Adventskalender für gute Werke:Hilfe in der Not

Lesezeit: 3 min

Ein Spielzimmer im Frauenhaus (Foto: Frauen helfen Frauen FFB e.V./oh)

Dank der großen Spendenbereitschaft von Leserinnen und Lesern bekommen soziale Einrichtungen, Flüchtlinge und Menschen mit Behinderung im Landkreis Unterstützung.

Von Ingrid Hügenell und Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Seit mehr als 70 Jahren hilft der SZ-Adventskalender Menschen, die in Notlagen geraten sind. Solche Hilfe ist Jahr für Jahr nötig, weil Krankheiten, Arbeitslosigkeit oder Todesfälle immer wieder neue Notsituationen schaffen. In diesem Jahr ist es auch ein Krieg in Europa, der Menschen zur Flucht gezwungen und sie damit vor existenzielle Schwierigkeiten gestellt hat. Mit fast elf Millionen Euro hat das Hilfswerk der Süddeutschen Zeitung heuer Menschen geholfen. Das Geld stammt aus der Leserschaft der Zeitung, ohne deren großzügige Unterstützung könnte der Adventskalender nicht helfen.

Unterstützung erhalten hat der Verein "Frauen helfen Frauen" für das neue Frauenhaus in Germering. Mehr als 25 000 Euro gingen dorthin, vor allem für die Sicherheitstechnik. Denn das neu errichtete Gebäude liegt nicht versteckt irgendwo am Stadtrand, sondern gut sichtbar nicht weit entfernt vom Rathaus. Die Frauen, die dort unterkommen, und auch die Kinder, sollen ihre Adresse angeben können. Damit die gewalttätigen Männer, vor denen sie Schutz suchen, nicht ins Haus können, wurde es mit aufwendiger Technik ausgestattet, erklärt Anja Blobner, Geschäftsführerin von "Frauen helfen Frauen".

Grundausstattung fürs Frauenhaus

Außerdem konnten von dem Geld Einrichtungsgegenstände angeschafft werden: Möbel und Geschirr ebenso wie Putzeimer und Duschvorhänge. Im Juli konnte das Frauenhaus samt einiger Bewohnerinnen von Fürstenfeldbruck nach Germering umziehen. Es bietet Raum für neun Frauen und ihre Kinder. Erstmals gibt es auch ein behindertengerechtes Appartement. Es wird auch an Schutzsuchende ohne Behinderung vergeben, ermöglicht aber körperlich behinderten Frauen oder Müttern behinderter Kinder, im Frauenhaus geschützt und eigenständig zu leben. Blobner berichtet von großer Freude über die Spende, die es ermöglichte, die Grundausstattung für das Haus anzuschaffen. "Alle genießen das neue Haus."

Die Germeringer Sozialstiftung hat das Haus errichtet, in dem neben dem Frauenhaus, aber völlig separat, auch das Hospiz untergebracht ist. Der Landkreis hat den Gebäudeteil des Frauenhauses angemietet, der Verein "Frauen helfen Frauen" fungiert als Träger und Betreiber. Das alte Frauenhaus in Fürstenfeldbruck bot Platz nur für sechs Frauen und ihre Kinder - wenn es nicht zu viele Kinder waren.

"Für die Frauen bedeutet das neue Haus eine große Veränderung", erklärt Blobner. "Vom WG-Charakter mit Gemeinschaftsbad und Gemeinschaftsküche zu einzelnen Appartements." Nun könnten sich die oftmals traumatisierten Frauen und Kinder auch zurückziehen. "Es fühlt sich für die Frauen freier an. Und die Kinder müssen sich nicht mit anderen auseinandersetzen, wenn sie das nicht wollen, sondern können sich auch mal verkriechen."

Die Vernetzung mit den Kindertagesstätten und Schulen in Germering klappe gut, berichtet die Sozialpädagogin. Mit dem Hospiz, das im selben Gebäude, aber baulich getrennt, untergebracht ist, lebe man in guten Nachbarschaft. "Es ist toll, dass diese Themen, die ja mitten in der Gesellschaft stattfinden, auch mitten in der Stadt sichtbar sind", sagt Blobner.

In Germering angekommen: die Familie Tajik mit (von links) Satayes, Mobina, Basir, Shafika, Younes und Abed. (Foto: Peter Busch)

Auch Flüchtlinge konnten mit der Unterstützung der Leserschaft rechnen. So die Familie Tajik. Vater Basir und Mutter Shafika stammen aus Afghanistan. Im Iran haben sich die beiden kennengelernt, dort sind auch die Kinder Younes, Abed, Satayes und Mobina geboren. Nach einer langen Flucht ist die Familie in Deutschland angekommen. Basir Tajik arbeitet seit Mai in der Gärtnerei des Kartoffelkombinats. Über seine Arbeit sei er sehr glücklich, sagt Peter Busch, der als Asylhelfer die in Germering untergekommene Familie betreut. Der Arbeitslohn trägt auch dazu bei, das Selbstbewusstsein zu steigern. Einziger Wermutstropfen: Wegen des Lohns fallen etliche Unterstützungsleistungen für die Familie weg, beispielsweise die Übernahme der Mitgliedschaft in Sportvereinen oder für die Erstausstattung mit Schulsachen.

Der Umzug in ein Haus steht bevor

Der ältere Sohn Younes absolviert eine Berufsintegrationsklasse. Kurz vor dem Abschluss müsse er sich nun Gedanken machen, wie es weitergehen soll, sagt Busch. Younes kümmert sich zudem um die behördlichen Angelegenheiten, er spricht besser Deutsch als seine Eltern. Zudem begleitet er andere Geflüchtete zu Ämtern und steht als Übersetzer bereit. Auch Shafika Tajik kommt immer besser zurecht. Vor allem ihr hatte die Flucht über Ungarn erheblich zugesetzt, wie sie im vergangenen Jahr berichtete. Sie macht deutliche Fortschritte beim Erlernen der deutschen Sprache. Eine Nähmaschine soll ihr helfen, Stickarbeiten herzustellen. Im nächsten Jahr steht ein weiteres positives Ereignis bevor: der Umzug in eine Wohnung in Gernlinden. Der ist auch dringend nötig, denn die Familie lebt in der Unterkunft in Germering in nur einem Zimmer.

An der Grundausstattung mit Mikrofonen und einer Tonanlage arbeitet der Inklusions-Chor "Oh Happy Day" aus Fürstenfeldbruck. Etwa 60 Menschen mit und ohne Behinderung singen in dem Chor. Zweieinhalb Jahre Corona und die mit der Pandemie zusammenhängenden Beschränkungen haben den Sängerinnen und Sängern sowie den Vereinsverantwortlichen zugesetzt. Jetzt tritt der Chor wieder auf, das nächste Mal am Sonntag, 4. Dezember, in der Kirche Sankt Josef in Schönbrunn (Gemeinde Röhrmoos, Landkreis Dachau).

So können Sie spenden

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IBAN: DE86 7015 0000 0000 600700

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