Bilanz des Einzelhandels:Durchwachsenes Weihnachtsgeschäft

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Viel Dekoration für die Kunden: Blick in die Buchhandlung "Treffpunkt Wagner" in der Buchenau. (Foto: Johannes Simon)

Steigende Preise für Lebensmittel und Energie haben zur Folge, dass manche Kunden sich beim Einkaufen zurückhalten, andere sich auf Qualität besinnen.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel von großer Bedeutung. Bundesweite Umfragen hatten im Vorfeld ergeben, dass ein Drittel der Bevölkerung vorhat, weniger Geld für Geschenke auszugeben. Die Bilanz von befragten Geschäftsleuten im Landkreis fällt durchwachsen aus. Manche müssen sinkende Umsätze hinnehmen, bei anderen ist die Nachfrage stabil geblieben. "Wir sind relativ zufrieden, es lief besser als erwartet", sagt Franz Höfelsauer, Vorsitzender des Gewerbeverbandes Fürstenfeldbruck.

Der Umsatz im Buchladen in Puchheim reicht nicht ganz an das Vorjahr heran. "Wir sind nicht unzufrieden, wir sind nur minischwach im negativen Bereich", erzählt Inhaberin Nicola Bräunling. Die letzte Woche vor Heiligabend sei sehr gut gelaufen, aber die Woche davor sei der Laden an zwei Tagen wegen des Blitzeises fast leer gewesen. "Das hat reingehauen", sagt sie. Bemerkbar mache sich auch eine gewisse Unsicherheit unter den Kunden wegen der steigenden Preise oder möglicher Nachzahlungen auf Energie.

"Die Leute halten sich zurück wegen Inflation und Unsicherheit", erzählt Murat Arisoy, Inhaber von Betten Ritter im Brucker Zentrum. Gekauft würden vor allem Geschenkartikel, aber weniger Bettwäsche. Erst in der letzten Woche seien mehr Kunden gekommen, insgesamt sei die Nachfrage in der Adventszeit aber deutlich höher gewesen als in den Monaten davor.

Auch Martin Strobl, der in Germering Christbäume verkauft, berichtet, dass die Nachfrage von Anfang an "verhalten" gewesen sei, obwohl er die Preise für die Nordmanntannen, Blau- und Rotfichten seit 2016 nicht erhöht habe. "Es kommen dauernd Leute, aber weniger als früher", sagt er. Gekauft würden vor allem kleinere Bäume. "Man merkt, dass die Leute sparen, viele haben Angst vor der Strom- und Gasrechnung", erzählt der Landwirt.

Preisnachlässe sollen Kunden locken: Sale-Plakate in der Einkaufspassage am Geschwister-Scholl-Platz. (Foto: Johannes Simon)

Auch im Stoffladen von Juliane Egert in Bruck läuft das Weihnachtsgeschäft "nicht wie gewünscht", wie die Inhaberin freimütig erklärt. Allerdings liegt es an der Konkurrenz, dem Online-Handel. Stoffe, Zubehör und Gutscheine seien sehr gefragt, berichtet Egert, da sei sie sehr zufrieden. Aber der Verkauf von Nähmaschinen sei eingebrochen. Inflation und Unsicherheit spielen insofern eine Rolle, als eine Nähmaschine eine Investition darstellt und der Online-Handel die Produkte um 30 Prozent billiger verkauft. Allerdings bietet Egert zusätzlich Beratung und Schulung im Umgang mit den Maschinen. Wegen falscher Bedienung gingen Geräte häufig kaputt und landen dann in ihrem Geschäft bei der Reparatur. "Die Nachfrage ist groß", berichtet sie. Unter dem Strich würden Kunden "viel Geld und Ärger sparen", wenn sie gleich im Fachhandel einkauften, betont Egert.

Andere Geschäftsleute berichten, dass sich die Kundschaft keineswegs zurückhält, so etwa Helga Sijbers, die ein Geschäft mit Tee und Kaffee in einem Einkaufszentrum in Olching führt. Die vergangenen zwei Wochen registrierte sie durchgehend viel Zuspruch. Auch bei der Firma Kreuzkrippen in Gröbenzell gab es keinen Einbruch. Krippen und Zubehör waren gefragt, vor allem von jungen Familien. Stabil ist auch die Nachfrage beim Juwelier Huber in Germering. Vor allem in den letzten Tagen vor der Bescherung kämen Kunden. Dass die Leute sich Sorgen wegen der hohen Preise machten, davon merke er nichts, sagt Martin Huber.

Die Kunden seien qualitätsbewusster, berichtet Kurt Mayr von der "Destille" in Fürstenfeldbruck, die Weine, Spirituosen und Feinkost anbietet. In seinem Geschäft zeige sich das daran, dass Kunden bevorzugt Whiskey kaufen, der eigens abgefüllt wird und von dem nur einige hundert Flaschen vorhanden sind. "Die Leute geben das Geld bewusster aus", sagt Mayr. Obendrein hätten die Weihnachtseinkäufe heuer noch später eingesetzt, erst 14 Tage vor dem Fest sei es richtig losgegangen.

Eine positive Bilanz zieht Katrin Schmidt von der Buchhandlung "Lesezeichen" in Germering, wobei sie betont, dass das Ergebnis bis zuletzt offen ist. "Ein halber Tag mit schlechtem Wetter bedeutet einen Einbruch, so wie das Blitzeis in der Vorwoche", sagt sie. Auf jeden Fall sei die Nachfrage größer als im vergangenen Jahr, was aber auch auf die Pandemiebeschränkungen zurückzuführen sei. Das Internet stelle eine harte Konkurrenz dar. Ihre Buchhandlung biete sowohl eine qualifizierte Beratung als auch Online-Bestellung. "Das nutzen viele", erzählt Schmidt. Viele Kunden wüssten auch die qualifizierte Beratung durch Fachpersonal zu schätzen, insgesamt sei die Stimmung in ihrem Laden gut gewesen. "Die Leute waren nicht gestresst, haben sich umgeschaut und gestöbert und sich auf Weihnachten gefreut."

Besser als im Vorjahr sei das Weihnachtsgeschäft im Modehaus Fuchsweber in Bruck verlaufen, erzählt Geschäftsführer Frank Röhner. Damals hätten die Auflagen wegen der Corona-Pandemie das Geschäft beeinträchtigt. "Man gönnt sich ein schönes Fest und will seine Lieben beschenken", sei die vorherrschende Stimmung unter den Kunden. Er leitet das unter anderem daraus ab, dass die Kunden gezielt suchen und sich intensiv beraten lassen. Besonders gefragt seien dicke Strümpfe, Schals, Mützen und Pullover - eben alles was warm hält.

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