Olympia-Attentat 1972:680 Radler erinnern an die Opfer des Attentats

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Die Verbindung des Anschlagsortes zum Ort der gescheiterten Geiselbefreiung stellen die Teilnehmer der Radtour her. (Foto: Johannes Simon)

Die Teilnehmer setzen mit ihrer Tour von München nach Fürstenfeldbruck vor dem offiziellen Gedenken am Montag ein deutliches Zeichen.

Von Quirin Knospe, Fürstenfeldbruck

Ihre Namen werden nicht vergessen. Ob Moshe Weinberg oder André Spitzer oder Anton Fliegerbauer, sie und alle anderen Namen der zwölf Opfer des Olympia-Attentats von 1972 sind am Sonntag auf leuchtend-blauen T-Shirts gedruckt zu sehen. Zum 50. Gedenktag des Olympia-Attentats von 1972 hat das Israelische Generalkonsulat zusammen mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) München erneut eine öffentliche Radtour vom Münchner Olympiapark bis zur Gedenkstätte am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck unter dem Motto "Radeln und erinnern" veranstaltet. Und mehr Teilnehmer, als erwartet, sind gekommen.

Normalerweise wären die Radlerinnen und Radler am 5. September gefahren, doch da an diesem Tag, dem 50. Jahrestag, im Fliegerhorst ein Staatsakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Israels Staatspräsident Isaac Herzog stattfindet, wurde die Radtour vorgezogen. Nach Fürstenfeldbruck kamen etwa die bayerische Familienministerin Ulrike Scharf, die israelische Generalkonsulin Carmela Shamir, der Kabarettist Christian Springer, der Präsident des FC Bayern, Herbert Hainer, sowie die Münchner Bürgermeisterin Kathrin Habenschaden. Auch die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler setzte sich den Fahrradhelm auf und radelte mit. Wobei die Prominenz aus Sicherheits- und Termingründen früher in Bruck eintraf und die Tour symbolisch zu Ende fuhr. Am Denkmal des Attentats legten die prominenten Gäste nach jüdischer Tradition Steine abzulegen.

Bewegende Momente: Münchens Vizebürgermeisterin Katrin Habenschaden (links) und Fürstenfeldbrucks Vizelandrätin Martina Drechsler. (Foto: Johannes Simon)

"Es gibt nach wie vor Antisemitismus. Der Hass gegen den Staat Israel ist auch eine Art Antisemitismus. Wir werden das nicht hinnehmen, wir werden immer gegen Antisemitismus in Bayern kämpfen", sagt Ministerin Scharf. Sie sei froh, dass die Politik nun Verantwortung übernehme und die Hinterbliebenen das Entschädigungsangebot angenommen hätten: "Für mich ist es wichtig, dass wir nicht nur Mitgefühl und das Miteinander pflegen, sondern dass wir auch Verantwortung übernehmen - damals wie heute. Ich bin wirklich froh, dass dieser Gesprächsfaden nicht abgerissen ist, dass man sich einigen konnte."

Einen Stein zur Erinnerung legt Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf auf die Gedenkstätte. (Foto: Johannes Simon)

Der Präsident des FC Bayern, Herbert Hainer, ist als junger Mann selbst bei den Olympischen Spielen in München gewesen. Die Gedenkveranstaltung sei ihm jedoch nicht nur ein persönliches Anliegen. Durch die Popularität des FC Bayern müsse sich auch der Verein seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein. Dazu gehöre auch die Aufarbeitung der Vereinsgeschichte: "Man hat gesehen, dass es beim FCB natürlich Opfer gab, aber auch Täter und das ist für uns eine besondere Verantwortung. Deswegen bin ich heute hier."

Großes Medieninteresse: Der Präsident des FC Bayern, Herbert Hainer, gibt Auskunft. (Foto: Johannes Simon)

Nachdem die prominenten Vertreter die Gedenkveranstaltung verlassen hatten, traf kurze Zeit später die Fahrradgruppe am Fliegerhorst ein. Angeführt wurde die Gruppe unter anderem von Organisatoren des ADFC. Die Gedenkfahrt sei eine "sportliche Verbindung der beiden Attentatsstätten und ein Zeichen der Erinnerung", sagt Adi Stumper vom ADFC. Er sei überwältigt von der hohen Teilnehmerzahl. Am Vortag habe es 630 Anmeldungen für die Radtour gegeben, gekommen seien jedoch mindestens 680 Radfahrer. "Für die Autofahrer waren es auf jeden Fall zu viel", sagt Stumper lachend.

Initiierte die Tour: Israels Generalkonsulin Carmela Shamir. (Foto: Johannes Simon)

Auch eine Gruppe aus Fürstenfeldbruck war bei der Gedenkfahrt vertreten. CSU-Stadtrat Andreas Lohde, der im dritten Jahr an der Veranstaltung teilnimmt, startete einen Aufruf, um einige Radfahrer aus Fürstenfeldbruck zu mobilisieren. Zusammen mit Oberbürgermeister Erich Raff, seinem Stadtratskollegen Christian Götz (BBV) und Alexa Zierl (ÖDP) sowie weiteren Bruckern fuhr die zehnköpfige Gruppe um sieben Uhr morgens vom Rathaus Fürstenfeldbruck bis zum Olympiapark. Nachdem sie die dortige Gedenkveranstaltung besucht hatten, fuhren die Teilnehmer mit den anderen aus München zurück zur Brucker Gedenkstätte. "Die Fahrradtour war eine bewegende, aber auch lockere Geschichte", sagt der Oberbürgermeister nach seiner Ankunft. "Fürstenfeldbruck gehört zu den Olympischen Spielen. Es ist nicht nur eine moralische Verpflichtung. Es ist ein Teil der Geschichte der Stadt. Die dürfen wir nicht vergessen", sagt Raff. Die internationalen Teilnehmer hätten noch einmal verdeutlicht, dass das Olympia-Attentat nicht nur Angelegenheit von München und Fürstenfeldbruck sei, sondern eine internationale Dimension habe.

Wohl mehr als 680 Radfahrerinnen und Radfahrer nehmen an der Gedenkfahrt teil. (Foto: Johannes Simon)
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