Kultur im Landkreis:Die Kreismusikschule bekommt ihr erstes eigenes Haus

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Einladend: Offen, hell und freundlich wirkt die frühere Polizeiinspektion in Gröbenzell. Frisch renoviert und natürlich barrierefrei beheimatet sie nun die örtliche sowie die Kreismusikschule in einem Haus. Das ist bisher im Landkreis einmalig. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bisher musste der Unterricht immer an unterschiedlichen Orten stattfinden. Nun sind die Schülerinnen und Schüler alle im renovierten ehemaligen Polizeigebäude in Gröbenzell untergebracht.

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Wer im Landkreis aufgewachsen ist und ein Instrument gelernt hat, kennt das vermutlich: Der Unterricht mit einer Lehrkraft der örtlichen oder Kreismusikschule findet eine Zeit lang beispielsweise im Klassenzimmer einer Schule statt, dann wieder in einem anderen öffentlichen Gebäude. Ein Haus für die ganze Musikschule gibt es nicht, ein Bewusstsein dafür, Teil einer Schule mit Gleichgesinnten zu sein, kam nie auf. In Gröbenzell könnte das in Zukunft anders sein. Dort findet der Musikunterricht jetzt nämlich unter einem Dach statt: in den frisch renovierten und bestens schallgedämmten Räumen der früheren Polizeiinspektion.

Entsprechend groß ist die Freude bei den neuen Nutzern. "Das hier ist das erste Gebäude im Landkreis, wo eine Gemeinde der Musikschule ein Zuhause hinstellt", unterstreicht deren Leiter Dirk Olbrich die Bedeutung dieser Einweihung. "Das ist ein Leuchtturmprojekt." Bislang waren die Unterrichtsräume der örtlichen Musikschule und der des Kreises auf fünf Standorte in Gröbenzell verteilt, darunter das Bürgerhaus. Bei den alljährlichen Betriebsausflügen beispielsweise, "gibt es immer wieder Kolleginnen und Kollegen, die sich zum ersten Mal sehen". Jetzt, wo alle Schülerinnen und 20 Lehrkräfte in einem Gebäude musizieren, entstehe ein ganz anderes Bewusstsein, eine Art Gemeinschaftsgefühl. Der Musikschulen-Leiter sieht bereits ganz neue, viel bessere, Voraussetzungen für Konzerte sowie eine neue Art von Kooperation unter den Kollegen, die sich ja teilweise erst einmal kennen lernen müssen.

Raum für Chorproben und kleine Konzerte: Das größte Zimmer bietet der Musikschule ganz neue Möglichkeiten. Früher waren hier zwei Büros untergebracht, darunter das des Inspektionsleiters. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Stolz und glücklich steht Olbrich mit Architekt Michael Adlwärth, Bauamtsleiter Markus Groß, Flöten- und Conga-Lehrerin Beate Juttner und Bürgermeister Martin Schäfer im größten Raum, etwa 40 Quadratmeter. Hier komme der Flügel hinein; für Chorproben, musikalische Früherziehung und sogar kleine Konzerte biete das Zimmer ausreichend Platz, schwärmt er. Dort, wo die Gruppe sich gerade aufhält, im westlichen Teil des aus den Siebzigerjahren stammenden Gebäudes, waren zu Polizei-Zeiten zwei Büros untergebracht, auch das des damaligen Chefs der Inspektion, erläutert der Planer vom Puchheimer Architekturbüro Grandtner & Adlwärth. Die Zwischenwände wurden herausgerissen, die Fenster im gesamten Komplex deutlich vergrößert. "Vorhanden waren so schießschartenartige T-Fenster", vergegenwärtigt der Architekt die einstige Optik des Gebäudes an der Münchner Straße mit den charakteristischen roten Backsteinen.

Die großen Fenster zusammen mit einer Umgestaltung des Außenbereichs lassen das Haus nun einladend, hell und freundlich wirken. Der Eingangsbereich vor der Tür wurde geweitet, die Treppe entfernt. Selbstverständlich ist das Gebäude jetzt nach der etwa 1,3 Millionen Euro, davon wurden mehr als 800 000 Euro bezuschusst, teuren Umgestaltung barrierefrei. Ein Lift, der nachträglich neben der zentralen Treppe ins Untergeschoss eingebaut wurde, wirkt wie ein architektonisches Element.

Schick und unerlässlich: Architekt Michael Adlwärth präsentiert den neu eingebauten Aufzug, der die frühere Polizeiinspektion barrierefrei macht. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Ergebnis sind nun elf Unterrichtsräume in unterschiedlichen Größen zwischen elf und 40 Quadratmeter in zentraler Lage in Gröbenzell. Bürgermeister Martin Schäfer betont mit Blick auf die eingeplanten Kosten sowie die Dauer der Arbeiten von etwa einem Jahr: "Eine Punktlandung, was in diesen Zeiten schon etwas Besonderes ist". Auch dass die Besitzer, eine Eigentümergemeinschaft, der Umgestaltung zustimmten, sei keine Selbstverständlichkeit.

Bereits vor dieser Maßnahme hatte die Gemeinde 300 000 Euro für den ersten Bauabschnitt ausgegeben. Nach dem Auszug der Polizei 2018 wurde ein Teil des Gebäudes für den Familienstützpunkt saniert. Vor der nun abgeschlossenen Sanierung wurden die Räume zwischenzeitlich von Teilen der Gemeindeverwaltung benutzt, während um die Ecke das neue Rathaus entstanden ist. "Auch in den Schulen und im Bürgerhaus werden so dringend benötigte Räume frei", weist Schäfer auf einen weiteren Aspekt hin.

Bleibt noch der Schallschutz - für eine an einer Hauptstraße gelegene Musikschule besonders bedeutend, wie Adlwärth und Groß betonen. "Man hört, dass man nichts hört", stellt Groß zufrieden fest, nachdem draußen ein Laster vorbeigefahren ist. Für dieses Ergebnis wurden unter anderem schalldämmende Lüftungselemente in die Fenster integriert und beiderseits von Zwischenwänden, Boden und Decken so genannte "biegeweiche Versatzschalen" verbaut. Jetzt kann der Unterricht für Schlagzeug neben dem für Geige oder Querflöte stattfinden.

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