Fürstenfeldbruck:60 000 Pendler fahren täglich nach München

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Die S-Bahn ist ein wichtiges Verkehrsmittel für die Pendler. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Vergleich zur Zahl der Beschäftigten fehlt es im Landkreis Fürstenfeldbruck mehr als anderswo an wohnortnahen Arbeitsplätzen.

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

München ist Deutschlands "Pendlerhauptstadt". Pro Tag fahren aus der Region etwas mehr als 500 000 Menschen zum Arbeiten in die bayerische Landeshauptstadt. Darauf hat das bayerische Landesamt für Statistik kürzlich hingewiesen. Das bedeutet auch, dass in der Region besonders viele Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs vom 49-Euro-Ticket profitieren können. Ein großer Teil der München-Pendler kommt aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Das bringt auch dem Landkreis einen Spitzenplatz ein. Er weist seit Jahrzehnten die höchste negative Pendlerbilanz in der gesamten Region München aus.

Der Grund hierfür liegt in einem Strukturproblem. Als beliebter Wohnlandkreis mit einer hohen Lebensqualität hat Fürstenfeldbruck ein traditionell niedriges Angebot an wohnortnahen Arbeitsplätzen. Das ist die Schattenseite der schönen Wohnlage in Großstadtnähe. Was weite Anfahrtswege zu einer meist in München oder in einem anderen Landkreis gelegenen Arbeitsstelle nach sich zieht.

Der Negativsaldo beträgt fast 40 000

Nach Abzug der 24 040 Einpendler in den Landkreis von den 63 161 Auspendlern bleibt ein Negativsaldo von 39 121 (Zahlen aus dem Jahr 2021). Das ist der höchste Wert aller acht Landkreise im Umland von München, die dem Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) angehören. Das sind neben den unmittelbaren Brucker Nachbarn Landsberg am Lech, Dachau und Starnberg noch die Landkreise München, Freising, Erding und Ebersberg. Zwar pendeln aus dem Landkreis München annähernd 97 000 oder eineinhalbmal so viele Menschen aus als aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck, allerdings bleibt dem Kreis München bei etwa 190 000 Einpendlern noch ein Postivsaldo von 93 000, der fast ebenso hoch ist, wie die Zahl der Auspendler.

Volle Parkplätze: Viele Pendler steigen am Bahnhof Mammendorf in die S-Bahn um. (Foto: Voxbrunner Carmen)

Die vom Planungsverband veröffentlichten Pendlerzahlen berücksichtigen nur die Daten von sozialversicherungspflichtig Beschäftigen. In dieser Statistik fehlen also Beamte, Freiberufler, Studierende oder Soldaten ebenso wie geringfügig Beschäftigte oder Schüler. Damit dürfte die tatsächliche Zahl der Pendler um ein Drittel höher liegen. So kommt der Planungsverband einschließlich der Binnenpendler im Landkreis für das Jahr 2021 bereits auf insgesamt 104 615 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Pendler.

Wegen der Einführung des relativ preisgünstigen 49-Euro-Tickets lässt sich der Pendlerstatistik in diesem Jahr eine zusätzliche Bedeutung beimessen. Dabei geht es um die Frage, inwieweit es mit einem preisgünstigen Angebot gelingt, mehr Pendler dazu zu bringen, für den Weg zum Arbeitsplatz aufs eigene Auto zu verzichten und stattdessen auf die für viele preisgünstiger gewordenen Busse und S-Bahnen umzusteigen.

Positive Erfahrungen mit dem Neun-Euro-Ticket

Positive Erfahrungen hat man im Landkreis im vergangenen Jahr mit dem Neun-Euro-Ticket gemacht. Nach dessen Einführung erhöhte sich die Zahl der Busfahrgäste an Werktagen um elf Prozent, an Samstagen um 22 Prozent und an Sonn- und Feiertagen sogar um 33 Prozent. Und nach dem Auslaufen dieses zeitlich begrenzten Billigangebots blieb ein Teil der hinzugewonnenen Nutzer dem umweltfreundlichen öffentlichen Personennahverkehr treu.

Noch ein weiterer Grund ist ein Anlass zur Hoffnung auf eine sich verstetigende Nahverkehrswende im Landkreis. Mit dem Ausbau des Angebots an Busverbindungen und der Verbesserung von deren Taktzeiten steigt von Quartal zu Quartal die Zahl der Fahrgäste kontinuierlich an.

Starkes Wachstum der Bevölkerung

Mit einem Bevölkerungswachstum von 245 000 Einwohnern zwischen 2011 und 2021 hat in der Region München auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Pendler stetig zugenommen. Und zwar von etwa 800 000 auf eine Million, wobei hierbei die Binnenpendler innerhalb von München nicht berücksichtigt sind.

Straßen Mit dem Bau von neuen Straßen lassen sich die mit dem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum der Region verbundenen Verkehrsprobleme nicht mehr bewältigen. Darauf hat der kürzlich in den Ruhestand verabschiedete ehemalige Geschäftsführer des Planungsverbands, Christian Breu, schon vor Jahren hingewiesen. Daher soll das Straßensystem nur noch punktuell verbessert und stattdessen der ÖPNV massiv ausgebaut werden. Auf das Konto der Pendler geht zudem nur ein Viertel der Autofahrten. Der Löwenanteil dient anderen Zwecken. Das sind Freizeit und Erholung sowie das Einkaufen.

Der vom Planungsverband im April veröffentliche aktuelle Regionsbericht mit Statistiken zum Jahr 2021 ist im Internet unter www.pv-muenchen.de/leistungen/daten/regionsdaten. Er enthält Daten zur Demographie, zum Wohnen, zur Wirtschaft, zum Verkehr und zu den öffentlichen Finanzen. Dem Bericht ist auch zu entnehmen, dass die Einwohnerzahl des Landkreises von 2020 auf 2021 leicht um 161 auf 218 579 gesunken ist.

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