Fürstenfeldbruck:Mobil, solange es geht

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Kinderwagen sind üblich auf den Straße Brucks am Marktsonntag. Aber Rollatoren? (Foto: Johannes Simon)

Warum die Firma Saljol aus Maisach am Brucker Marktsonntag Besuchern den Umgang mit Rollatoren beibringen will.

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Wenn am Sonntag die Gottesdienste beendet sind und auf dem Volksfest die ersten Mass Bier ausgeschenkt werden, wird es auch in Fürstenfeldbrucks guter Stube wieder einmal bunt werden. Für den Marktsonntag von zwölf bis 17 Uhr werden Haupt-, Münchner-, Fürstenfelder-, Schöngeisinger-, Pucher-, Augsburger- und Dachauer Straße gesperrt, weil sich Fieranten und einheimische Geschäftsleute den Besuchern präsentieren wollen. In diesem Jahr hat dort eine Firma aus dem benachbarten Maisach ihre Premiere mit einem eigenen Stand, und ihre Produkte sind für einen Frühjahrsmarkt in der Kreisstadt eher untypisch: Die Firma Saljol stellt ihre Rollatoren aus, und die Besucher dürfen damit auf einem kleinen Parcours üben.

"Wir werden nichts verkaufen, wir wollen Tipps und Tricks zeigen, wie man mit einem Rollator umgeht", sagt Thomas Appel, Gründer und Geschäftsführer der Saljol GmbH aus Maisach. Appel, der mit 57 Jahren noch weit von der eigentlichen Zielgruppe seiner Kunden entfernt ist, ist es ein Anliegen, dass jeder erfahren kann, was es bedeutet, mit einem Hilfsmittel so lange wie möglich mobil zu sein. Es stünden eigene Rollatoren zur Verfügung, aber es sei auch jeder gern gesehen, der mit dem eigenen Rollator vorbeikomme. "Es ist wie eine Art Fahrradführerschein, man kann den Umgang mit dem Rollator lernen."

Thomas Appel, 57, ist Gründer und Geschäftsführer der Saljol GmbH in Maisach. Die Firma entwickelt , baut und vertreibt vorwiegend Rollatoren. (Foto: Eirch C. Setzwein)

Vor sieben Jahren hat Thomas Appel, der aus einer Unternehmerfamilie aus Wanne-Eickel stammt, Betriebswirtschaft studierte und ein Jahrzehnt lang Unternehmensberater und danach Geschäftsführer für einen norwegischen Rollatorhersteller war, die Firma Saljol in Fürstenfeldbruck gegründet. Saljol ist ein aus einer deutschen und einer englischen Abkürzung zusammengesetzter Name und bedeutet ausgeschrieben "Spaß am Leben - Joy of Life". Damit ist das Motto umrissen, das die Produkte für Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung bringen soll: Freude daran, in Bewegung zu bleiben, solange es die Gesundheit zulässt.

Statistiker haben für den Landkreis Fürstenfeldbruck ausgerechnet, dass im Jahr 2023 28,9 Prozent der Landkreisbewohner älter als 60 Jahre sind. Zehn Jahre später wird die Gesamtbevölkerung weiter gewachsen sein, und der Anteil der Menschen mit 60 Jahren und älter wird bei 30,1 Prozent liegen. Dabei nimmt die Gruppe der 60- bis 75-Jährigen eher etwas zu, während der Anteil der über 75-Jährigen in etwa gleich bleibt. Im Rentenalter, in das die Babyboomer-Jahrgänge nun kommen, sind Gesundheit und Mobilität besonders wichtig. Laut dem Vergleichsportal 24h-Pflege-Check.de nutzen derzeit etwa drei Millionen Menschen in Deutschland Rollatoren. Mit dem Fortschreiten des demografischen Wandels werde diese Zahl tendenziell noch weiter wachsen. Seit einiger Zeit sind die Gehwagerl sogar beliebter, als Gehstöcke oder Gehgestelle.

Umzug nach Maisach

Im Jahr 2019 war es dem Start-up in Fürstenfeldbruck zu klein geworden, und es erfolgte der Umzug in ein Firmengebäude im Maisacher Gewerbegebiet an der Frauenstraße. Dort arbeiten Appel und seine 27 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und in einem Ausstellungsraum können die Produkte angesehen und ausprobiert werden. "Das richtet sich unsere Endkunden." Die Produkte, vom Rollator über den drehbaren Duschhocker bis zum Sessel mit Aufstehfunktion, werden zwar in Maisach konstruiert, dort aber nicht gebaut. Die Rollatoren, die in Wohnungen benötigt werden, lässt Saljol in Bulgarien fertigen, die Rollatoren für draußen in einem chinesischen Werk. Appel nennt für die Fertigung in China drei Gründe: Das sei zum einen der Preis, zum anderen die hohe Verarbeitungsqualität, und noch ein drittes Argument spreche dafür: "Es gibt in Europa keinen vernünftigen Karbonhersteller mehr." Karbonrohre aber werden für den Saljol-Rollator benötigt, damit er für den Einsatz draußen zum einen leicht, zum anderen stabil genug ist. Knapp fünfeinhalb Kilo wiegt die Gehhilfe samt Einkaufskorb und Sitzmöglichkeit. Dass Saljol sich am Sonntag in die Brucker Hauptstraße stellt, hat nach den Worten ihres Geschäftsführers auch damit zu tun, dass die Gespräche mit Interessenten und Kunden wichtig sei für die Weiterentwicklung der Produkte.

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