Gegen Rechtsextremismus:Bunter Protest

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Hunderte finden sich am Grünen Markt ein, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. (Foto: Carmen Voxbrunner)

An der Kundgebung "Aufstehen für die Demokratie" in Puchheim beteiligen sich 400 Teilnehmer.

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Etwa 400 Menschen sind am Sonntagnachmittag dem Aufruf der Puchheimer Volkshochschule (VHS) zur Demonstration: "Aufstehen für die Demokratie", am Grünen Markt gefolgt. Viele selbst geschriebene Plakate bekunden den Willen der Besucherinnen und Besucher, gegen den Rechtsextremismus samt Deportation von Migranten im Lande anzukämpfen. "Gegen die Verarmung der Bürger hilft keine AfD und auch kein Nationalismus", lautet ein Plakat. "Nationalität Mensch" oder "1 Menschheit, 1 Erde, 1 Zukunft" steht auf anderen Schildern in der Menge. Alle sprechen sich entschieden gegen den grassierenden Nationalismus aus und wollen nicht zwischen angeblich guten und schlechten Deutschen unterscheiden. Auch "Rechts - AfD -Nazis - nein danke" war zu lesen.

Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl (SPD), einer der Hauptredner der 45-minütigen Kundgebung, begrüßte spürbar erfreut den anwesenden "bunten Ausschnitt aus der Puchheimer Zivilgesellschaft". Alle Stadtratsfraktionen seien auch da, auch die CSU-Fraktion. "Auch wenn sich die CSU-Ortspartei in eine Sackgasse manövriert hat", so die kritische Anmerkung Seidls. Die CSU hatte es abgelehnt, die Kundgebung zu unterstützen, weil nicht gleichzeitig gegen Linksextremismus oder religiösen Extremismus demonstriert werde. Der Ortsvorsitzende Dominik Schneider war dann doch mit einem allgemeinen Extremismus-Plakat gekommen, lag damit aber unter der allgemeinen Wahrnehmungsschwelle der Anwesenden. Die waren sich einig, dass es diesmal gegen "rechten Hass und Hatz" ging, so die Aufschrift eines weiteren Schildes.

Die CSU will doch nicht abseitsstehen: Ortsvorsitzender Dominik Schneider (Mitte) mit Plakat. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Seidl beklagte, dass die Pole der Gesellschaft immer weiter auseinandergehen würden. Er habe die Bauerndemonstration in Puchheim-Ort erlebt und die der 200 000 in München gegen Rechtsextremismus. Der Rathauschef warnte davor, den "sozialen Frieden zu gefährden" und vor dem Trugschluss, "alles wird schön, wenn wir keine Flüchtlinge mehr haben". Auch in Puchheim gebe es AfD-Wähler, Reichsbürger und Nazis vom dritten Weg; ebenso die Werteunion, zwei von deren Mitgliedern waren bei dem Treffen in Potsdam dabei. Der Puchheimer Markus Hammer (bis 2023 Vorsitzender und immer noch Schriftführer der CSU Puchheim) ist ihr stellvertretender Landesvorsitzender in Bayern. Seidl bekräftigte, dass er eine Welt mit Meinungsfreiheit und Menschenrechten wolle. "Die Lösung mit dem starken Führer wurde zur Endlösung", erinnerte er an den industriellen Massenmord, begangen von Deutschen bis vor gerade einmal 79 Jahren.

Alt und Jung beteiligen sich an der Kundgebung. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Großen Beifall erhielt dann Fabian Schreiber, der 23-jährige Vorsitzende des Jugendbeirats. Er machte sich für die Vielfalt der Menschen stark und erinnerte an eine Stadtrallye mit Asylbewerbern vor einigen Jahren in Puchheim. "Das war für alle Beteiligten ein wunderschöner Tag", so Schreiber. Er plädierte für Zusammenhalt und dafür, von der Vielfalt hierzulande zu profitieren.

Achim Puhl, der Geschäftsführer der Puchheimer Volkshochschule, sieht sich in der Mitverantwortung für die politische Bildungsarbeit und sprach sich nachdrücklich gegen rechten Hass und für ein demokratisches Miteinander aus. Die zweifache Mutter Marianne Lindner-Köhler, einst aus der Schweiz nach Puchheim zugezogen, bezeichnete sich als "zugereiste privilegierte Ausländerin". Auch sie möchte die Werte Demokratie und Menschenrechte an ihre Kinder weitergeben. "Wir werden Rassismus entgegentreten, menschlich zusammenleben und aufstehen für Demokratie - so machen wir das", bekräftigte Bürgermeister Seidl noch unter dem Beifall der Kundgebungsteilnehmer. Dann spielte er zusammen mit Robert Sterner "We Shall Overcome" an und das Publikum sang mit.

"We Shall Overcome": Bürgermeister Norbert Seidl (links) und Robert Sterner greifen zur Gitarre. (Foto: Carmen Voxbrunner)
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