Pandemie:Fürstenfeldbrucks Corona-Alleingang

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Die Kreisstadt will mit der Maskenpflicht die Infektionszahlen senken. Im viel stärker betroffenen Gröbenzell hält man nichts davon

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Fieberkurve der Infektionszahlen kennt in den meisten Kommunen des Landkreises Fürstenfeldbruck nur eine Richtung: Sie weist mehr oder weniger steil nach oben. In zentralen Bereichen der Kreisstadt wird deshalb die Pflicht eingeführt, Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) hofft, nicht zuletzt mit dieser Maßnahme die Trendwende einzuleiten.

Damit freilich ist er allein auf weiter Flur: Die Bürgermeisterkollegen aus den anderen Städten und Gemeinden sehen bislang keinen Grund dafür: Sie haben eine entsprechende Abfrage des Landratsamts abschlägig beschieden. In den sozialen Medien hat die Nachricht eine heftige Debatte ausgelöst. Viele halten eine Maskenpflicht unter freiem Himmel für übertrieben. Es gibt gleichwohl mahnende Stimmen, die sehr wohl Handlungsbedarf sehen und sich vom Mund-Nasen-Schutz einen vertretbaren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie versprechen.

Die Initiative sei von der Kreisstadt ausgegangen, erklärt Raff am Donnerstag. Zuvor hatte sich ein städtisches Krisenmanagement-Team für den Schritt ausgesprochen, nachdem der Wert der Siebentagesinzidenz schier unaufhaltsam auf die Marke von 400 zusteuerte. Das ist deutlich mehr als der Landkreisschnitt. Man könne es sich nicht leisten, der Entwicklung tatenlos zuzusehen, so Raff. Um die Infektion einzugrenzen, müsse jeder bereit sein, im zumutbaren Umfang seinen Beitrag zu leisten, so sein Appell. Denn einen Lockdown wie in Berchtesgaden gelte es unter allen Umständen zu vermeiden. Die ÖDP-Fraktion hatte sich am Montag ebenfalls in einem Eilantrag für die Einführung der Maskenpflicht in zentralen Bereichen ausgesprochen und auf positive Erfahrungen der Stadt Erlangen verwiesen, deren Infektionszahlen sich auf niedrigerem Niveau bewegten.

Schwierig freilich könnte es werden, die Vorschriften durchzusetzen, das weiß auch der Oberbürgermeister. Die Schilder, die am Straßenrand anzubringen sind, dürften noch das geringste Problem sein. Komplizierter ist es, ausreichende Kontrollen sicherzustellen. Nicht hinnehmbar sind laut OB Zustände wie auf dem Stockmeierweg nahe dem Bahnhof. Dort drängten sich regelmäßig vor allem Schüler - meist ohne Abstand und ohne Mundschutz. Raff setzt in erster Line auf Öffentlichkeitsarbeit und darauf, dass Bürger und Besucher der Stadt erkennen, dass sie damit Freunde und Verwandte schützen, und sich deshalb an die Regelung halten. Möglicherweise werden zudem Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung abgestellt, um die Situation im Blick zu behalten. Notfalls werde man bei der Polizei um Amtshilfe bitten. Denn nur die Beamten können die Regelung auch wirklich durchsetzen. In letzter Konsequenz kann die Sache teuer werden - es drohen 150 Euro Bußgeld.

Gröbenzell geht derweil andere Wege: Raffs Amtskollege Martin Schäfer (UBV) versichert, sich gemeinsam mit Fachleuten ebenfalls alle in Frage kommenden Bereiche angesehen zu haben. Eine Maskenpflicht sei aber nicht als zielführender Weg ausgemacht worden. Denn es gibt zwar ein einziges Gebiet, in dem das ratsam sein könnte: den Bahnhof. Bahnsteige aber fallen in den Zuständigkeitsbereich der Bahn. Zudem besteht dort bereits Maskenpflicht.

An der Einschätzung haben auch die jüngst in die Höhe geschossenen Fallzahlen und die am Donnerstag erreichte Marke von 400 bei der Siebentagesinzidenz nichts geändert. Diese nämlich sind auf Infektionen im Pflegeheim zurückzuführen. Lorenz Weigl, Chef des Gesundheitsamts, bestätigte am Donnerstag die mit 30 Bewohnern hohe Zahl der positiv Getesteten. Zudem hätten sich 17 Mitarbeiter infiziert.

Martin Schäfer beobachtet die Entwicklung sehr aufmerksam, die Ausdehnung der Maskenpflicht auf feste Bereiche der Gemeinde hält er bis dato dennoch für nicht zielführend. Auch die Bürgerversammlung an diesem Freitag, bei der ohnehin Maskenpflicht gilt, hält er für verantwortbar. In zwei Wochen wird das Thema im Gemeinderat auf den Tisch kommen.

Letztlich müssen ohnehin Landrat Thomas Karmasin (CSU) beziehungsweise die übergeordneten staatlichen Stellen die Entscheidungen in dieser Sache treffen.

© SZ vom 13.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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