Ausstellung im Advent:"Die Modelleisenbahn gehört einfach zu Weihnachten"

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Herr über 28 Züge: Heinz Dietmar Ebert überwacht die Anlage des Modelleisenbahnclubs Fürstenfeldbruck. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Heinz Dietmar Ebert vom Fürstenfeldbrucker Modelleisenbahnclub erklärt im Interview, warum die Vereinsanlage nur im Advent der Öffentlichkeit präsentiert wird und warum er auch mit 79 Jahren zu Hause noch Züge durch Landschaften fahren lässt.

Von Christian Hufnagel, Fürstenfeldbruck

So manches Spielzeug hat die Zeit überholt. Die Modelleisenbahn gehört offenbar nicht dazu. In Fürstenfeldbruck gibt es einen Club, der in jedem Advent an den ersten drei Sonntagen seine 40 Quadratmeter große Anlage der Öffentlichkeit präsentiert. Warum Züge in einer Miniaturlandschaft unabdingbar zu Weihnachten gehören und sein Verein keine Nachwuchssorgen hat, erklärt Heinz Dietmar Ebert im Interview. Der 79-jährige war 1976 Gründungsmitglied und ist nun noch zweiter Vorsitzender des Vereins, der am Bahnhof auch das Feldbahnmuseum betreibt.

SZ: Warum öffnen Sie Ihre große Modelleisenbahn-Anlage immer nur im Advent der Öffentlichkeit?

Heinz Dietmar Ebert: Es war die Idee von uns älteren Vereinsmitgliedern. Die Eisenbahn gehörte in unserer Kinder- und Jugendzeit immer zu Weihnachten. Das versuchen wir auf die heutige Zeit zu übertragen.

Und warum passt ausgerechnet dieses Spielzeug so sehr zu Weihnachten?

Das ist ein Phänomen. Ich weiß es auch nicht. Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich als Kind immer zum Spielzeugladen gelaufen bin. Dort fuhr im Advent immer eine Eisenbahn. Es war eine Märklin. Aber im Grunde war es natürlich die Anlage der Väter. Die haben sie immer aufgebaut.

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Sie meinen zu Hause. Bei Ihnen war das an Weihnachten auch so?

Ja, jedes Weihnachten. Die Anlage war auf einer Holzplatte, die übers Jahr senkrecht im Keller stand. Zu Weihnachten kam sie in die Waagrechte, und dann wurde an ihr weitergebaut.

Das heißt, es lag immer Zubehör für die Modelleisenbahn unterm Christbaum?

Ja. Ein Häuschen, ein Wagon, eine Lokomotive. Ich kenne das so. Einmal hat mein Vater zur Bescherung die Bahn als Kreis um den Christbaum aufgebaut.

Die Modelleisenbahn war also ein Erlebnis für die ganze Familie?

Ja, irgendwie schon. Nach dem Krieg war das so. Der Vater hat gebaut, die Mutter war froh, dass alle zufrieden und zusammen waren. Eine wunderschöne Zeit. Und die Modelleisenbahn war dabei ein ganz wichtiges Spielzeug.

28 Züge sind gleichzeitig unterwegs: Auch Kinder von heute kann die Modelleisenbahn-Anlage im Fürstenfeldbrucker Feldbahnmuseum noch faszinieren. (Foto: Lukas Barth)

Konnten Sie das weitervermitteln?

Ja, mein Sohn ist heute der Vorsitzende des Fürstenfeldbrucker Modelleisenbahnclubs.

Und die Enkel?

Sind auch beide - 16 und 26 Jahre alt - im Verein.

Die Modelleisenbahn ist also mehr als ein Hobby? Eine Leidenschaft? Eine Lebenseinstellung?

Ist schon eine Leidenschaft. Wenn der Funke überspringt, bleibt er ein Leben lang. Das habe ich bei vielen so erlebt. Auch wenn der Funke nicht mehr so oft überspringt wie früher. Aber wen es gepackt hat, der bleibt bei diesem Hobby.

Ihr Club scheint also keine Nachwuchssorgen zu haben?

Nein. Wir sind 33 aktive Mitglieder im Alter zwischen zwölf und 80 Jahren. Wir haben auch eine Jugendgruppe, der man erst mit zwölf Jahren aus juristischen Gründen beitreten kann.

Das ist überraschend, gilt die Modelleisenbahn ähnlich wie das Briefmarkensammeln doch eher als aussterbendes Hobby?

In den Anfangsjahren nach 1976 waren wir nur fünf bis sieben Mitglieder. Heute sind wir sogar 33. Auch wenn der Zuwachs viel mit unserem Feldbahnmuseum zu tun hat.

Modelleisenbahnschienen wird es sicherlich beim Flohmarkt an den ersten drei Adventssonntagen geben. (Foto: Johannes Simon)

Die Modelleisenbahn bleibt also ein Hobby der Zukunft?

Würde ich sagen. Die Leute, die zu uns kommen, legen sich meistens eine Anlage zu. Wir treffen uns jeden Freitag.

Und bauen an ihren Anlagen weiter?

Ja, die 40 Quadratmeter große Anlage mit allen Details der 1950/1980er Jahre ist eigentlich fertig. Aber im Aufbau ist eine kleinere. Sie soll einmal den Bahnhof von Türkheim darstellen. Von dort haben wir nämlich das Stellwerk im Original im Museum. Da würde die Anlage dann gut dazu passen.

Und Sie selbst haben zu Hause auch eine Eisenbahn aufgebaut?

Ja, in einem Raum habe ich eine Anlage aufgebaut. Im anderen ist mein Arbeitsplatz und die Bibliothek. Ich schreibe ja auch für Fachzeitschriften.

Also spielen Sie auch mit 79 noch mit der Eisenbahn?

Nein, so würde ich es nicht sagen. Ich lasse sie fahren.

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Auf der Anlage im Feldbahnmuseum Fürstenfeldbruck sind bis zu 28 Züge unterwegs.

Die Advent-Modelleisenbahnvorführungen finden an den Sonntagen, 27. November sowie 4. und 11. Dezember, statt, jeweils von 10 bis 12 Uhr im Wagen 1 des Feldbahnmuseums am Bahnhof Fürstenfeldbruck. Im Wagen 3 veranstaltet der Verein einen entsprechenden Flohmarkt.

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