Kultur:Ein Lebenswerk, das Anerkennung verdient

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Gemeinsam blättern Jubilar Radu-Anton Maier (links) und Stadtrat Franz Höfelsauer durch den Katalog des Künstlers. (Foto: Johannes Simon)

Der Künstler Radu-Anton Maier feiert in seinem Atelier seinen 90. Geburtstag. Und diskutiert dabei mit Stadtrat Franz Höfelsauer über Kunst, Diktatur und Spritzpistolen.

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Radu-Anton Maier gehört zu den wohl wichtigsten zeitgenössischen Künstlern des Landkreises Fürstenfeldbruck - und ist innerhalb der Landkreisgrenzen doch nur wenigen bekannt. Während seine Arbeiten regelmäßig in München, dem europäischen Ausland und vor allem seiner Heimat Rumänien zu sehen sind, ist er in Ausstellungen vor Ort nur selten präsent. Wenn, dann findet man sie in seiner kleinen Galerie, die auch sein Atelier ist, in Fürstenfeldbruck zwischen Amper, Haupt- und Schöngeisinger Straße. Dort fand am vergangenen Montag nun eine kleine Feier zum 90. Geburtstag des Künstlers statt. Als Vertreter der Stadt kam Franz Höfelsauer vorbei, um die offiziellen Glückwünsche zu überbringen. Eine Stunde lang unterhielten sich Maier und Höfelsauer, dem Anlass entsprechend bei Erdbeerkuchen und alkoholfreiem Sekt, über Kunst, autoritäre Systeme - und Spritzpistolen.

Die nämlich sind Radus wichtigstes Arbeitswerkzeug. Seine meist großformatigen Arbeiten entstehen in einer Mischtechnik, hauptsächlich sprüht er dabei die Farbe mit Schablonen auf die Leinwand. "Wissen Sie, was Spritzpistolen sind?", fragt Maier seinen Gast Höfelsauer. "Ich kenne die von der Marmelade", antwortet der gelernte Bäcker- und Konditormeister, der für die Stadt regelmäßig die Aufgabe übernimmt, bei Geburtstagen und anderen Jubiläen Präsenz zu zeigen und Glückwünsche zu überbringen. Wann er denn nach Deutschland gekommen sei, will er vom 1934 im rumänischen Klausenburg geborenen Maler wissen. Nachdem es zum Bruch zwischen dem jungen Künstler und dem diktatorischen System Nicolae Ceaușescus gekommen war, gelang ihm 1967 die Ausreise. Eskaliert sei der Streit, als einige Jahre zuvor ein großes Fresko des Künstlers kurz vor der Einweihung wegen "dekadenter Elemente" erst verhüllt und dann zerstört worden sei. "Die wollten ja die Realität nicht haben", kommentiert Höfelsauer die Erzählung. "Oder Lügen als Realität verkaufen", ergänzt Radu.

Zu sehen sind bei der kleinen Feier auch sechs Gemälde des Künstlers, die tags zuvor bei einer Ausstellung in der Pfarrkirche Sankt Elisabeth in München präsentiert worden sind: Jeweils drei Ikonen und drei Bilder, die sich um das Kreuzthema drehen. Der Glaube spiele eine wichtige Rolle in seiner künstlerischen Schaffenskraft, sagt Radu.

Bilder passen nicht ins Konzept

Bei aller Freude über den offiziellen Besuch der Stadt nutzt Svetlana Maier, die Ehefrau und Managerin Radus, den Anlass aber auch, um ihren Unmut auszudrücken. Zwei Jahre lang habe sie versucht, zu diesem runden Geburtstag eine Ausstellung im Fürstenfeldbrucker Kunsthaus zu organisieren. Sie habe mit dem damaligen Oberbürgermeister Raff und seinem Nachfolger Götz gesprochen und beide hätten ihr ihre Unterstützung zugesagt. Geklappt habe es dennoch nicht. Außerdem seien zwei von Radus Arbeiten für die Landkreisausstellung ausgewählt worden. Kurz vor Ausstellungsbeginn habe man ihr dann mitgeteilt, dass sie die Bilder wieder abholen kann, weil sie nicht ins Konzept passten. Ein Verhalten, das sie nicht verstehen kann, so Maier. Dabei wäre es überfällig, dass dieser Ausnahmekünstler auch in seiner neuen Heimat die Anerkennung bekommt, die ihm andere schon lange entgegenbringen.

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