Artenschutz:Freiheit für Hirsch und Hummel

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Rotwild gibt es im Landkreis durchaus, allerdings nur in Hirschgehegen. Hier Platzhirsch Franz-Josef vom Puchheimer Kreuthof mit einem Teil seiner Herde. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Bayerische Jagdverband entdeckt seinen Sinn für Ökologie. Er wirbt für freies Rotwild und unordentliche Gärten.

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Der Jäger, vor allem der aus Kurpflanz, so wollen es das Klischee wie auch das Volkslied, reitet durch den grünen Wald. Dort schießt er das Wild, grad wie es ihm gefällt. Juja juja. Das ist so allerdings nicht richtig und war es vermutlich nie. Im Landkreis Fürstenfeldbruck jedenfalls nutzen die Jäger eher Hochstände als Pferde für die Jagd und sie sehen sich selbst durchaus als Naturschützer. Der Bayerische Jagdverband hat definitiv einen Sinn für Ökologie entwickelt, den er per Pressemitteilung gerne mit der Öffentlichkeit teilt.

In einer dieser Aussendungen setzt sich der Jagdverband dafür ein, dass das Rotwild sich künftig auch in Bayern frei bewegen darf. Bisher sollen alle Hirsche und Hirschkühe, die außerhalb der wenigen festgelegten Rotwildgebiete angetroffen werden, von den Jägern geschossen werden. Doch was Wolf und Luchs, Biber und Fischotter gestattet ist, solle auch für das Rotwild gelten, fordern die Jäger - sich im gesamten Freistaat frei bewegen zu dürfen. Durch die Beschränkung auf die Gebiete, die nur 14 Prozent der Fläche Bayerns umfassen, drohten den größten Säugetieren Schäden durch Inzucht und womöglich sogar das Aussterben, fürchten sie.

Hätte der Jagdverband mit seinem Ansinnen Erfolg, stünden die Chancen dennoch schlecht, dass im Landkreis Fürstenfeldbruck Rotwild außerhalb der Hirschgehege auftaucht. Das meint jedenfalls Michael Pöllmann, Pressesprecher des Kreisverbands der Jäger. Schließlich sei auch bisher schon kein Rotwild von der Isar bei Freising oder vom Alpenrand an die Amper gewandert. Pöllmann lässt auch durchblicken, dass die Jäger womöglich die gesetzlichen Vorgaben für den Abschuss des Rotwilds nicht ganz streng umsetzen. Denn Hirsche seien gar nicht so leicht zu erwischen.

Der Jagdverband hat inzwischen auch ein Thema entdeckt, das seit fast vier Jahren in Bayern landauf, landab diskutiert wird: die Artenvielfalt. Auch im kleinsten Garten könne man etwas für zahlreiche Tiere tun, heißt es in einer weiteren Aussendung. Mit einfachen Mitteln könne man ihnen im Herbst "eine behagliche Winterstube einrichten". In dieser Mitteilung empfiehlt der Jagdverband, Unordnung im Garten zuzulassen.

Wilde Ecken mit Laub und Reisig sowie Totholzhaufen, die bis mindestens im April, am besten aber gleich über die Jahre dort belassen würden, böten Insekten, Igeln, Reptilien und Amphibien Nahrung, Unterschlupf und Winterquartier, heißt es da. In Hecken aus heimischen Pflanzen könnten Vögel geschützt brüten, und mit dem herbstlichen Setzen von Zwiebelpflanzen wie Krokussen und Märzenbecher könne man im Frühjahr Bienen und Hummeln erfreuen. Das ist nicht gerade neu, aber trotzdem eine schöne Idee.

Igel, Frösche, Vögel, Bienen - alles kein jagdbares Wild. Aber die Jäger haben offenbar verinnerlicht, dass in der Natur alles mit allem zusammenhängt und der Schutz der kleinsten Tiere in den kleinsten Gärten am Ende auch den Rehen, Hirschen und sogar den Menschen zugute kommt. Jetzt muss sich das nur noch allgemein herumsprechen.

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