Kommunalwahl im Landkreis:Angezählt

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Die CSU verliert sechs Mandate, die SPD-Fraktion halbiert sich sogar und ist nur noch vierte Kraft. Und mit der AfD und der Linken kommen zwei weitere Parteien im künftigen Fürstenfeldbrucker Kreistag hinzu

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Alternative für Deutschland (AfD) und die Linke haben erstmals den Einzug in den Kreistag geschafft, deshalb werden dort Vertreter von insgesamt neun Parteien und Gruppierungen Politik machen. Gewinner sind wie in vielen Gemeinde- und Stadträten auch im Kreistag die Grünen. Mandate verloren haben CSU und SPD. Die SPD-Fraktion wird nur noch halb so groß sein wie bisher. Mehr als ein Drittel der künftigen Kreistagsmitglieder - 25 von 70 - sind neu.

Mit 24 Prozent der Stimmen und 17 Mandaten werden die Grünen mehr zu sagen haben als bisher. Das beste Einzelergebnis holte ihr bekanntester Protagonist, der Gröbenzeller Landtagsabgeordnete Martin Runge, vor Jan Halbauer. Die beiden sind als Abgeordneter und wissenschaftlicher Mitarbeiter nicht nur beruflich miteinander verbunden, sondern sitzen auch weiterhin gemeinsam im Kreistag. Halbauer hatte auch noch für das beste Ergebnis eines Grünen-Landratskandidaten gesorgt. Weil die Fraktion von zehn auf 17 Mandate anwachsen wird, werden auch neun Neue einziehen: Spitzenkandidatin Barbara Helmers, Gina Merkl, Angelika Simon-Kraus, Christian Huber, Sophie Schuhmacher, Kreissprecher Andreas Birzele, Johanna Mellentin, Christine Wunderl und Hans Sautmann. Weiter dabei sein werden Ingrid Jaschke, Johann Märkl, Christian Stangl, Christina Claus, Daniel Holmer und die von Platz 31 auf Platz acht vorgehäufelte Agnes Dürr.

Nach Landrat Thomas Karmasin, der auch als Spitzenkandidat der CSU-Liste angetreten war und mehr als 64 000 Stimmen sammelte, erhielten die beiden Abgeordneten für Bundestag und Landtag, Katrin Staffler und Benjamin Miskowitsch, und gleich danach die Rathauschefs aus Maisach und Germering, Hans Seidl und Andreas Haas, die meisten Stimmen auf Seiten der CSU. Von 44 auf 37 Prozent ist die CSU in der Wählergunst gesunken und hat deshalb fünf Mandate verloren und damit auch einige etablierte Kreisräte wie Dieter Rubenbauer und Margret Kopp. Neu dazu gekommen sind Brucks Oberbürgermeister Erich Raff, Thuy Tran, Maximilian Gigl, JU-Kreisvorsitzender Wolfgang J. Vogt, Schulamtsleiterin Bettina Betz und Metzgerinnungs-Obermeister Engelbert Jais, den die Wähler von Platz 37 auf 15 rückten. Nach 48 Jahren im Kreistag wird Brucks ehemaliger OB Sepp Kellerer nicht mehr dabei sein. Er hatte sich ohnehin bewusst auf den letzten Platz setzen lassen, um nur noch Stimmen für die Partei zu sammeln. Mehr als 30 000 sind zusammengekommen (nahezu genau so viele wie für seinen Sohn Martin), damit wurde er auf Platz 34 vorgehäufelt. Ausscheiden werden auch Hubert Jung, Johann Drexl und Johann Stürzer, die ebenfalls am Listenende standen, wie auch der ehemalige Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet, der nicht mehr kandidierte.

Die meisten Wähler, die ihr Kreuz auf dem riesigen Kreistags-Wahlzettel bei der CSU gemacht haben, gibt es in Moorenweis, Jesenwang, Hattenhofen und Oberschweinbach. Am engsten beieinander ist das Abschneiden von CSU und Grünen in Grafrath (36 zu 33 Prozent), am weitesten auseinander in Moorenweis (49 zu 14 Prozent). Grünen-Hochburg ist Grafrath, die meisten Anhänger der Freien Wähler sitzen in Mammendorf (30 Prozent). Die meisten Stimmen für AfD-Kandidaten gab es in Mittelstetten und Oberschweinbach (je sechs Prozent), das beste Ergebnis für die SPD in Puchheim und Olching (15 Prozent).

Die beiden CSU-Granden Sepp Kellerer und Reinhold Bocklet (von links) sind nicht mehr dabei. (Foto: Matthias F. Döring)

Halbiert hat sich die SPD-Fraktion, die mit zehn Prozent der Stimmen sechs ihrer bisher 13 Mandate abgeben muss. In Christoph Maier, ihrem deutlich geschlagenen Landratsbewerber, bekommt sie einen neuen Kreisrat hinzu, der allerdings auf weniger Stimmen kam als die etablierten Kreisräte Kathrin Sonnenholzner, Michael Schrodi und Andreas Magg. Nicht mehr mit dabei sein werden Peter Falk, der von Platz 51 auf 16 vorgehäufelt wurde, Puchheims früherer Bürgermeister Herbert Kränzlein, die Kreisrätinnen Margit Quell, Gabi Riehl und Birgit Regler. Ulrich Schmetz, einer der Landratsstellvertreter, und Tinka Rausch waren nicht mehr angetreten.

Den Schwung, in Bayern seit anderthalb Jahren Regierungspartei zu sein, konnten die Freien Wähler (FW) im Landkreis nicht mitnehmen. Sie verfehlten ihr Ziel, "zehn Mandate plus x" für den Kreistag zu erringen. Es bleibt wie bisher bei acht. Neu für die FW in den Kreistag einziehen wird ihre Landratsbewerberin Sandra Meissner, die bis zum Übergang in die neue Amtsperiode noch Bürgermeisterin von Kottgeisering ist. Sie holte das beste Ergebnis - 25 Stimmen vor Mammendorfs Bürgermeister Josef Heckl. Neu dabei sein wird auch der Landtagsabgeordnete Hans Friedl. Dem Gremium erhalten bleiben Michael Schanderl, als dann ehemaliger Bürgermeister von Emmering, Gottfried Obermair, Rudi Keckeis und Johann Thurner. Georg Huber, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, schaffte als Achter den Einzug für die FW in den Kreistag. Die auf die Listenplätze drei und sieben gesetzten Kandidatinnen Gudrun Horn und Fee Huber schafften es ebenso wenig wie Bernd Heilmeier, der vor einem Dreivierteljahr nachgerückt war, sowie Kreisbäuerin Karin Sepp. Johann Wieser, einer der Landratsstellvertreter, trat nicht mehr an. Gerhard Landgraf, Altbürgermeister von Maisach, ließ sich auf den letzten Platz setzen und darf politisch nun in den Ruhestand.

Nicht mehr dazu gehören wird künftig SPD-Fraktionssprecher Peter Falk. (Foto: Matthias F. Döring)

Die FDP bleibt bei zwei Sitzen, die wie bisher Klaus Wollenberg und Ulrich Bode einnehmen werden, die nur 285 Stimmen auseinander liegen. Peter Münster aus Eichenau, einziger FDP-Bürgermeister im Landkreis, führt die Liste der Nachrücker an. Die Unabhängigen Bürgervereinigungen (UBV) verlieren einen Sitz. Kreisräte bleiben Martin Schäfer und Jakob Drexler, neu hinzukommen wird Christian Götz aus Fürstenfeldbruck. Nicht mehr dabei sein wird Klaus Quinten. Und auch der ehemalige Kreisheimatpfleger Toni Drexler, der das Listenende zierte, muss nicht mehr Kreisrat werden, obwohl er von den Stimmen her das achtbeste Ergebnis aller 70 UBV-Kandidaten erhielt.

Künftig zu dritt können ÖDP und Parteifreie agieren. Neben ihrem deutlich besten Stimmensammler Max Keil zieht auch Landratsbewerber Christian Holdt wieder in den Kreistag ein, als Novizin ergänzt Spitzenkandidatin Carmen Greiff das bisherige Duo. Neu im Kreistag mitmischen werden in Zukunft sowohl die Linke als auch die AfD. Die Linke wird ihr Spitzenkandidat Jörn Weichold vertreten, Landratskandidatin Ernestine Martin-Köppl schaffte es nicht ins Gremium. Die AfD erhält drei Mandate, fünf hielt sie vor der Wahl für realistisch. Sie wird mit Christian Müller, Rolf Ertel und Florian Jäger vertreten sein. Die konstituierende Sitzung des neuen Kreistags soll laut Terminplan am 18. Mai stattfinden.

© SZ vom 18.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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