Bürgermeisterwahl:Eichenau steht vor der Wahl

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Bürgermeister und Gegenkandidaten (von links): Peter Münster, Peter Zeiler und Markus Hausberger. (Foto: Günther Reger)

Was die drei Bürgermeisterkandidaten Peter Münster, Peter Zeiler und Markus Hausberger zu den Themen Gewerbegebiet, Verkehr und Wohnraum sagen.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Der Bürgermeister von Eichenau wird alle sechs Jahre gewählt. Seine Amtszeit unterscheidet sich nicht von anderen Amtsperioden in Bayern, wohl aber der Wahltag. Der ist seit vielen Jahrzehnten außertourlich und liegt jeweils in der Hälfte der Amtszeit des Eichenauer Gemeinderat. Die beiden kommunalen Wahlen zu synchronisieren, ist den Eichenauern bislang noch nicht eingefallen. Am kommenden Sonntag wird nun wieder neu gewählt, und diesmal ist ein Bürgermeister als Kandidat dabei, der erst eine Periode hinter sich gebracht hat. Peter Münster ist der einzige FDP-Bürgermeister im Landkreis und er hat bei seiner zweiten Kandidatur zwei Mitbewerber: Markus Hausberger, den die Grünen nominiert haben, und Peter Zeiler von der CSU. Wie sie den Wahlkampf erlebt haben und was sie in der letzten Woche vor der Wahl erwarten, haben die drei Kandidaten der Fürstenfeldbrucker SZ erzählt.

Peter Münster: der Amtsinhaber

Peter Münster (FDP). (Foto: Günther Reger)

Sechs Jahre ist es her, dass Peter Münster (FDP) zusammen mit drei Mitbewerbern in eine Wahl ging. Es brauchte einen zweiten Wahlgang, aus dem er als Sieger gegen den CSU-Bewerber Dirk Flechsig hervorging. Vorher waren die Kandidaten Claus Guttenthaler (Freie Wähler) und Martin Eberl (SPD) ausgeschieden. Bei dieser Wahl hat sich Münster "50 plus X" vorgenommen. Seine Zuversicht speist sich aus dem Zuspruch von Eichenauerinnen und Eichenauern in den vergangenen Wochen. Sie hätten ihm eine gute Arbeit bestätigt. Und sie hätten ihm zu verstehen gegeben, dass er eine weitere Amtszeit brauche, um das weiter- und fertigzumachen, was er übernommen oder selbst begonnen hat.

Was Münster vorgefunden hat, als er 2016 die Geschäfte übernahm, war ein Investitionsstau. Insbesondere die Sanierung der Starzelbachschule stellte sich als Millionenprojekt heraus, das freilich weniger politisch begründet war, denn technische Mängel zur Ursache hatte. Und ein wenig Pech war für die Gemeinde auch dabei. Die Erweiterung der Schule war und ist nicht konfliktfrei. Weder in der Öffentlichkeit, noch im Gemeinderat.

Aber Münster scheut die Auseinandersetzung nicht, provoziert und eskaliert schon mal eine Diskussion mit kleinen Anmerkungen. Dabei weiß er sein juristisches Wissen geschickt einzusetzen. Im Rathaus hat er mit einer internen Reform die Zügel in die Hand genommen und den Posten des Geschäftsleiters bei sich angesiedelt. Das war für manchen Mitarbeiter der Verwaltung nicht leicht zu verdauen, und auch Menschen, die näher am Bürgermeister dran sind, üben schon mal Kritik. Doch Münster scheint das Führen im Amt genauso zu genießen wie den Kontakt zu den Einwohnern.

Seine Wahlkampftouren durch den Ort seien wie Bürgersprechstunden gewesen, sagte er. Mehr als 200 Einzelfragen hatte er auf dem Zettel. Die versuchte er abzuarbeiten oder dafür eine Lösung zu finden. Einen Wahlkampf von Haus zu Haus, wie er ihn noch vor sechs Jahren gemacht hat, muss er nicht mehr auf sich nehmen. Dafür wird er auf der Straße angesprochen und zum Beispiel zum Gewerbegebiet Nord befragt. Ein Thema, das sich in Eichenau als das momentan dringendste herausgestellt hat, weil die Einnahmen bei der sich kaum ändernden Steuerverteilung nicht mehr werden. Lediglich drei Millionen Euro trägt die Gewerbesteuer bei.

Um aber dem Leistungsanspruch in Eichenau genüge zu tun und etwa mehr als das Mindeste an Gemeindeaufgaben tun zu können, verfolgt Münster das Projekt eines Gewerbegebiets nördlich der S-Bahnlinie mit persönlichem Eifer und politischen Hochdruck. Was in den Jahren vor seiner Amtszeit als unmöglich erschien, könnte nun bis Ende des Jahres klappen: Die Gemeinde könnte das erforderliche Grundstück vom Freistaat erwerben. Damit wäre Münster seinem bereits vor sechs Jahren postuliertem Ziel ein gutes Stück näher gekommen. Dass sich dort einmal Firmen ansiedeln könnten, die auch die erhofften Steuern zahlen, dafür dürfte sich bei den derzeitigen Machtverhältnissen im Gemeinderat eine Mehrheit finden lassen.

Der 56 Jahre alte Münster kennt die Eichenau von Geburt an, er hat dort als Rechtsanwalt gearbeitet, er ist Jahrzehnte schon in der Kommunalpolitik auf mehreren Ebenen tätig, er kennt die Bürgerschaft. Er hat aber als Bürgermeister lernen müssen, dass es nicht leicht ist, vermeintliche Wohltaten zu verteilen. Neue Buslinien, zum Beispiel durch die Allinger Straße, riefen Protest hervor, der sich bis heute nicht gelegt hat. Das wurde ihm bei Gesprächen dort jetzt wieder bewusst gemacht. Allerdings hat er auch feststellen dürfen: Es sei nur noch der harte Kern, der schon vorher ablehnend eingestellt gewesen sei. Andere, die sich dagegen aussprachen, sehe er mittlerweile dort Bus fahren.

Peter Zeiler: von Haustür zu Haustür

Peter Zeiler (CSU). (Foto: Günther Reger)

Am vergangenen Wochenende fand die Ochsentour ihren Abschluss. So sagt man, wenn sich ein Kandidat abgemüht hat bei seiner Vorstellung im Ort. Seit Mitte Februar war Peter Zeiler von Haus zu Haus unterwegs und hat sich als Bürgermeisterkandidat der CSU Eichenau vorgestellt. 5400 Haushalte hat er besucht, "der Dritte, Vierte war zu Hause", berichtet der 57-Jährige. An zwei bis vier Tagen in der Woche war Zeiler im Haustürwahlkampf, und weil viele Menschen noch im Home-Office sind, traf er auf eine Menge Leute, die zu Gesprächen bereit waren. Die meisten Besuche fanden an Samstagen statt, an den Wochenenden war er auch an seinen Wahlständen präsent. Zuletzt unterstützte ihn dabei die CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler aus Türkenfeld.

Zeiler berichtet, dass er nach den Gesprächen schon etwa 30 schriftliche Anfragen bekommen habe, die er nun beantworten werde. Vorherrschende Themen waren die Schaffung von Wohnraum und das geplante Baugebiet am S-Bahnhof. Dabei sei herausgekommen, dass sich viele Eichenauerinnen und Eichenauer Sorgen machten, dass ihre Kinder in Eichenau keine Wohnung finden würden, weil sie die Preise nicht bezahlen könnten. Und eine weitere Erkenntnis teilte Zeiler mit: In der Bevölkerung kursierten falsche Informationen über die Bebauung am Bahnhof. Angedacht sind dort im südlichen Bereich der Gleise ein Wohngebäude nahe dem evangelischen Pflegezentrum und eine größere Wohnanlage auf dem jetzigen P&R-Platz. Nördlich davon könnte ein Parkhaus entstehen, aber sicher werde westlich des Pflegezentrums bis zum Biotop keine Bebauung stattfinden. Er habe versucht, die Bedenken und Fehlinformationen zu zerstreuen, sagt der CSU -Kandidat.

Zeiler ist bei vielen seiner Haustürgespräche Menschen begegnet, die sich über den Verkehr aufregen. "In fast allen Straßen wird zu schnell gefahren", fast Zeiler die Stimmen zusammen. Aber, das weiß er auch und hat es den Bürgern zu vermitteln versucht, der Verkehr ist hausgemacht. "Das meiste ist Ziel- und Quellverkehr." Brennpunkte seien die Olchinger Straße, die teilweise wie eine Durchgangsstraße genutzt werde, aber auch die Allinger Straße. Auch der Nahverkehr, zuletzt mit mehreren neuen Linien innerhalb der Gemeinde und mit überörtlichen Linien deutlich verbessert, bekommt Kritik. Zeiler hat sich vor allem in der Allinger Straße einiges anhören dürfen über die Art der Fahrzeuge, die Taktung und die Fahrgastzahlen. Er selbst sagt, dass die Auslastung nachmittags, als er unterwegs war, nicht so groß gewesen sei, "manchmal saß nur der Fahrer im Bus". Er möchte, dass die Linie "nach einer gewissen Zeit" untersucht wird. Fahrgastzahlen sollten erhoben, der Takt und die Größe der Busse überprüft werden.

Und dann ist da noch die "Schattenfrage". Wie denn Photovoltaik funktionieren würde, wenn hohe Bäume im Weg stünden, sei er gefragt worden, sagt der Experte für Immobilienfinanzierung. Zeiler sieht viel Informationsbedarf bei den Eichenauer Hausbesitzern, die vielleicht mit der Anschaffung einer PV-Anlage liebäugeln, aber noch zu wenige Wissen darüber haben. Alles Aufgaben, denen er sich als Bürgermeister widmen könnte.

Markus Hausberger: andere Standpunkte

Markus Hausberger hat die Grünen verlassen. (Foto: Günther Reger)

Für Markus Hausberger, den Kandidaten der Grünen, ist diese Woche vor der Bürgermeisterwahl zwar "die heiße Phase". Gleichwohl kann er sich nicht so intensiv darauf konzentrieren, wie ihm vielleicht lieb wäre. Denn noch hat er einen anderen Job, mit dem er Geld verdient. Der Bankkaufmann und Betriebswirt will sich deshalb auf Infostände beschränken. Ob er noch Zeit für den Haustürwahlkampf hat, ist fraglich. Aber auch in diesen letzten Tagen vor der Wahl rechnet der 44 Jahre alte Ehemann und Vater zweier Kinder mit den Fragen, die ihm schon in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder gestellt wurden.

Er hat sogar ein Ranking der drei beliebtesten Fragen. "Es wird am meisten nach dem Gewerbegebiet Nord gefragt und wie ich mich dazu stelle." Es sei den Wählerinnen und Wählern wichtig zu wissen, wo er stehe und welche Argumente er gegen die Ansiedlung von neuen Betrieben an dieser bestimmten Stelle am nördlichen Ortsrand habe. Er kann immer nur betonen, dass es diese Fläche nur einmal gebe, dass es zu weiterer Versiegelung beitragen würde, wenn dort das seit Jahrzehnten diskutierte Gewerbegebiet errichtet würde und dass er andere Möglichkeiten sehe.

Zum Beispiel, zu untersuchen, ob es noch Platz im bestehenden Gewerbegebiet im Süden der Gemeinde gibt, ob und wie Platz vielleicht nur anders verteilt werden müsste, um neuen Firmen etwas anbieten zu können. Er kennt die Gegend sehr gut, hat sich als Sprecher der Bürgerinitiative für den Lärmschutz des Logistikers Transgourmet in der vorhergehenden Amtsperiode des Gemeinderates einen Namen gemacht. In fast jeder Sitzung des Gremiums waren er und sein BI-Mitstreiter Markus Brüstle zugegen - wenn einer mal nicht konnte, vertrat ihn der andere -, und so lernte Hausberger, wie Kommunalpolitik funktioniert. Nach drei Jahren im Gemeinderat traut sich Hausberger nun das Bürgermeisteramt zu.

Auch das in seinem Wahlkampf am zweithäufigsten angesprochene Thema Energiewende kam bis in viele Verästelungen vor. Hausberger ist wichtig, dass nicht mit verengtem Blickwinkel herangegangen wird, sondern, dass die Energie- und Klimafragen bei allen kommunalpolitischen Themen und Vorhaben gestellt werden sollten. Genauso wie die Frage, ob neue Wohnungen in Eichenau gebaut werden sollten.

Der Grünen-Kandidaten verknüpft diese Frage mit jener, die in seinem Ranking Rang drei einnimmt: Kinderbetreuung. "Ich möchte bessere Wettbewerbsstrukturen in Eichenau haben als in anderen Gemeinden", lautet sein Argument, und dazu gehöre ein "vergünstigtes Wohnraumangebot". Ob die Gemeinde selbst bauen oder dies in die Hände einer Genossenschaft geben sollte, ist für Hausberger nicht vorrangig. "Wir müssen das Thema vom Tisch bekommen." Es dürfe nicht sein, dass jedes Jahr wieder die Frage gestellt werde, ob ausreichend Betreuungsplätze zur Verfügung stehen. Das Personal müsse bezahlbaren Wohnraum vorfinden, dafür sei die Gemeinde als Arbeitgeber zuständig. "Wenn die Kinder betreut werden, können die Eltern ihrer Arbeit nachgehen. Und das hat dann wiederum Einfluss auf unsere Einkommensteuereinnahmen."

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