Fürstenfeldbruck, Germering:Leuchtendes Zeichen für Demokratie

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Bis zu 84 Meter breit werden soll der Schriftzug, der am Samstag von den Teilnehmern gebildet werden soll. (Foto: Lisa Stockmann)

Mit einem Schriftzug und einer Kundgebung soll am Samstag gegen Rechtsextremismus und die AfD demonstriert werden. Die Veranstalter erwarten einige Tausend Teilnehmer.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck, Germering

Zwei Kundgebungen gegen Rechtsextremismus sind an diesem Samstag in Fürstenfeldbruck und Germering geplant, zu denen jeweils ein breites Bündnis aus Vereinen, Verbänden und Parteien aufruft. Auf der Amperwiese hinter dem Veranstaltungsforum in Fürstenfeldbruck wollen die Teilnehmer in der Dämmerung mit Lichtern den Schriftzug "Nie wieder" bilden. Und in Germering ist vor der Stadthalle eine Kundgebung unter dem Motto "Germering ist bunt - für Demokratie und Vielfalt" angekündigt. Etwa 400 Menschen waren bereits am vergangenen Sonntag dem Aufruf der Puchheimer Volkshochschule und der Stadt zur Demonstration "Aufstehen für die Demokratie" am Grünen Markt gefolgt.

Die Demonstration auf dem Grünen Markt in Puchheim. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Organisatoren von diesem Wochenende erwarten einige Tausend Teilnehmer. Sie betrachten die Aktionen als Auftakt. "Wir brauchen politische Bildungsarbeit und Lösungen für Probleme etwa in der Sozialpolitik", sagt Jürgen Rückerl vom Germeringer Bündnis. "Von der Politik müssen Taten folgen", so Lisa Stockmann, Kreissprecherin der Grünen, die die Kundgebung in der Kreisstadt initiiert hat.

"Wir möchten mit unserer Aktion in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spaltung und Angriffe auf unsere Demokratie Haltung zeigen. Mit unserem leuchtenden Nie-wieder-Schriftzug unterstützen wir die aktuelle zivilgesellschaftliche Bewegung, die für Menschenrechte, demokratische Werte und Vielfalt steht - und gegen jede Form von Rechtsextremismus", heißt es im Aufruf aus Fürstenfeldbruck.

Die einzelnen Buchstaben des Schriftzuges werden mit Sprühkreide auf der Wiese markiert, dazwischen ist ausreichend Platz, damit der Schriftzug aus der Luft gut erkennbar ist. Bei Einbruch der Dunkelheit sollen alle mit Handy oder Taschenlampe nach oben leuchten. Der Schriftzug wird von einer Drohne fotografiert und der Landkreis sendet so "ein leuchtendes Zeichen für Demokratie in die Welt". Rund um den Schriftzug wird eine Begrenzung abgesteckt, hinter der die Menschen Platz finden, die nicht mehr in die Buchstaben passen.

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Dem Brucker Aktionsbündnis haben sich die Stadt, die Bürgerstiftung, der Historische Verein, der Bund Naturschutz, die Caritas, der DGB, die GEW, das Sozialforum Amper und das Eine-Welt-Zentrum FFB angeschlossen, darüber hinaus das Bündnis "FFB bunt - nicht braun", die Sonnensegler Energiegenossenschaft sowie die Parteien BBV, ÖDP, SPD, CSU, FW, FDP, Die Partei, Die Linke und die Grünen. Auch Markus Ambrosy, leitender Dekan des Dekanatsbezirks Fürstenfeldbruck, sowie Otto Gäng, Leiter des Pfarrverbands Fürstenfeldbruck, unterstützen die Aktion und werden kommen.

"Wir alle müssen jetzt aufstehen gegen Rechtsextremismus, Hass und Rassismus. Nur gemeinsam können wir diese ernste Gefahr für unsere Demokratie und weite Teile unserer bunten Gesellschaft aufhalten", ist im Germeringer Aufruf zu lesen. Dort sollen auf der Kundgebung auf dem Marktplatz etliche Reden gehalten werden, die die Breite des Protests zeigen. Getragen wird die Kundgebung vom Helferkreis Germering, der Arbeitsgruppe "Werte im Dialog" des Integrationsforums der Stadt, dem Bündnis Zukunft Germering, den Sonnenseglern, der Arbeiterwohlfahrt, den Kirchengemeinden, Fun Unlimited sowie Grüner Jugend, Jusos und Junger Union, CSU, Freien Wählern, ÖDP, SPD und Grünen.

Der Klosterinnenhof steht nicht zur Verfügung, wegen Faschingsveranstaltungen

Rückerl hat in Germering 100 Teilnehmer angemeldet. "Das dürfte deutlich zu wenig sein", sagt er jetzt. Inzwischen haben sich dem Aktionsbündnis weitere Gruppen angeschlossen, Rückerl erwartet deshalb an die tausend Menschen. Auf der Klosterwiese gibt es eine Obergrenze von 3000 Personen. "Wir haben deutlich weniger angemeldet", berichtet Stockmann. In den Klosterinnenhof könne man nicht ausweichen, wegen Faschingsveranstaltungen. Die Ordner würden die Teilnehmer zur Wiese lotsen.

Die Organisatoren glauben nicht, dass der Protest gegen die AfD durch viele kleine Kundgebungen zersplittert, im Gegenteil. "Bewegungen können sich immer totlaufen, aber jetzt ist es erst mal wichtig, in die Breite zu gehen, auch in den allerkleinsten Dörfern zu demonstrieren und die zu erreichen, die sich abgehängt fühlen", sagt Rückerl. "Es ist die größte Bewegung, die wir seit Langem haben, und es ist wichtig, vor Ort aktiv zu werden, wo sich die Leute kennen", sagt Stockmann. Zumal manche Menschen nicht gerne auf die großen Demonstrationen wie in München gehen wollen. Es gebe auch schon Ideen für weitere Aktionen im Landkreis.

Im Übrigen arbeite man zusammen. So beginnt die Kundgebung in Germering um 14 Uhr und soll spätestens um 16 Uhr enden. Denn das Aktionsbündnis ruft dazu auf, anschließend nach Fürstenfeldbruck zu fahren, um die Lichteraktion zu unterstützen, die dort um 17 Uhr beginnen soll.

Was Strategie und Inhalte der Bewegung betrifft, so geht es für Rückerl erst einmal um ein "breites Bekenntnis" gegen die AfD. Wichtig sei, dass sich CSU und FW klar gegen die extreme Rechte positionieren. Im nächsten Schritt müsse man weitere Forderungen diskutieren und entwickeln. "Wir brauchen Lösungen für aktuelle Probleme anstelle der Scheinlösungen der AfD", fordert Rückerl, der bei der Organisation Seebrücke aktiv ist, die Geflüchtete vor dem Ertrinken im Mittelmeer rettet und sich gegen Abschiebungen engagiert.

Lisa Stockmann ist seit 2019 Mitglied der Grünen und arbeitet als Selbstständige für ein Unternehmen aus der Videosicherheit. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Die Hetze gegen andere demokratische Parteien muss aufhören", fordert Stockmann. Konkret meint sie Attacken gegen die Grünen, etwa von CDU-Chef Friedrich Merz, dem bayerischen CSU-Ministerpräsidenten Markus Söder und FW-Chef Hubert Aiwanger. Stockmann fordert, dass die demokratischen Parteien bei allen Differenzen in der Sache, nach Lösungen suchen: "Man muss am Ende zusammenarbeiten." Sowohl Rückerl als auch Stockmann sprechen sich für die Prüfung eines Verbots der AfD aus.

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