Landkreis Fürstenfeldbruck:Politik und Wetter - zunehmend wechselhaft

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Wetterkapriolen, schlechtes Image - aber das Hauptproblem ist die Politik: Die Landwirte sehen sich von den Kommunen in die Enge gedrängt.

Stefan Salger

Die Landwirte im Landkreis klagen einerseits über ein schlechtes Image bei der Bevölkerung, andererseits über die Folgen der europäischen Landwirtschaftspolitik. Bei der diesjährigen Erntepressefahrt in Alling wurde deutlich, dass die Wetterkapriolen der vergangenen Monate den Bauern zwar Ertragseinbußen bescheren, die Hauptprobleme aber in anderen Bereichen liegen.

Die Wetterkapriolen werden den Landwirten in diesem Jahr deutliche Ertragseinbußen bescheren. Doch die Hauptrobleme sieht der Bauernverband woanders. (Foto: Johannes Simon)

Rund 700 Voll- und Nebenerwerbslandwirte bewirtschaften im Landkreis Fürstenfeldbruck 1.8000 Hektar Ackerland und 4000 Hektar Grünland oder führen Milchvieh- sowie Mastbetriebe. Sie fühlen sich zunehmend in die Enge getrieben. BBV-Kreisobmann Johann Drexl meint das durchaus wörtlich, denn landwirtschaftliche Betriebe haben kaum mehr eine Möglichkeit zu wachsen. In der Konkurrenz zu Baugebieten gerate man regelmäßig ins Hintertreffen.

Drexl fordert deshalb von den Gemeinden, endlich Gesamtkonzepte für ihre Gebiete auszuarbeiten, in denen die Belange der Landwirtschaft gleichberechtigt berücksichtigt werden. Wenn Baugebiete aber, wie in Maisach, um produzierende Betriebe herum wüchsen oder, wie in Mammendorf, Supermärkte neben Höfen angesiedelt würden, dann, so Drexl, seien Konflikte programmiert. Albert Höcherl, Pflanzenexperte des Amts für Landwirtschaft, bestätigt, dass mehr Bürger als früher die Arbeit der Landwirte kritisch beäugen und sich Beschwerden häufen. Als Beispiel verweisen die Landwirte auf den in Alling geplanten Schweinemaststall, dessen Bau per Bürgerentscheid zumindest verzögert worden ist.

Durch die voranschreitende Bürokratie gerät die heimische Landwirtschaft nach Drexls Worten ebenso unter Druck wie durch die weltweite Konkurrenz mit Betrieben, die in anderen Ländern viel weniger Umweltauflagen zu erfüllen haben. Der Politik weist auch Markus Friedinger, dessen Hof am Donnerstag besucht wurde, eine eher unrühmliche Rolle zu. Der Zickzackkurs bei der Förderung von Rapsöl zeige, wie wenig Planungssicherheit Landwirte noch hätten: "Der Bereich ist kaputtgemacht worden, die Verlässlichkeit der Politik hat abgenommen." Gleichwohl betont Friedinger, dass der Beruf des Landwirts bei allen Abstrichen nach wie vor ein Traumberuf sei. Kein Einzelfall: Die Ausbildungszahlen im Landkreis steigen, das Niveau gilt als sehr gut.

Der Friedinger-Hof in Alling ist für den Landkreis durchaus typisch. Der heute 63-jährige Vater bewirtschaftet den Betrieb gemeinsam mit dem 34-jährigen Sohn. Als zweites Standbein bieten sie Unterstellmöglichkeiten für bis zu 30 Pensionspferde. Angebaut werden neben Winterraps und Winterweizen vor allem Körnermais, Sommergerste, Hafer und Kartoffeln. Weil dem feuchten und kühlen Frühjahrim Juli Hitze und Trockenheit folgten, erwarten die Friedingers ebenso wie für den Mais eine etwa um 20 Prozent reduzierte Ernte.

Vor allem Quantität und Qualität des Weizens sind betroffen, im Vergleich zum Backweizen wird der Anteil des Futterweizens wohl steigen. Nicht zuletzt wegen der in Russland befürchteten großen Ernteausfälle wird der Weizenpreis um rund 20 Prozent auf 15 Euro pro Doppelzentner steigen und damit auf einem mittleren Niveau liegen. Die "nicht existenzbedrohende, aber unterdurchschnittliche Ernte" werde durch die höheren Preise letztlich nicht kompensiert, sagt der stellvertretende BBV-Kreisobmann Josef Wörle. Drexl betont, dass die Deutschen lediglich elf Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben und der Landwirt am Verkaufspreis einer Bäckersemmel lediglich mit 0,6 Cent beteiligt sei.

Wegen des anhaltenden Regens sind die meisten Äcker mit Hafer, Weizen und Sommergerste im Landkreis noch nicht abgeerntet. Ist das Getreide abgetrocknet, dann dürfte es Wörle zufolge lediglich etwa sechs Tage dauern, bis die gesamte Ernte eingebracht ist.

© SZ vom 06.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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