Fürstenfeldbruck:Jäger sollen mehr Wild erlegen

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Das in diesem Jahr angefertigte forstliche Gutachten stellt fest, dass die Verbissschäden an jungen Bäumen im östlichen Landkreis hoch sind. Das Forstamt empfiehlt deshalb eine stärkere Bejagung von Rehen

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Wild vor Wald, Wald vor Wild - wenn es um diese Themen geht, ist der Streit zwischen Waldbesitzern, Förster, Jägern und Umweltschützer vorauszusehen. Und so wird auch das gerade veröffentlichte forstliche Gutachten geeignet sein, dass in nächster Zeit in den Revieren über höhere Abschussquoten zum Schutz des Jungwaldes kontrovers diskutiert wird. In dem im Laufe des Jahres erstellten Gutachten wird aber noch eine andere Entwicklung aufgezeigt, die nun schon so offensichtlich ist, dass niemand mehr darüber hinwegsehen kann. Das Klima ändert sich so stark, dass in der Folge die Wälder bald anders aussehen dürften.

Ein "Umbau in Mischwälder mit mehr Laubbäumen" sei unverzichtbar, fasst das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürstenfeldbruck das Gutachten diesen Punkt zusammen und drängt zur Eile: "Der sich deutlich abzeichnende Klimawandel zwingt dabei zu beschleunigtem Vorgehen."

Diese Forderung und weitere Empfehlungen, welche Baumarten geeignet wären, die Folgen der klimatischen Veränderungen über die kommenden Jahrzehnte zu vertragen, richten sich an die Privatwaldbesitzer. Die möchten die staatlichen Förster motivieren, es ihnen nachzumachen. Also bei der Wiederaufforstung nicht allein die "labile Fichte" zu nehmen, wie sie im Staatswald schon nicht mehr in Monokultur gepflanzt wird, sondern die Buche zu wählen, die "wichtigste Mischbaumart" in den vom AELF propagierten Wäldern der Zukunft. Auch Eichen und Tannen, die ausgerechnet den Rehen so gut schmecken, wie die Inventur des Waldes ergeben hat, sollten verstärkt gepflanzt werden. Dann aber nur auf Flächen, die eingezäunt werden müssen, um die Jungpflanzen vor Verbiss zu schützen.

Seit Anfang dieses Jahres waren Mitarbeiter des Forstamtes an 120 ausgewählten Stellen in den vier Hegegemeinschaften des Landkreises unterwegs, um sich den Jungwald anzusehen. Dabei wurde nach dem jetzt vorliegenden Ergebnis zum einen festgestellt, dass in drei von vier Hegegemeinschaften Nachpflanzungen nur dann eine Chance haben, wenn sie hinter einem, für die Waldbesitzer teuren, Zaun groß werden können. Zum anderen erkannten die Förster an den Verbissschäden, dass der Wildbestand in den Hegegemeinschaften Nordost und Südost, also im Bereich der großen Kommunen zu groß sein muss. Im den beiden westlichen, ländlicheren Hegegemeinschaften dagegen ist der Verbiss nicht so groß und rangiert in der Einschätzung der Gutachter zwischen "günstig" und "tragbar".

Es sei ein "Arbeitsergebnis, auf dem man vernünftig weitermachen kann" sagt AELF-Leiter Günter Biermayer. Das Gutachten sei eine wichtige Grundlage für die vom Landratsamt festgelegte Abschussquote, die die Jäger in den kommenden drei Jahren erfüllen sollen. Je mehr junge Fichten und Buchen die Rehe verbissen haben, desto mehr müssen sie fürchten, von einer Kugel getroffen zu werden und auf dem Teller zu landen. Die Fichten scheinen auch nicht das Hauptobjekt der Begierde für die Rehe zu sein. Nur bei zwei bis fünf Prozent liegt der Verbissanteil in den untersuchten Bereichen. Nur in einer Hegegemeinschaft beträgt der Anteil zehn Prozent, ein "auffälliger Anstieg", wie es heißt.

Buchen seien mit drei bis sieben Prozent Verbiss auf niedrigem Niveau, wobei dieses Ergebnis mit der starken Verbreitung in Staatswäldern zusammenhänge. Dass die frischen Triebe der anderen Laubbäume für die Rehe eine Leckerei sein müssen, zeigt sich an dem mit neun bis 26 Prozent hohen Anteil der Verbissschäden für diese Baumartgruppe. Eiche, Ahorn, Linde, Esche und Kirsche haben es nicht leicht, groß zu werden.

© SZ vom 14.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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