Natur und Umwelt:Gute Heimat für Wildtiere und Pflanzen

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Der Puchheimer Wildbienengarten. (Foto: Günther Reger)

Puchheim will noch insektenfreundlicher werden. Die Stadt ist Mitglied bei Kommbio und will mehr als tausend Grüninseln naturnah gestalten.

Von Ingrid Hügenell, Puchheim

Die Stadt Puchheim hat schon viel getan, um nicht nur ihren Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch Wildtieren und -pflanzen eine gute Heimat zu sein - mit Blumen- und Streuobstwiesen, dem Stadtnaturpfad und einem Wildbienengarten. Aber es geht noch mehr. Und so sollen jetzt auch die Grüninseln in der Stadt ökologisch gestaltet werden. Umwelt- und Gartenbauamt wollen dabei eng zusammenarbeiten. Die Inseln haben großes Potenzial - mehr als tausend sind laut Monika Dufner, Leiterin des Umweltamts, erfasst.

Doch die Pflege naturnaher Flächen und die Gestaltung neuer Bereiche seien schwieriger als gedacht. Wie sie kürzlich bei einem Pressegespräch erläuterte, hat sich die Stadt deshalb für eine Beratung durch den Verein Kommbio beworben und diese auch erhalten. Zwei Experten des nach eigenen Angaben "größte deutsche Netzwerk für naturnahe Kommunen" mit Sitz in Radolfzell am Bodensee waren Ende April für zwei Tage in Puchheim. Der Name steht für "Kommunen für biologische Vielfalt".

Mitarbeiter des Gartenbauamts (hinten) sowie (vorne von links) Lydia Winberger, Umweltreferentin des Stadtrats, Andrea Meiler und Uwe Messer vom Bündnis Kommbio, Markus Köhn, Leiter des Gartenbauamts (Mitte), Monika Dufner, Leiterin des Umweltamts (vorne in der Mitte) und Bürgermeister Norbert Seidl (Vierter von rechts) vor dem Rathaus (Foto: Ingrid Hügenell)

Kommbio ist ein Zusammenschluss deutscher Kommunen, der 2012 als Verein gegründet wurde. 394 der etwa 8000 Städte und Gemeinden in Deutschland sind dabei, darunter die Großstädte Hamburg und Berlin, München und Stuttgart wollen beitreten. "30 Millionen Bürger sind vertreten", sagte Uwe Messer von der Kommbio-Geschäftsstelle und Projektleiter des Labels "Stadt-Grün-naturnah". Die Kommunen müssten keine Aufnahmekriterien erfüllen und sich zu nichts verpflichten. "Es gibt sehr aktive und eher stille Mitglieder."

Über den Verein können die Kommunen Informationen austauschen, sie werden bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Fortbildungen für kommunale Angestellte sowie gemeinsame Aktionen und Projekte werden angeboten. Auf der Homepage des Bündnisses findet man Praxisbeispiele - von der Blumenwiese im Park über Artenschutzmaßnahmen für Insekten, Vögel und Amphibien bis zum "grünen Klassenzimmer".

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Ein Projekt von Kommbio ist N.A.T.U.R., das steht für "Nachhaltiger Artenschutz durch Theorie und Umsetzung im besiedelten Raum". Es unterstützt Kommunen vor Ort bei der praktischen Umsetzung von Ideen für mehr Artenvielfalt. Andrea Meiler, Projektleiterin von "N.A.T.U.R.", war mit Uwe Messer nach Puchheim gekommen.

Zunächst schauten sich die beiden zusammen mit Mitarbeitern des städtischen Gartenbauamts und des Umweltamts die Flächen an. Die Leute, die nachher die Arbeiten ausführen sollen, werden in den Prozess einbezogen und intensiv geschult. Denn auch die naturnahen Flächen benötigen Pflege, so müsse man wissen, welche jungen Pflanzen man wachsen lassen dürfe und welche man besser gleich jäte, sagt Bürgermeister Norbert Seidl (SPD). Einbezogen wurde auch Lydia Winberger (Grüne), die Umweltreferentin des Stadtrats.

Für Markus Köhn, den Leiter des Puchheimer Gartenbauamts, ist es wichtig, dass die Pflege der neuen naturnahen Flächen möglichst rationell ist. Denn sein Amt habe weitere Aufgaben zu bewältigen, etwa die Baumpflege, sagte er beim Pressegespräch. Eigentlich brauche das Amt ein bis zwei Mitarbeiter mehr - ein Anliegen, das beim Bürgermeister auf offene Ohren stieß. "Möglichst pflegeleicht soll es sein", so fasste Dufner das Anliegen des Gartenbauamts zusammen. Es sollen nun in Puchheim vor allem Staudenbeete entstehen, angepasst an den jeweiligen Standort.

Magere, eingesäte Wiesenflächen soll es weniger entstehen. Denn davon hat Puchheim bereits einige, unter anderem beim Ikarus-Center, einem großen Gewerbepark. Dufner hält überdies wenig davon, großflächig Oberboden abzutragen. Lieber solle man zunächst Fettwiesen anlegen und diese nach und nach ausmagern, indem man nicht düngt. "Eine Wiese entwickelt sich, das muss man vermitteln." Zur Pflege sollen auch weitere "Grünpaten" geworben werden - Anlieger, die sich um die Grünflächen in ihrer Straße kümmern. Davon gebe es schon einige, sagte Dufner, die meisten machten ihre Sache sehr gut.

Akzeptanz der Bürger

Die Puchheimer müssten sehen, dass die Flächen gepflegt werden, sagte Köhn weiter. "Es braucht die Akzeptanz der Bürger", bekräftigte Seidl. "Die einen erkennen den Wert, die anderen wollen es aufgeräumt und gemäht." Es sei wichtig zu erklären, was da tue und warum.

Der Stadtrat jedenfalls steht hinter der Idee, dass die Puchheimer Flächen naturnäher werden sollen und hat schon 2020 einen entsprechen Beschluss gefasst. "Wir wollen, dass es grünt und blüht", sagte Winberger. "Wir haben auch schon viel vorangebracht", sagte Dufner, und Seidl verwies auf die Vorbildfunktion, die die Stadt habe.

Was Dufner, Seidl und die anderen Beteiligten freut: Die Beurteilung der vorhandenen Flächen durch die Kommbio-Experten fiel positiver aus als gedacht - sogar bei denen, die das Umweltamt selbst eher nicht so gut beurteilt hatte. Deshalb wird sich Puchheim nun wohl um das Kommbio-Label "StadtGrün naturnah" bewerben. Uwe Messer stellte schon mal in Aussicht, Puchheim habe schon so viele Projekte zur Artenvielfalt, dass die Aussichten gut seien, die Auszeichnung auch zu erhalten.

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