Katholische Kirche:Die Kandidaten winken ab

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Ruhe und Kontemplation finden sich bei einem Besuch in den Kirchen im Landkreis wie hier in Olching. (Foto: Johannes Simon)

Nach dem Tod von Martin Bickl soll ein neuer katholischer Dekan gewählt werden. Warum niemand die Aufgabe übernehmen will.

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Die Wahl des Nachfolgers des im vorigen Jahr gestorbenen katholischen Dekans Martin Bickl ist am Mittwochabend im Pfarrsaal von Eichenau ohne Ergebnis abgebrochen worden. Keiner der drei vorgeschlagenen Kandidaten wollte die zusätzliche Aufgabe übernehmen. Damit übt der stellvertretende Dekan Wolfgang Huber, Leiter des Pfarrverbands Mammendorf, dieses Amt wie seit einem Jahr vorerst weiterhin kommissarisch aus. Um Huber zu entlasten, haben ihm zwei Pfarrer angeboten, sich für eine Übergangszeit die Aufgabe mit ihm zu teilen.

Für dieses Verhalten gibt es eine Erklärung: Die anstehende Dekanatsreform im Erzbistum, die gravierende Veränderungen mit noch nicht absehbaren neuen Aufgaben für Dekane mit sich bringt. Die Weigerung, sich zum Dekan wählen zu lassen, ist also auch eine Reaktion auf die Reformbestrebungen von Kardinal Reinhard Marx.

Mammendorfs Pfarrer Wolfgang Huber will sich mit zwei Kollegen vorerst die Aufgaben des Kreisdekans teilen . (Foto: Carmen Voxbrunner)

Weil der Kardinal die Wahl abschaffen und die Dekane künftig selbst ernennen will und diesen Dekanen außerdem künftig mehr organisatorische Aufgaben übertragen werden, konnte keiner der Vorgeschlagenen einschätzen, was auf ihn zukommt. Auch das ist ein Grund für die Verweigerung. Das Ergebnis des abgebrochenen Wahlgangs wird nun dem Generalvikar im Ordinariat mitgeteilt. Ob das Ordinariat dieses akzeptieren wird, ist offen.

Wie Pfarrer Huber am Donnerstag auf Anfrage der SZ erklärte, sei das nicht die erste Dekanatswahl, die im Kontext der anstehenden Reform ohne Ergebnis endete. Dass sich auch in anderen Dekanaten mehrere Pfarrer die Aufgaben des Dekans teilen wollen, sei ihm nicht bekannt.

Nach dem Konzept des Kardinals sollen die ernannten Dekane künftig Dienstvorgesetzte ihrer Pfarr- und Priesterkollegen werden und mit ihnen unter anderem Mitarbeitergespräche führen. Zudem soll die Zahl der Seelsorgebereiche in der Diözese, nicht anderes sind Dekanate, von bisher 48 auf 18 schrumpfen. Es ist jedoch nicht vorgesehen, das Dekanat Fürstenfeldbruck, das nicht den gesamten Landkreis umfasst, zu vergrößern oder zu verkleinern.

Es geht also letztlich auch darum, mit weniger Seelsorgern mehr Aufgaben zu bewältigen. Zudem sieht eine weitere Reform vor, dass es infolge des Priestermangels in sieben Jahren, also von 2030 an, für einen Pfarrverband jeweils nur noch eine halbe Pfarrstelle geben soll. Damit müssten sich die schon jetzt in der Regel mit der Betreuung von mehreren Pfarreien überlasteten Pfarrer in absehbarer Zeit um bis zu acht oder zehn Pfarreien kümmern.

Bisher ist ein Dekan den Pfarrern und Priestern im Dekanat gleichgestellt. Als Erster unter Gleichen übt er nur eine Art ungeklärter, diffuser Sprecherrolle seiner Kollegen aus. Klar ist jedoch, dass er nicht deren Vorgesetzter ist, was schon bisher evangelische Dekane sind. Zu den Aufgaben eines katholischen Dekans gehört es, die Kirche nach außen zu vertreten, indem er Repräsentationsaufgaben wahrnimmt.

Außerdem bereitet er die regelmäßigen Dekanatskonferenzen vor. Das erfolgt in Fürstenfeldbruck schon seit Längerem im Team. Und er vertritt das Dekanat bei oft mehrtägigen innerkirchlichen Konferenzen und ist geborenes Mitglied in katholischen Einrichtungen und Organisationen, im Landkreis zum Beispiel beim Brucker Forum.

Nach ersten Überlegungen wollen sich Huber und seine zwei Unterstützer bis zur Ernennung des künftigen Dekans durch den Kardinal die Aufgaben so teilen: Stimmt das Ordinariat der Lösung zu, würde Huber die Repräsentationsaufgaben und die Vorbereitung der Dekanatskonferenzen behalten, ein anderer Pfarrer könnte den Part der Konferenzen übernehmen, ein weiterer die Vertretung bei kirchlichen Einrichtungen. Wann der Kardinal seine Reform umsetzt, ist unbekannt.

Im Dekanat Fürstenfeldbruck gibt es nur noch sechs Pfarrer oder Pfarradministratoren, die einen Pfarrverband oder die Pfarrei Gröbenzell als letzte verbliebene eigenständige Pfarrei leiten. Diese sechs Personen standen als potentielle Kandidaten zur Wahl. Da die Dekanatskonferenz unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, wollte Huber nicht die Namen der drei vorgeschlagenen Kandidaten nennen. Das liegt auch daran, dass noch nicht geklärt ist, welcher seiner Pfarrkollegen ihn von welcher Aufgabe entlasten soll.

Wesentlich größer war die Zahl der Wahlberechtigten. Stimmberechtigt ist neben den zurzeit 41 hauptamtlichen Seelsorgern als Vertreter der Laien auch der Dekanatsratsvorsitzende Markus Mayer aus Gröbenzell. Zu den 41 Seelsorgern gehören im Dekanat neben 17 geweihten Priestern und zehn Diakonen acht Pastoral- und sechs Gemeindereferenten. Die beiden letztgenannten Ämter können auch Frauen ausüben.

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