Kloster Fürstenfeld:Werbung auf eigene Faust

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Gerhard Derriks präsentiert die von ihm finanzierten Broschüren über die Kultureinrichtungen im Kloster Fürstenfeld, in Begleitung von deren Vertreterinnen Verena Beaucamp (von links), Barbara Kink, Alicia Henry und Claudia Hassel. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Vier Kultureinrichtungen im Kloster Fürstenfeld stellen eigene Broschüren vor. Auslöser war Frust über mangelnde Werbung durch die Stadt.

Von Carim Solimann, Fürstenfeldbruck

"Das Heft ist nicht das Papier wert, auf dem es gedruckt ist!" Gerhard Derriks hat sich in Rage geredet. Den Gegenstand seiner Wut hält er in der Hand, anklagend reckt er ihn hin und wieder in die Höhe. Auf dem Cover ist eine junge Frau abgebildet. Im Kontrast zu Derriks Verstimmung planscht sie vergnügt und barfuß unter der Fürstenfeldbrucker Amperbrücke, im Hintergrund strahlen die weißen Fassaden der Kirche Sankt Leonhard. "Geschichten und Gesichter einer Stadt am Fluss" steht in großen Lettern über der idyllischen Szene.

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Gerhard Derriks ist erbost über den aktuellen Stadt- und Freizeitführer der Kreisstadt, weil ihm die Kultur im Kloster Fürstenfeld darin einfach viel zu kurz kommt. Seine Kritik sei bei den Verantwortlichen auf taube Ohren gestoßen, seinen langen Brief habe bis heute niemand beantwortet. Nun hat der das Heft, genauer gesagt die Hefte, selbst in die Hand genommen.

Für drei im Kloster angesiedelte Kultureinrichtungen, das Museum Fürstenfeldbruck, das Kunsthaus Fürstenfeldbruck und die Kulturwerkstatt Haus 10, hat Derriks eine Broschüre erstellt, außerdem für die "Skulpturen am Wegesrand" seiner Stiftung. Auch die Finanzierung der Broschüren laufe hauptsächlich über die Stiftung, die seinen Namen trägt. Den Rest steuere er aus seinem Privatvermögen bei, erklärt Derriks bei der Präsentation der Infohefte im Foyer des Museums Fürstenfeldbruck. Künftig liegen sie für Interessierte auf dem Klostergelände aus, zu erkennen an ihrem weinroten Umschlag. Die einheitliche Gestaltung soll die gemeinsame Sache zum Ausdruck bringen.

Den Inhalt hat jede der Einrichtungen hingegen selbst gestaltet, kurz und bündig stellen sie sich und ihre Arbeit vor. Das Museum bewirbt seine drei Dauerausstellungen, zum Beispiel zur Klostergeschichte. Außerdem zeigt es Plakate seiner kunsthistorischen Sonderausstellungen aus über zwanzig Jahren. Das Haus 10 bietet Einblick in seine Ausstellungs- und Herstellungsräume für unterschiedliche Kunstformen. Die Broschüre des Kunsthauses zeigt Bilder aus den zahlreichen Kulturveranstaltungen, die es beherbergt. Und eine Karte führt im Heft zu den Skulpturen am Wegesrand von einem Exponat zum nächsten.

"Wenn Sie die blaue markierte Seite aufschlagen, sehen Sie, was ich meine." Gerhard Derriks setzt seine Inquisition gegen den Stadtführer fort. Die Seiten mit den schlimmsten Vergehen hat er zum Mitlesen mit farblich unterschiedlichen Klebestreifen markiert. Einen ersten Versuch, ihn zu bremsen, unternimmt Verena Beaucamp. Die stellvertretende Museumsleiterin müsse "da mal gegensteuern". Sie fühle sich von der Stadt durchaus unterstützt. Alicia Henry und Claudia Hassel, die im und für das Haus 10 aktiv sind, pflichten ihr bei. Für sie sind die roten Hefte vor allem eine Chance, sich besser zu vernetzen. Für Kunstschaffende sei es außerdem wichtig, so sichtbar zu sein wie möglich. Barbara Kink, Leiterin des Museums, fasst es so zusammen: "Für uns sind die Broschüren kein Korrektiv, sondern eine Ergänzung."

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