Trotz mehrfacher Auszeichnung:Amperland auf der Kippe

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Amperland-Redakteur Klaus Wollenberg hält die Zeitschrift für finanziell gesichert. (Foto: Johannes Simon)

Die Zeitschrift für regionale Geschichte sucht eine neue Druckerei, zwei Träger sind abgesprungen, die Stadt Fürstenfeldbruck wartet ab.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Zeitschrift Amperland ist wieder in Nöte geraten. Der Bayerland-Verlag hat Druck und Vertrieb gekündigt, zwei der Träger, Stadt und Landkreis Freising, haben nach Angaben von Chefredakteur Wilhelm Liebhart, ihren Zuschuss eingestellt. Die Stadt Fürstenfeldbruck wartet, ob die Kosten steigen. Die Gebühren von den Abonnenten werden vorerst nicht eingezogen, im ersten Quartal 2023 wird es kein Heft geben. Liebhart ist jedoch zuversichtlich, dass es weitergeht. Er arbeitet bereits an einem Doppelheft, das im Frühjahr erscheinen soll.

Die Zeitschrift ist die Plattform für Historiker und Archäologen, die sich mit der regionalen Geschichte beschäftigen. Sie erscheint seit 1965 vierteljährlich, Träger sind die sechs Landkreise und Städte Dachau, Fürstenfeldbruck und Freising. 1995 wurde Amperland mit dem Bundespreis der Heimatzeitschriften ausgezeichnet. Einige Zeit danach geriet die Zeitschrift in Existenznöte. 2001 erwog der Landkreis Freising, seinen Beitrag nicht mehr zu bezahlen, drei Jahre später wollte der Fürstenfeldbrucker Landrat Thomas Karmasin (CSU) den Zuschuss in Höhe von 7500 Euro streichen, um seinen Etat zu sanieren. Öffentlicher Protest bewog die Kommunalpolitiker damals zum Einlenken, ebenso die Auszeichnung der Zeitschrift 2004 mit dem Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung.

Der Bayerland-Verlag wurde nun an den Battenberg-Gietl-Verlag in Regenstauf verkauft, der den Dienstleistungs- und Druckvertrag für die Zeitschrift kündigte. Die Abonnenten von Amperland wurden darüber in einem Schreiben informiert, das dem aktuellen Heft beilag. Nach Angaben von Liebhart hat die Stadt Dachau, die als Herausgeber fungiert, inzwischen eine Markterkundung gestartet. Als nächster Schritt werde eine Ausschreibung des Auftrages erfolgen, berichtet Liebhart. Er selbst hat bereits mit der Leitung eines Verlages in der Region gesprochen, der Druck und Vertrieb übernehmen würde, obendrein die Abwicklung der Finanzen, die bislang bei Dachau lag. Den Namen des Verlages mag er aber noch nicht verraten.

Von der Stadt Fürstenfeldbruck liege gleichfalls eine Kündigung vor, erzählt Liebhart, die allerdings mündlich ausgesetzt worden sei. Die Kündigung sei "im ersten Überschwang" erfolgt, weil man höhere Kosten befürchtete, berichtet Stadtrat Klaus Wollenberg (FDP), der die Kommune in der Redaktion vertritt. "Bruck wartet ab, was die Ausschreibung ergibt, wenn der Preis nicht in extreme Höhen steigt, bleibt die Stadt dabei", sagt er.

Seinen Angaben zufolge zahlt die Stadt bislang einen jährlichen Beitrag von 3500 Euro, der Landkreis steuert 5000 Euro dazu, von dem die Hälfte jedoch die Sparkasse übernimmt. Das war das Arrangement, nach dem Versuch 2004, den Zuschuss komplett zu streichen. Außerdem fließe ein Zuschuss vom Bezirk Oberbayern, dazu gebe es Spenden, etwa vom Lions Club in Puchheim, sowie die Einnahmen aus den Abonnements. "An den Finanzen scheitert die Zeitschrift nicht", betont Wollenberg. Die Gesamtauflage liegt unter 1200 Exemplaren, die Zahl der Abonnenten bei etwa 550, darunter etliche aus Österreich und ein Abo der Harvard University, die im Auftrag anderer amerikanischer Universitäten historische Zeitschriften aus Deutschland sammelt.

Dass Freising ausgestiegen ist, wird von Liebhart und Wollenberg bedauert. Der FDP-Stadtrat verweist darauf, dass Freising in der Zeitschrift stets gut vertreten gewesen sei. Für die nächste Ausgabe seien zwei Aufsätze aus Freising vorgesehen, und Rudolf Goerge, der ehemalige Kreisheimatpfleger von Freising, arbeite immer noch in der Redaktion mit.

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