Olympia-Attentat 1972:Erinnerung in München und Bruck

Lesezeit: 2 min

Kultusminister Ludwig Spaenle unterstützt die Bemühungen um einen Gedenkort an die Opfer des Olympia-Attentats im ehemaligen Fliegerhorst-Tower. Jetzt kommt es auf den Bund an

Erich C. Setzwein

Im alten Tower des Fliegerhorstes Füstenfeldbruck könnte einer von zwei Erinnnerungsorten für die Opfer des Attentats vom September 1972 entstehen. Die zweite Gedenkstätte ist in München geplant. (Foto: Johannes Simon)

Die Erinnerung an die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 soll nach erklärtem Willen von Landes- und Kommunalpolitikern in München und Fürstenfeldbruck jeweils einen würdigen Ort bekommen. Nach einem ausführlichen Gespräch am Donnerstag im früheren Tower-Gebäude auf dem Fliegerhorst sprach Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle von "zwei Herzkammern eines Projekts". Zusammen mit der Wahlkreisabgeordneten Gerda Hasselfeldt wollen Spaenle, Landrat Thomas Karmasin und Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Sepp Kellerer (alle CSU) erreichen, dass der Bund als Eigentümer die historische Bedeutung des Towers erkennt und entsprechend handelt. Laut Kellerer gibt es immer wieder Anfragen privater Kaufinteressenten. Frühestens 2017 könnte es einen ständigen Gedenkort in Fürstenfeldbruck geben, in München möglicherweise schon in zwei Jahren.

Historiker und Politiker im Dialog: Im früheren Tower des Fliegerhorstes kamen Bernhard Purin (von links) vom Jüdischen Museum München, Jörg Skribeleit von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, OB Sepp Kellerer, Kultusminister Ludwig Spaenle und Landrat Thomas Karmasin zu einem Arbeitsgespräch zusammen. (Foto: Johannes Simon)

Spaenle versammelte am Donnerstag am "traurigen Originalschauplatz", wie er den Tower nannte, unter anderem den Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Jörg Skribeleit, den Direktor des Jüdischen Museums in München, Bernhard Purin, Mitglieder der interministeriellen Arbeitsgruppe sowie Karmasin und Kellerer. Diese Gespräche haben nach Ansicht Kellerers "Klarheit gebracht". Klarheit insoweit, dass es die kommunale und die landespolitische Ebene alleine nicht schaffen dürfte, so Thomas Karmasin, sondern Hilfe auf Bundesebene benötige. Hasselfeldt habe bereits ihre Unterstützung zugesagt, sagte Karmasin, es seien bereits Termine für weitere Gespräche ausgemacht worden. Spaenle setzt auf die "konzeptionelle Begleitung durch den Bundeskulturminister". Alle Beteiligten des Gesprächs hoffen offenbar auf die Einsicht des Bundes, das Grundstück mit dem Tower nicht an den Meistbietenden zu verkaufen. Zwar soll weiter über das Konzept eines Gedenkortes in Fürstenfeldbruck gesprochen werden, verwirklicht werden könnte dies aber erst nach dem Abzug der Bundeswehr und der Öffnung des Fliegerhorstgeländes für die zivile Planung.

Daneben laufen nach den Worten von Ludwig Spaenle in München Gespräche, unter anderem mit der Landeshauptstadt und der Max-Planck-Gesellschaft als Eigentümerinnen und Nutzerinnen der Häuser an der Conollystraße, wo 1972 der Anschlag palästinensischer Terroristen seinen Ausgang nahm. Auf einen konkreten Standort wollte sich Spaenle nicht festlegen lassen. "In München", lautete seine Antwort auf die Frage, wo er sich den Erinnerungsort vorstellen könne. Spaenle verglich die Konzeptarbeit mit einer Zwiebel, die man derzeit aufblättere, um die einzelnen Schichten zu füllen.

Nach Ansicht von Jörg Skribeleit und Bernhard Purin wird es vermutlich keine historische Forschung zum Olympia-Attentat, den Hintergründen, Ursachen und Folgen in Fürstenfeldbruck geben. "Das ist auserforscht", sagte Purin. Wer heute über verschwundene oder zurückgehaltene Akten von damals rede, hänge Verschwörungstheorien an. Für die beiden Museumsmacher ist allein die Fläche des Tower-Gebäudes von 1600 Quadratmetern eine Herausforderung. Eine Ausstellung allein werde das nicht füllen, so Skirbeleit. Möglicherweise gebe es aber noch andere Verknüpfungspunkte im Bildungsbereich. Derzeit ist die Ausstellung, die erstmals im September 2012 gezeigt wurde, in einem einzigen Raum des Towers untergebracht. Dort habe man den Opfern Biographien gegeben, sagte Spaenle. Eine mögliche ergänzende Nutzung brachte OB Kellerer ins Gespräch. Er erinnerte daran, dass man nach dem Abzug der Bundeswehr in irgendeiner Form die Geschichte des Fliegerhorstes zeigen müsse.

© SZ vom 18.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: