Mitten in Puchheim:Der will doch nur, dass man ihn liebhat

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Hunde, die auf einen zurennen, können beängstigend wirken. Dabei wollen manche nur gestreichelt werden. (Foto: imago images/Ardea)

Große Hunde mit Streichelbedürfnis können recht anstrengend werden.

Von und Ingrid Hügenell und Ariane Lindenbach, Puchheim

Große Hunde sind oft erstaunlich liebebedürftig. Und gehören nicht selten zu Menschen, denen sie als Reittier dienen könnten. Das kann zu erstaunlichen Begebenheiten führen. So wie neulich beim Spaziergang in der Nähe des Böhmerweihers. Der Weg macht eine 90-Grad-Kurve und wird zum schmalen Feldweg. In vielleicht 50 oder 70 Meter Entfernung erscheint ein ungleiches Gespann. Eine zierliche Frau und ein Hund, der ihr etwa bis zur Hüfte reicht. Schwer zu schätzen, wer von beiden mehr Gewicht auf die Waage bringt. Der Hund spurtet los. Von Frauchen ist ein zaghaftes "Bleib doch hier" zu vernehmen. Der Tonfall verrät, dass sie selbst nicht an die Erfüllung ihrer Bitte glaubt.

Unbeirrt galoppiert das Hunde-Kalb weiter, kommt immer näher. Jetzt bloß nicht ängstlich wirken, cool bleiben, weitergehen. Noch 20 Meter. "Du wirst mich ja wohl jetzt nicht anspringen", ruft man dem Biest entgegen, mit fester Stimme und ebensolchen Schritten. Die Distanz verringert sich, das Tempo des Hundes nicht. Als letzten Kniff, bevor einen die Bestie mit einem Satz umhaut oder einen herzhaft in die Wade beißt, hält man ihr die Handfläche abwehrend vor die Schnauze. Ob es an der Geste liegt, die schon öfter funktioniert hat, oder ob das Tier ohnehin keine andere Absicht hatte: Mit einem finalen Satz schmeißt es sich sanft an die Spaziergängerin und hat nur einen Wunsch: Streichle mich!

Das ist irgendwie schon schön. Zuweilen aber kann das Streichelbedürfnis ganz schön anstrengend sein. Eine kleine, schmale Kollegin bei einem anderen Blatt an einem anderen Ort kam zuweilen völlig übernächtigt in die Redaktion. Sie habe wieder kein Auge zugemacht, berichtete sie dann. Die Kollegin hatte einen Mann mit der Statur eines Eishockeyspielers. Sie reichte ihm etwa bis zur Brust. Beide besaßen einen Hund, einen Rottweiler, der größenmäßig zum Ehemann passte. Das Tier schlief, weil es eben sehr liebebedürftig war, gerne mit im Ehebett. Und schnarchte. Ebenso der Ehemann. Die zierliche Kollegin hatte dann weder Platz noch Ruhe im Bett. Und erschien mit Augenringen im Büro. Fast erübrigt sich zu erwähnen, dass beide keine Kinder hatten. Wie hätte das auch funktionieren sollen? Der Nachwuchs hätte zwar wirklich auf dem Hund reiten können. Aber ob er oder sie auch einen Schlafplatz gefunden hätte?

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