. Seine neue Produktionshalle für Wasserstoff-Brennstoffzellen wollte Proton Motor vorstellen - mitsamt dem Minister von den Freien Wählern, der der Firma schon 2019 und 2021 einen Besuch abgestattet hatte und dem Geschäftsführer und Hauptinvestor Francois Faiz Nahab später trotz Abwesenheit seinen Dank aussprechen wird dafür, dass er "a great supporter of hydrogen" sei, ein großer Unterstützer von Wasserstoff. Dass Aiwangers dritter Unternehmensbesuch "die Bedeutung der Wasserstoffwirtschaft zur Erreichung von Klimaschutzzielen unterstreicht", dieser Satz ist wegen der Kurzfristigkeit der Absage nicht mehr aus der Informationsbroschüre zu tilgen. Obwohl, wie Proton-Sprecherin Ariane Günther sagt, sie eine Zweitversion in petto hatte.

Die Aufregung legt sich bald, viele Reporter ziehen unverrichteter Dinge von dannen. Nur wegen Aiwanger sind sie gekommen und wegen der Flugblatt-Affäre. Proton-Vorstandsmitglied Manfred Limbrunner verkündet, dass der geplante Ablauf der gleiche bleibe.

Proton will an diesem Tag nicht nur seinen Kunden, Brancheninsidern und Medien seine neue Fertigungshalle vorstellen, sondern auch auf sein 25-jähriges Bestehen verweisen. Erst am Starnberger See ansässig, zog die Firma 2007 nach Puchheim um. Nun soll die Produktion bis Ende 2024 komplett nach Fürstenfeldbruck verlegt werden. Dort hat die Firma eine bereits bestehende Industriehalle, größer als ein Fußballfeld, samt davor stehendem großen Bürogebäude für 15 Jahre angemietet und dort die Möglichkeit, "hier sehr stark zu wachsen", wie Vorstandsmitglied Manfred Limbrunner sagt. Zuvor war dort die in der Medizin- und Solartechnik engagierte Singulus Technologies AG beheimatet. Proton hatte zwei Jahre lang in der näheren Umgebung von Puchheim nach einem Gelände für eine Erweiterung gesucht und war schließlich an der Fraunhoferstraße im Fürstenfeldbrucker Gewerbegebiet fündig geworden.

Noch steht die neue Produktionshalle im Fürstenfeldbrucker Gewerbegebiet Hasenheide leer. (Foto: Leonhard Simon)

Die Halle, die eine Höhe von sieben Metern hat, ist noch leer. Nur für den Event am Donnerstag sind einige Stuhlreihen aufgebaut, ein paar Stehtische und ein großer Bildschirm. Nach und nach sollen die einzelnen Produktionsbereiche dort installiert werden, derzeit laufen die Planungsarbeiten für die Infrastruktur. Parallel werde man die Genehmigungsverfahren bei der Stadt einreichen und sich "auf zügige Bearbeitung freuen", ließ Vorstandsmitglied Sebastian Goldner den anwesenden Brucker Oberbürgermeister Christian Götz (BBV) wissen.

Seit ihrer Gründung 1998 entwickelt die Firma Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie als klimaneutrale Lösung für die Strom- und Wärmeerzeugung. Das Unternehmen geht von einer stark steigenden Nachfrage aus. "Darauf müssen wir uns vorbereiten und jetzt investieren", sagt Limbrunner. Die Produktionsfläche am neuen Standort wird sieben Mal größer sein als jene in Puchheim. Auf einem Teil des Areals zwischen Büro und Produktionsstätte sollen bis zu vier, je zwölf Meter hohe Wasserstofftanks aufgestellt werden. "Die brauchen wir, damit wir unsere Systeme testen können", erläutert Produktionsleiter Stefan Leistner, der eine Gruppe durch die 13 500 Quadratmeter große, aber noch leere Produktionshalle führt und dabei zeigt, wie und wo die Fertigung, die Prüffelder, das Lager sowie Warenein- und -ausgang künftig angeordnet werden sollen.

Derzeit hat die Firma knapp 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie viele künftig in Fürstenfeldbruck arbeiten werden, könne er noch nicht sagen, so Leistner. Seit vergangenem Jahr hat das Unternehmen auch zwei Auszubildende in der Produktion angestellt, bis zu sechs Azubis sind künftig geplant. Damit will man auch dem Fachkräftemangel begegnen.

Die komplette Produktion wird von Puchheim nach Fürstenfeldbruck umziehen. Am bisherigen Standort, der auch die Zentrale der Firma ist, werden zunächst Teile der Entwicklung verbleiben. Langfristig aber wird wohl der komplette Betrieb nach Fürstenfeldbruck verlagert werden. Dort ist genügend Platz.

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