Energiewende:Energieberater für die Kommunen

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Regional, fair und schnell sollte die Energiewende für Andreas Weigand passieren. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die neu gegründete Klima- und Energieagentur soll vor allem Städten und Gemeinden bei der Umstellung auf Erneuerbare helfen. Geschäftsführer Andreas Weigand sieht eine "Herkulesarbeit".

Von Andreas Ostermeier, Türkenfeld

Das Ziel ist klar: Um die Erderwärmung zu stoppen, muss der Ausstoß von Kohlendioxid (CO₂) kräftig gesenkt werden. Öl, Gas und Kohle dürfen deshalb in der Industrie, im Verkehr sowie beim Heizen und der Stromerzeugung keine Zukunft haben. Doch so klar das Ziel ist, so viele Fragen gilt es auf dem Weg dorthin zu beantworten. Momentan bietet die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien vor allem beim Thema Heizen Anlass zur Diskussion. Doch nicht nur Hausbesitzer haben viele Fragen, auch Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte verlangen nach Informationen. Vor allem ihnen will die neu gegründete Klima- und Energieagentur in Türkenfeld helfen.

"Wo brennt es jetzt am meisten?", fragt Andreas Weigand mit Blick auf die Energiewende. Der Geschäftsführer der neu eingerichteten Klimaagentur gibt selbst die Antwort: "Ich glaube, das sind die Kommunen." Für 66 Städte und Gemeinden ist die Agentur zuständig, denn sie ist eine gemeinsame Gründung der Landkreise Fürstenfeldbruck, Starnberg und Landsberg am Lech.

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Für den Landkreis Fürstenfeldbruck bringt dies eine Akzentverschiebung in der Beratung. "Ziel 21", die Vorgängerinstitution der Klimaagentur, beriet vor allem Privatpersonen. Vorsitzender Gottfried Obermair und weitere Mitglieder waren im gesamten Landkreis unterwegs, um für Photovoltaikanlagen und Heizungserneuerungen zu werben. Mehrere Hundert Beratungsgespräche absolvierten er und die Mitstreiter von Ziel 21 zuletzt. Als Ergebnis dieser Bemühungen wurden viele Solaranlagen auf den Dächern von Privathäusern montiert.

Die Energiewende in den Kellern und auf den Dächern von Privathäusern bleibt weiterhin wichtig. In diesem Bereich gebe es aber schon Strukturen, sagt Weigand. Verbraucherzentralen und Handwerksbetriebe machen Beratungsangebote, Bund, Länder und Kommunen fördern die Umrüstung.

Flächen für Windräder

Doch die Energiewende muss an Tempo zulegen und in größeren Zusammenhängen gedacht werden. Weigand nennt die Vorrangflächen für Windkraft. Die Kommunen müssen sich überlegen, wo Windräder aufgestellt werden können - und dies nicht jede für sich, sondern gemeinsam. Ein weiteres Thema ist die kommunale Wärmeplanung. Städte und Gemeinden benötigen Wärmenetze, um beispielsweise Geothermie nutzen zu können. "Auf die Kommunen kommen viele Veränderungen zu", sagt Weigand.

Wo soll noch gebaut werden? Wie sollen sich ein Dorf oder eine Stadt entwickeln? Dies sind Fragen, die sich Kommunalpolitiker jetzt stellen müssten, sagt der Geschäftsführer. Erst wenn Antworten auf solche Fragen gefunden sind, kann eine Kommune die Zukunft ihrer Energieversorgung angehen. Zudem rät Weigand den Gemeinden, die Einwohnerinnen und Einwohner an den Diskussionen zu beteiligen. "Jeder muss Bürgerbeteiligung machen."

Kaufmännische und technische Ausbildung

Die Agentur in Türkenfeld soll helfen, die richtigen Antworten zu finden. Weigand sieht sich für diese Aufgabe gerüstet. Der 40 Jahre alte Geschäftsführer hat beim Stromkonzern Eon und den Stadtwerken München sowie in der Forschung gearbeitet. Begonnen hat er sein Arbeitsleben mit einer kaufmännischen Ausbildung beim Bayernwerk. Doch schon bald habe ihn die Technik mehr begeistert, erzählt er: "Ein Umspannwerk ist spannender als Rechnungen." Deshalb setzte er ein Studium als Wirtschaftsingenieur auf seine Ausbildung drauf.

Er kennt also sowohl die kaufmännische als auch die technische Seite der Energiewirtschaft. Über die Anforderungen der Energiewende macht er sich keine Illusionen. "Es ist bei Anlagen und Investitionen eine Herkulesaufgabe", sagt Weigand. Die Klima- und Energieagentur soll deshalb rasch wachsen. Bis Ende des Jahres sollen dreieinhalb Stellen besetzt sein, nach drei Jahren sollen acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich um die Beratung der Städte und Gemeinden in den drei Landkreisen kümmern.

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