SZ-Adventskalender:Große Nachfrage

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Bereit für die Ausgabe: Helferinnen und Helfer der Germeringer Tafel warten auf Kunden. (Foto: Jana Islinger)

Die Germeringer Tafel hat Hunderte Kunden. Um alle bedienen zu können, müssen Lebensmittel zugekauft werden.

Von Andreas Ostermeier, Germering

Dienstag ist Tafel-Tag in Germering. Auf der Rückseite des Zenja-Gebäudes an der Planegger Straße geben Helferinnen und Helfer der sozialen Einrichtung Lebensmittel und Haushaltsartikel aus. Etwa 120 Kunden hat die Tafel an jedem Dienstagvormittag. Diese Personen holen in vielen Fällen nicht nur für sich selbst, sondern auch für Partner und Kinder frische Waren wie Obst und Gemüse sowie lagerfähige wie Reis, Nudeln und Zucker ab. Um alle Abholer zufriedenzustellen, reichen die von Geschäften gespendeten Waren nicht mehr aus. Längst muss die Tafel Lebensmittel zukaufen.

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Wie Wolfgang Winter, einer der beiden Leiter der Einrichtung, sagt, kalkulieren Märkte genauer als früher. Dadurch müssen weniger Lebensmittel weggeworfen werden, was ja erfreulich ist. Für die Tafeln bleibt aber auch weniger übrig. Vor allem Molkereiprodukte seien schwieriger zu bekommen als früher, sagt Winter. Vom SZ-Adventskalender wünscht er sich deshalb eine Geldspende. Sie soll dazu dienen, zur Versorgung der Kunden Lebensmittel zukaufen zu können.

Leitungsduo: Wolfgang Winter (links) und Reinhard Wilhelm sind seit Oktober 2022 im Amt. (Foto: Jana Islinger)

Das widerspreche zwar dem Tafelgrundsatz, in den Läden nicht mehr gebrauchte Artikel zu retten und für sie Abnehmer zu finden, sagt er. Doch die Wirklichkeit sieht für Winter längst anders aus: Es gibt viele Abnehmer, und die Tafeln müssen versuchen, sie bedienen zu können.

Ein Drittel der Kunden sind Ukraine-Flüchtlinge

Die Zusammensetzung der Leute, die dienstags zur Tafel kommen, hat sich laut Winter in den vergangenen Jahren verändert. Der Anteil der Geflüchteten hat stark zugenommen, vor allem seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022. Auf mehr als ein Drittel seiner Kundinnen und Kunden schätzt Winter die Flüchtlinge aus dem osteuropäischen Staat. Etwa 400 Namen hat er in der Kundenkartei stehen. Auch wenn darunter etliche Geflüchtete sind, die nicht mehr in Germering wohnen und deshalb auch nicht zur Tafelausgabe kommen, bleiben viele Personen übrig, die auf Unterstützung angewiesen sind.

Zur Abholung berechtigt ist, wer einen Ausweis vom Sozialamt vorlegen kann. Auf dem Ausweis ist verzeichnet, für wie viele Erwachsene und Kinder der Inhaber Artikel mitnehmen darf. Für die Kunden gilt in Zwei-Wochen-Rhythmus. Käme jeder, der einen Ausweis besitzt, jede Woche, würde das Angebot der Tafel nicht ausreichen. Damit es gerecht zugeht, wechselt auch die Reihenfolge, in der Bedürftige abholen dürfen. Das heißt, eine Person kommt mal früh dran und mal spät.

60 Ehrenamtliche engagieren sich

Er lese, dass Tafeln keine Mitarbeiter mehr hätten und vor dem Zusammenbruch stünden, sagt Winter. In Germering könne davon aber keine Rede sein. Etwa 60 Ehrenamtliche sind für die Tafel tätig. Die meisten Freiwilligen sind Rentnerinnen und Rentner. Die Dienstagsausgabe zu besetzen, das ist laut Winter keine Schwierigkeit, obwohl die Vorbereitungen bereits um sechs Uhr in der Früh beginnen. Bevor die Kunden kommen, müssen die Regale gefüllt werden, von neun Uhr an wird ausgegeben.

Abgeholt wird ein Großteil der Artikel, die am Dienstag ausgegeben werden, tags zuvor am Montag. Von etwa 30 Märkten - zumeist in Germering - holen die Fahrer Ware. Was sie dann mitbringen, das sei immer wie eine "Wundertüte", denn im Vorhinein weiß das bei der Tafel niemand. Drei Busse sind unterwegs, um die Märkte anzufahren. Das Brot werde erst am Dienstag geholt, damit es nur einen Tag alt ist und nicht mehrere, wie das der Fall wäre, wenn es am Montag besorgt würde, sagt Winter.

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