Fürstenfeldbruck:Landkreis der Hobbyhalter

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Eine Vorwerkhenne mit Küken. (Foto: Sabine Weindl/oh)

Die ganz großen Eierproduzenten gibt es nicht. Immer beliebter werden mobile Ställe und die Selbstversorgung mit wenigen Tieren.

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Die ganz großen Eierproduzenten gibt es nicht im Landkreis Fürstenfeldbruck. 22 000 Legehennen halte der größte Erzeuger, sagt Sabine Weindl, die Bereichsleiterin Landwirtschaft beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck. 10 000 seien es beim nächstgrößten, und dann gebe es 34 Betriebe mit mehr als 1000 Hühnern, sowie viele kleinere, die sich oft nur selbst versorgen. Insgesamt 678 Halter von Legehennen sind beim Landwirtschaftsamt gemeldet, mit knapp 180 000 Hühnern. Das macht pro Halter durchschnittlich 140 Hühner. "Betriebe mit weniger als 3000 Hennen gelten schon als klein", sagt Weindl.

Freiland- und Biohaltung nehme zu, in Bayern sind es inzwischen 20 Prozent Biobetriebe. Und es werden immer mehr Eier erzeugt. Gerade Vegetarier schätzen sie als gute Eiweißquelle, wissen Markus und Ingrid Britzelmair aus Gesprächen mit ihren Kunden. Sie halten in Puch 600 Legehennen in zwei Hühnermobilen. In den vergangenen fünf Jahren hat die Zahl der Ställe auf Rädern mit Direktvermarktung zugenommen, vor allem während der Corona-Pandemie. "Das ist eine gut akzeptierte Haltungsform, weil die Leute sehen, wie es den Tieren geht", sagt Weindl.

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Immer beliebter werde zudem die Hühnerhaltung als Hobby. Auch Sabine Weindl und ihre Familie halten welche. Sie empfiehlt die Rasse "Vorwerk", die 1900 von Oskar Vorwerk in Hamburg erzüchtet wurde. "Eine gute Einsteiger-Rasse", sagt die Agraringenieurin. Die Tiere legen nicht nur Eier, sondern setzen auch gut Fleisch an, es sind also Zweinutzungshühner, die auf der Liste der gefährdeten Nutztierrassen stehen.

Weindl hält viel von Hühnerhaltung gerade auf Biobetrieben. "Eine gute Symbiose", sagt sie. Die Vögel eigneten sich zur Schädlingsbekämpfung, gerade auf Streuobstwiesen, wo sie Käferlarven fressen und zudem den Boden unter den Bäumen freikratzen und düngen. "Das mögen die Bäume." Allerdings funktioniert das nur bei Früchten, die die Vögel nicht selbst fressen - in Himbeerkulturen etwa können sie eher schaden.

Markus Britzelmair sieht die Hobby-Haltung mit Skepsis. Zwar gehe es den Tieren in den kleinen Gruppen sicherlich sehr gut, sagt er. Aber sie könnten zur Ausbreitung der gefürchteten Vogelgrippe beitragen. Wenn Britzelmairs ihre Hennen im Alter von 17 Wochen bekommen, seien die Tiere schon dagegen geimpft, mit einer Spritze. Das passiert in den Aufzuchtbetrieben. Die Auffrischung funktioniert übers Trinkwasser.

Bei Hobby-Haltern würden die Jungtiere jedoch häufig selbst erbrütet, und nicht jeder melde sie ans Veterinäramt, wie es eigentlich vorgeschrieben ist. Um die Verbreitung der gefährlichen Krankheit aufzuhalten, muss Geflügel bei Verdachtsfällen im Stall bleiben. Weiß das Amt aber nichts von den Vögeln, können die Halter weder informiert noch kontrolliert werden.

Im Hühnermobil wird es eng und stressig, wenn die Tiere über Tage nicht hinauskönnen. Damit die Hennen sich nicht gegenseitig anpicken, bekommen sie säckeweise Karotten. "Dann sind sie beschäftigt", sagt Ingrid Britzelmair.

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