Vor und im Puchheimer Kulturzentrum Puc geht es am Sonntag zu wie auf einem der berühmten Karnevalstreffen im Rheinland. Zwölf Showtanzgruppen, sieben davon aus dem Landkreis, wollen beim Gardetreffen der Faschingsgilde Olching (FGO) zeigen, was sie in diesem kurzen Fasching zu bieten haben. Sie haben ihre Entourage mitgebracht. Mehr als fünf Stunden lang wird das 400 Zuschauer fassende Puc zur Hochburg des regionalen Faschings, die neben Angehörigen und Fans auch eine Vielzahl von Besuchern anlockt. Das Gardetreffen gebe es sicherlich schon seit 25 Jahren", schätzt Luca Maier, Sprecher der FGO.
Zum zweiten Mal findet das Treffen im Puc statt. "Die Räumlichkeiten sind ideal und technisch optimal ausgestattet." In Olching haben wir zumindest derzeit nichts Vergleichbares", erklärt Luca. Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl freut sich, dass die Stadt "wenigstens für kurze Zeit" zu einer Faschingshochburg wird - und sicher auch darüber, dass FGO-Marschall Guido Amendt "die schöne Stadt Puchheim bei kaiserlichem Wetter" erstrahlen lässt. Irgendwie beneide er seinen Amtskollegen Andreas Magg, der sich an mehreren Faschingsvereinen erfreuen könne, "schon deswegen, weil er für einige Wochen den Rathausschlüssel abgeben kann", scherzt Seidl. Ihm sei das leider nicht vergönnt. "Aber was nicht ist, kann ja noch werden!" Zum Trost und auch als Dankeschön dekoriert FGO-Präsidentin Martina Klein-Minigshofer den Hausherrn Seidl mit dem Faschingsorden.
Olchings Rathauschef Andreas Magg gefällt Seidls kleines Geständnis, er genießt vor allem den Auftritt der OTF-Kids, bei denen seine beiden Töchter mittanzen. Danach kann er "etwas entspannter" zusehen. 40 Kinder tauchen, angeführt vom Prinzenpaar, ihrer Lieblichkeit Lara-Sophie I. und seiner Tollität Luis II., ab in die Tiefen des Meeres - womit laut Marschall Amendt eigentlich nur der Olchinger See, der Schönste im Landkreis, gemeint sein kann. "Ich bin stolz auf den Nachwuchs bei den Olchinger Tanzfreunden", lobt Vereinschef Adalbert Heim nach der Show. Das Treffen ist ein Höhepunkt für die Kinder. "Ganz toll" findet der 17-jährige Luis II. es, unterschiedliche Choreografien, prachtvolle Kostüme und anspruchsvolle Tänze mit teils zirkusreifer Akrobatik zu erleben. "Da kann man sich was abschauen".
Eine willkommene Abwechslung in der von Frauen dominierten Gardewelt bietet das legendäre Männerballett Olching im OTF, das, zunächst hinter Masken versteckt, eine spannungsvolle Stimmung erzeugt, um dann auf Kommando von Trainerin Petra Müller unter dem Motto "Lass die Puppen tanzen" Fernsehlieblinge wie Pinocchio, den Frosch Kermit oder Pumuckl ihren Schalk treiben lässt. Mächtig ins Zeug legt sich auch die Garde der Faschingsfreunde Fürstenfeldbruck mit ihrem Programm "Beat of Nature", in dem es den Tänzern gelingt, Erde und Wasser als Elemente des Lebens zu vereinen.
Mit "Underground Carnival" ist die Show überschrieben, mit der Fun Unlimited aus Germering den Saal zum Toben bringt. Und dass die Garde des FGO als Veranstalter alles gibt, um ihr an Professionalität grenzendes Können zu präsentieren, steht außer Frage. "Natürlich gibt es unter den Faschingsvereinen ein gewisses Konkurrenzdenken, aber im Mittelpunkt steht die Freude am Tanz, an der Gaudi und das Erlebnis, mit Gleichgesinnten Fasching zu feiern", sagt eine Tänzerin vom Schleißheimer Narrenrat, der ebenso wie die Showtanzgruppen des Pöckinger Faschingsclubs (PFC) aus dem Landkreis Starnberg, der Narreusia aus dem schwäbischen Neusäß bei Augsburg und des Moosacher Faschingsclubs, Stadtbezirk 10, München, der Einladung gefolgt ist. "Die Faschingsvereine sind untereinander gut bekannt und pflegen einen regen Austausch, die Teilnehme am Gardetreffen der FGO ist schon fast eine Selbstverständlichkeit", erklärt eine Moosacher Trainerin.
Eröffnet wird das Gardetreffen vom FGO-Prinzenpaar Linda I. und Florian I. mit dem Prinzenwalzer. Nach den OFT-Kids erstürmt laut Ludwig Gruber, den Guido Amendt als "Nachwuchsmarschall" der FGO vorstellt, "die geballte Frauenpower aus Moorenweis" die Bühne, um unter dem Motto "Welcome to Neverland" das Publikum zu begeistern. Keine Frage, dass nach tosendem Applaus der Ruf nach einer Zugabe erfüllt wird. Viel Applaus erhält auch die Garde der Heimatgilde Die Brucker mit ihrem tänzerischen Kriminal-Schauspiel "Bonnie and Clyde". Mit einem Einmarsch, angeführt vom Fahnenregiment in Begleitung des Hofkapellmeisters, überrascht die Narhalla München die Faschingsgesellschaft. Dass sich die Garde durch das Fernsehen zappt und für jede Sendungssequenz die Kostüme wechselt, gefällt den Zuschauern.