Gröbenzell:Krisen gut überstehen

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Schönes Erlebnis: Gäste des Wirtschaftsempfangs in Gröbenzell. (Foto: Gerhard Eisenkolb)

SZ-Wissenschaftsredakteurin Christina Berndt spricht beim Wirtschaftsempfang der Gemeinde Gröbenzell über Resilienz.

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Unternehmerinnen und Unternehmer, die an diesem Abend der Einladung der Gemeinde Gröbenzell zum Wirtschaftsempfang ins Rathaus gefolgt sind, haben damit unter anderem ihre Resilienz gestärkt. Auch wenn es vielleicht nicht alle so wahrnahmen, leisteten sie indirekt einen kleinen Beitrag dazu, ihre psychische Widerstandsfähigkeit zu verbessern, um sich in Krisen zu behaupten. Wie Referentin Christina Berndt im Vortrag "Starke Haltung, starkes Unternehmen" vermittelte, bietet so ein Abend reichlich Gelegenheit zum Austausch. Wer das tut, der lernt, was andere gut machen, aber auch, was ihm selbst gelingt.

Weshalb die SZ-Wissenschaftsredakteurin und Bestsellerautorin solche Begegnungen als "großen Schritt zu großer Resilienz", also zur Stärkung der Widerstandskraft, bezeichnete. Sich über gute Erfahrungen auszutauschen und gute Tipps zu bekommen oder anderen Ratschläge zu geben, helfe mehr, als Dampf abzulassen. Und es fördert die Zufriedenheit.

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Die promovierte Biologin beschäftigt sich seit Langem mit Resilienzforschung. Sie kommt zu dem Ergebnis: "Man kann Resilienz lernen." Das geschieht in Krisen, in denen aus wissenschaftlicher Sicht so etwas wie eine "Stressimpfung" erfolge. Nur gilt es, soll die imaginäre Impfung im Kopf ihre Wirkung entfalten, die Herausforderungen anzunehmen und das Beste daraus zu machen. In Krisen kann man laut Berndt entweder Depressionen entwickeln, also krank werden, oder diese mit Akzeptanz, Humor, Optimismus und einer positiven Zukunftsplanung meistern.

Eine Frage der Haltung

Gut durch Krisen zu kommen, ist für sie vor allem eine Frage der Haltung. Was es heißt, Haltung zu bewahren, erläuterte die Referentin zum Beginn ihrer Ausführungen, als zwei Zuhörer aufstanden und den Saal verließen. Hätte sie enttäuscht oder verärgert reagiert, hätte ihr das überhaupt nichts gebracht, meint sie selbstironisch, sondern nur Energie gekostet, zumal die Zwei kurz darauf mit einem Erfrischungsgetränk zurückkamen.

Ihr Fazit aus solchen, nur auf den ersten Blick unerfreulichen alltäglichen Erfahrungen lautet: "Das Leben meint es oft gut mit mir." Deshalb rät sie, schöne Erlebnisse bewusst wahrzunehmen. Das heißt, kurz innezuhalten und sich zu freuen, wenn etwas Gutes passiert. Als solchen Grund zur Freude bezeichnet sie die Aussicht, den lauen Sommerabend auf der Rathausterrasse bei Livemusik des Duos Tonart, einem Glas Wein und Fingerfood vom Buffet ausklingen zu lassen.

"Es liegt in unserer Hand, wie wir die Dinge betrachten", resümiert Berndt. Man kann sich jeden Tag freuen oder ärgern. Wofür man sich entscheidet, hänge von einem selbst ab, sei eine Kopfsache. Das gilt auch dafür, ob man aus einer Krise verletzt oder gestärkt herauskomme. Auch Schmerzen entstünden im Kopf. Wie Studien belegen, werde der gleiche Schmerz nicht von jedem gleich empfunden. So hätten Menschen, die dazu aufgefordert worden waren, an ihre Erfolge zu denken, auf einer Schmerzskala geringere Schmerzen angekreuzt, als diejenigen, denen das zuvor nicht abverlangt worden war. Zum richtigen Umgang mit den täglichen Ärgernissen lautet ihr Rat: "Morgen ist das vergessen." Es lohne sich also nicht, sich länger damit zu beschäftigen.

Optimismus und Offenheit

Als Schlüsseleigenschaften zur Stärkung der Resilienz werden Flexibilität, Optimismus und Offenheit angeführt. Man dürfe umfallen, heißt es. Aber zum Umfallen gehöre das Bild von Resilienz als Stehaufmännchen, das immer wieder auf die Beine komme. Resilienz hat viel mit Lebensart und Lebenskunst zu tun. Dazu passt, dass die unterhaltsame Referentin, im Zusammenhang mit zu meisternden Herausforderungen mehr Offenheit fordert und an den Omaspruch erinnert: "Wer weiß, wofür es gut ist?" Diese Frage leitet dazu über, Krisen als Chance zu begreifen und auf diese Weise zu bewältigen.

Voll des Lobes ist nicht nur der Bürgermeister und Gastgeber Martin Schäfer von dem Gehörten. Beeindruckt bekennt er, die SZ-Redakteurin wäre die ideale Besetzung für ein Bürgermeister-Seminar. Könnten doch Rathauschefs von ihr lernen, sich an schönen Dingen zu erfreuen. Vielleicht wussten nach dem Vortrag die Gröbenzeller Unternehmer und Schüler der Rudolf-Steiner-Schule sowie der Abiturient Henry Hill ihre Urkunden noch mehr zu würdigen, die Schäfer für besondere Leistungen oder Firmenjubiläen überreichte. Erfuhren sie doch vorher von Berndt, dass auch solche Ehrungen und Erfolge dazu beitragen, Resilienz aufzubauen. Daher riet sie dazu, Urkunden und Fotos von tollen Erlebnissen an die Wand zu hängen, um sich in schlechten Zeiten daran zu erinnern.

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