Energiewende:Liberale beschwichtigen beim Heizungsgesetz

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Ein verpflichtender Heizkörpertausch werde nicht im Gesetz stehen, sagt der baupolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Daniel Föst. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die FDP zeigt sich technologieoffen und möchte an den grundsätzlichen Einsparzielen festhalten. Aber auf Vorschriften technischer Details will sie verzichten.

Von Konstantin Hadzi-Vukovic, Puchheim

"Ich sehe nicht, dass wir Menschen gewinnen, wenn wir Sachen verbieten", sagt Daniel Föst, baupolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Es sei schwer, Menschen zu ändern und die Verzichtdebatte, die einige Parteien gerade führten, funktioniere nicht, sagte Föst bei einer Wahlkampfveranstaltung seiner Partei im Kaffeehaus am Grünen Markt in Puchheim zum Thema "Wie funktioniert die Wärmewende?". Dass das Interesse an allen Themen, die sich rund um das neue Heizungsgesetz drehen, groß ist, zeigte auch die FDP-Veranstaltung, zu der 35 Zuhörerinnen und Zuhörer persönlich erschienen und sich weitere via Livestream der Diskussion zuschalteten.

Daniel Föst bestreitet die Veranstaltung nicht alleine. An seiner Seite sitzen der Eichenauer Ulrich Bode, Landtagskandidat der FDP im Stimmkreis Fürstenfeldbruck Ost, der Heizungsbaumeister Marcel Hernandez sowie Jürgen Honold, Stadtrat und Energiereferent der Stadt Puchheim.

Podiumsdiskussion im Kaffeehaus am Grünen Markt (von links): Daniel Föst, Ulrich Bode, Martin Koch, Marcel Hernandez und Jürgen Honold. (Foto: Jana Islinger)

"Der Staat kann nicht erwarten, dass Menschen härtere Lasten als der Staat selbst aufnehmen", sagt Föst. Man könne nicht alles sofort auf die Privatpersonen schieben. Ziel Deutschlands sei es, bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Das seien fünf Jahre früher als das Ziel der EU, sagt er. Allerdings müsse sich etwas ändern, wenn Deutschland bis 2045 das Ziel erreichen wolle. "Nichts tun ist keine Lösung", sagt er. Man müsse auf erneuerbare Energien und neue Technologien setzen. Ein Zuhörer wirft darauf ein, dass es in den Niederlanden oder in Kroatien zum Beispiel möglich sei, dass der Stromzähler rückwärtslaufe, wenn nicht verbrauchter Strom ins Netz eingespeist werde. "Warum so was nicht auch in Deutschland?", fragt Föst.

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Es gehe die Angst um, nächstes Jahr sofort die Heizkörper wechseln zu müssen, sagt Jürgen Honold. Die Unsicherheit in der Bevölkerung sei immens, stimmt Föst zu. Der baupolitische Sprecher der FDP will aber klarstellen, worum es genau in dem Gesetz gehe. Das Gesetz wolle, dass vom kommenden Jahr an jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werde oder CO₂-Einsparungen in ähnlichem Maße geleistet werden. Es stehe also per Gesetz nicht festgelegt, dass man sofort die Heizkörper austauschen müsse. "In Zukunft wird es halt viele Hybridsysteme geben, bis es zur kompletten Umschaltung kommt", sagt er.

Ein Thema, das die Menschen sehr interessiere, sei die Wärmepumpe, sagt Honold. Diese seien zwar im Trend, aber in den vergangenen Jahren teuer geworden, bedauert Hernandez. "Am Ende kann es sein, dass wir, wenn wir die Heizungen sanieren plus Photovoltaik aufbauen, auf einen Preis von 110 000 Euro kommen." Wobei der Preis von Haus zu Haus unterschiedlich sei.

Das Publikum reagiert sehr interessiert auf das Thema. Vor allem das Thema, welche Energien man als Ersatz benutzen können, interessiert viele. "Die Geothermie ist in Puchheim gescheitert", sagt ein Bürger. Die Häuser in Puchheim stünden im Grundwasser und es habe Bohrungen gegeben, wo Häuser Risse hatten. Wenn Schäden aufgrund Geothermie entstehen, dann sei das doch ein großes No-Go, sagt er.

Auf diese Bemerkung meldet sich der Eichenaus Bürgermeister Peter Münster (FDP): In Puchheim habe es nur einen Fall von Schäden in einem Keller gegeben, sagt er. Die Stadt Puchheim habe allerdings damals gut vorgesorgt. "Es wurde eine Versicherung abgeschlossen für die, die in Verlegenheit gekommen wären, so einer Beschädigung ausgesetzt zu sein." Früher oder später werde es trotzdem Geothermie in Puchheim geben, sagt Honold. "Wir als Bürger haben da wenig Einfluss, ob es kommt. Es wird kommen." Frage sei nur, ob man sich als Stadt beteiligen könne.

Branche beklagt Fachkräftemangel

Auf die Frage des Moderators Martin Koch, ob es einen Fachkräftemangel im Heizungsbau gebe, bejahte Hernandez die Frage. "Es ist schwer, Menschen zu finden." Keiner wolle sich die Hände schmutzig machen. Jeder wolle studieren, sagt er. Dies werde in Zukunft ein Problem sein.

Was die Zukunft angehe, so Daniel Föst, müsse sich die Politik die Pfade offenhalten, sagt er. "Die Technologie ändert sich sehr schnell." So könne es sein, dass in der Zukunft Wasserstoff oder grüne Gase eine passable Lösung werden. Man dürfe sich nicht nur auf eine Technologie, wie zum Beispiel Wärmepumpen, verlassen. "Wir können nicht verlangen, dass Menschen die Heizungen tauschen, bevor sie nicht wissen, was stattdessen kommt", sagt er. Es werde kein Heizungsgesetz geben, welches die Menschen zwinge, funktionierende Gaskessel auszuschalten oder dazu Wärmepumpen einzubauen. "Wir werden definitiv Pfade aufbauen, wo man sich orientieren kann, was geht und was nicht."

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