Kirche:Überparteilicher Ansprechpartner

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In Grafrath war Thomas Prieto Peral dreieinhalb Jahre Gemeinderat für die Grünen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

An diesem Wochenende wird der 57-jährige Grafrather Thomas Prieto Peral bei einem Gottesdienst als evangelischer Regionalbischof eingeführt.

Von Gerhard Eisenkolb, Grafrath

Wenn an diesem Sonntag, 25. Februar, Thomas Prieto Peral, 57, in der Münchner St. Lukas-Kirche in sein Amt als evangelisch-lutherischer Regionalbischof des Kirchenkreises München und Oberbayern eingeführt wird, werden dem Festgottesdienst auch Kommunalpolitiker der Grünen wie die Kreisvorsitzende Lisa Stockmann und einige seiner langjährigen Wegbegleiter aus dem Landkreis beiwohnen. Der Grafrather ist nicht nur hier aufgewachsen und vor 20 Jahren hierher zurückgekommen, als seine Frau Zwillinge bekam. Er saß an seinem Wohnort auch bis zum Sommer für dreieinhalb Jahre für die Grünen im Gemeinderat.

Sein früheres politisches Engagement begründet er auf SZ-Anfrage damit, dass er die Demokratie stärken und ein Zeichen gegen den grassierenden Populismus und das abfällige Reden über Politik und über Politiker setzen wollte. Vor allem ist für ihn sein Wohnort jedoch seine Heimat und eine Insel. Deshalb will er weiterhin dort leben. Aber er bezeichnet es als faszinierend, in seinem neuen Amt nun ganz Oberbayern in seiner Vielfalt zu entdecken und zu erleben.

Angetreten hat der neue Regionalbischof sein Leitungsamt bereits am 1. November. Es ist für ihn selbstverständlich, dass es sich in einer solchen Funktion verbietet, ein öffentliches politisches Amt wahrzunehmen. An diesen Grundsatz muss sich in seiner Kirche auch jeder Pfarrer oder jede Pfarrerin mit einer eigenen Gemeinde halten.

Als Regionalbischof versteht er sich als überparteilicher, für alle ernst zu nehmender Ansprechpartner. Das Verbindende ergebe sich aus der Beschäftigung mit gemeinsamen Themen. Auch die Kirche müsse sich, wie er betont, als große Organisation mit Tausenden Liegenschaften und einer großen Zahl von Beschäftigten mit solchen Aufgaben wie dem Klimaschutz auseinandersetzen, was ihm als Gemeinderat ebenso wie der Bau von günstigem Wohnraum wichtig war. Noch eine Parallele gebe es zwischen kirchlichem und politischem Engagement: den einvernehmlichen Interessenausgleich als Basis der Demokratie und des Miteinanders. Es gehe um Kompromisse.

Zuletzt leitete Prieto Peral als theologischer Planungsreferent der Landeskirche sieben Jahre lang den Zukunftsprozess "Profil und Konzentration". Drei Ergebnisse aus dieser Konzeptarbeit möchte er in seine Arbeit als Regionalbischof einbringen. Als Erstes nennt er Spiritualität. "Wir brauchen dringend ein Profil, das Glaubenserfahrungen ermöglicht", beteuert er. Es gehe nicht darum, nur zu reden. Spiritualität und das klösterliche Leben gehören für ihn zusammen. Auszeiten in Klöstern und seine Verbindung zu vor allem katholischen Klostergemeinschaften bezeichnet er als wichtig für seine Entwicklung.

Als zweites "Megathema" bezeichnet er die Weitergabe des Glaubens. Die Arbeit mit Konfirmanden und den Religionsunterricht bezeichnet er als prägend für den Glauben. Als dritten zentralen Punkt nennt er das Thema Kirche und Diakonie. Zeige man durch Sozialarbeit, für andere da zu sein, mache das die evangelische Kirche glaubwürdig. Zudem gelte es Konsequenzen aus der aktuellen Studie zu sexueller Gewalt zu ziehen. Hier gehe es darum, dass Betroffene zu ihrem Recht kämen, und um die Stärkung der Prävention. Jede Gemeinde sei dazu aufgerufen, ein Präventionskonzept zu erstellen.

Von 2006 bis 2015 war Prieto Peral Referent für Ökumene und Weltverantwortung im Landeskirchenamt. In dieser Zeit baute er ein Hilfsnetzwerk für Christen im Nahen Osten auf. Als Traumapädagoge begründete er "Wings of Hope" mit, eine evangelische Stiftung, die in Krisenregionen der Welt traumatisierte Menschen unterstützt. Zum Pfarrer ordiniert wurde der gebürtige Mainzer im oberfränkischen Himmelkron, anschließend arbeitete er laut Mitteilung der Landeskirche mit internationalen Gemeinden in Bayern und im Pfarrdienst der Reformations-Gedächtniskirche in München.

Der Einführungsgottesdienst mit Landesbischof Christian Kopp in St. Lukas wird an diesem Sonntag von 10 Uhr an live vom Bayerischen Fernsehen übertragen. In Grafrath gibt es eine Live-Übertragung in der Michaelkirche.

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