Umgestaltungspläne:Stadt Olching kritisiert Bürgerinitiative

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Die Bürgerinitiative Paulusgrube legt einen Entwurf mit deutlich reduzierter Bebauung am Bahnhof vor. (Foto: Kathrin Mayer)

Verwaltung nennt das Vorgehen der BI und des Gewerbeverbands bei deren Neuplanung der Paulusgrube "sehr befremdlich".

Von Erich C. Setzwein, Olching

Die Stadt hat Kritik an den in der vergangenen Woche erstmals von der gleichnamigen Bürgerinitiative vorgestellten Plänen zur Bebauung der Paulusgrube und das Vorgehen des örtlichen Gewerbeverbandes geübt. In einer Stellungnahme zeigte sich die Stadtverwaltung "äußerst überrascht" über die Planung der BI, die ihr nicht vorliege. Deshalb will man im Rathaus diesen Entwurf auch "inhaltlich nicht bewerten". Die in der Veranstaltung erhobenen Vorwürfe weise man zurück. Es sei "sehr befremdlich angesichts dieses sehr wichtigen Zukunftsthemas für Olching".

Die Stadt selbst hatte zu der BI-Informationsveranstaltung im Kom keinen Vertreter geschickt, der sich offiziell hätte äußern können. Aber sie hat die Berichterstattung darüber verfolgt, und es sei der Eindruck entstanden, dass "Aussagen wider besseres Wissen und Unterstellungen getätigt wurden und die Stadtverwaltung ungerechtfertigterweise und kalkuliert in ein schlechtes Licht gerückt wurde". Dies spreche weder für eine konstruktiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit, noch für eine "gute, tragfähige Lösung" für Olchings Innenstadt.

Rainer Saalfeld, Vorsitzender des Gewerbeverbandes und an der Veranstaltung im Kom beteiligt, weist dies zurück und erklärt, wie es zu der Feststellung der Stadt kam, dass die BI ihre Pläne nicht vor der Veranstaltung im Rathaus präsentiert hatte. "Wir waren noch nicht fertig." Man habe sich im August einen Termin im Kom gesichert, aber erst im September die Planung so weit abschließen können, um sie dem Stadtrat zu zeigen. Die Stadt hatte dann nach eigenen Angaben von der BI nichts mehr gehört. Mitte September, das bestätigt Saalfeld, habe man dann kurzfristig um einen Termin gebeten, in der Stadtratssitzung Ende September die Paulusgruben-Pläne im Stadtrat vorstellen zu dürfen. "Das erlaubt die Gemeindeordnung leider nicht", erläutert die Stadt. "Darauf wurden die Akteure hingewiesen, auch darauf, dass es angebracht wäre, die Stadtverwaltung und möglicherweise die Fraktionen im Stadtrat frühzeitig in etwaige neue Überlegungen einzubinden."

Der CSU-Fraktionsvorsitzende Tomas Bauer rechnet nicht damit, dass die Planung für die Paulusgrube noch in dieser Amtsperiode des Stadtrates beginnen wird. (Foto: CSU Olching)

Aus dem Stadtrat hat CSU-Fraktionsvorsitzender Tomas Bauer seine Einschätzung abgegeben. Alles in allem sei der Entwurf der Bürgerinitiative Paulusgrube "ein interessanter Diskussionsbeitrag". Doch die Ziele seien "nur bedingt wünschbar", die Umsetzung hält er für "schwer machbar". Bauer ist sich aber sicher, dass der Entwurf der Architektin Kathrin Mayer zur Meinungsbildung im Stadtrat beitragen werde. Allerdings glaubt Bauer nicht daran, dass das Projekt Paulusgrube rasch vorangebracht werde. Es werde "in der Amtsperiode dieses Bürgermeisters und dieses Stadtrats nicht mehr angegangen".

Die Stadtverwaltung verweist auf die seit Jahrzehnten diskutierten Ideen für die große Fläche am S-Bahnhof und die damit verbundenen Schwierigkeiten. Zwar seien wichtige Grundstücke von der Stadt erworben worden, doch gehörten die Bahnhofstraße bis zum Bahnhof selbst, das Bahnhofsgebäude und die Fahrradabstellanlage weiter der Deutschen Bahn.

Tomas Bauer vermisst bei der Diskussion, die die Bürgerinitiative vorantreibt, die Kalkulation. Das Konzept der Stadtverwaltung gehe davon aus, dass sich die Neubauten mindestens selbst tragen und einen noch nicht bezifferten Erlös für die Stadt bringen würden. Einen Erlös sieht Bauer beim Konzept der Bürgerinitiative nicht, weil nur öffentliche Bauten geplant sind. "Das Konzept der Bürgerinitiative rechnet laut Zeitungsberichten mit staatlichen Zuschüssen für Rathaus, Bibliothek und VHS, die in dieser Höhe zumindest ungewöhnlich und auch Steuergelder wären." In jedem Fall, so Bauer, bliebe ein hoher Finanzierungsanteil bei der Stadt. Olching könne das Geld aber in den kommenden Jahren nicht aufbringen. Nicht berücksichtigt sieht Bauer die Betriebskosten: "Sie sind für eine Stadthalle so hoch, dass Olching sie in den letzten 40 Jahren unter FWO- und SPD-Bürgermeistern nicht aufbringen konnte und auf absehbare Zeit nicht aufbringen kann."

Die Bürgerinitiative Paulusgrube um (von links) Gerald Morgner, Josef Arlt, Hubert Widmann, Rainer Saalfeld und Kathrin Mayer wird von der Stadt kritisiert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Für die BI äußert sich Rainer Saalfeld dazu. Eine Finanzierung könne man sich zum Beispiel durch den Verkauf des Rathausgrundstücks vorstellen. "Das jetzige Rathaus steht mitten in einem Wohngebiet, da würde sich ein Neubau mit Wohnungen anbieten." Auch das Gebäude, in dem die Volkshochschule derzeit sei, eigne sich für Wohnungsbau. Saalfeld wies den Einwand der Stadt zurück, dass im BI-Entwurf kein Platz für Gewerbe sei. Es stünden zwei Grundstücke zur Verfügung, sagte Saalfeld, man habe nichts gegen Gewerbe an dieser Stelle. Es dürfe nur nicht kleinteilig und damit eine Konkurrenz für die Haupstraße sein.

Die Stadt weist darauf hin, dass ihr aktueller Entwurf für die Paulusgrube aus dem Jahr 2022, der der BI bekannt sei, Nutzungen wie ein städtisches Bürgerbüro und eine neue Bücherei enthalte. Auch die Volkshochschule dort unterzubringen, sei möglich. Und "auch ein Veranstaltungssaal in der von der BI erwünschten Größe wie auch Gastronomie wäre vorhanden."

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