E-Mobilität:Wenn Löschen nicht mehr reicht

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Die Feuerwehr Gröbenzell übt an einem E-Auto. (Foto: Lukas Barth)

Wie die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren in Gröbenzell ausgebildet werden, um Unfälle von Elektroautos gefahrlos bewältigen zu können.

Von Manfred Amann, Gröbenzell

Die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis stellen sich darauf ein, dass immer mehr Elektro-Autos in Unfälle verwickelt sind. Um bei Unfalleinsätzen mit E-Fahrzeugen zielgerichtet und ohne Selbstgefährdung vorgehen zu können, organisiert der Kreisfeuerwehrverband nach und nach für alle Ortsfeuerwehren entsprechende Schulungen. Den Anfang hat die Wehr in Gröbenzell gemacht, wo in zwei Gruppen jeweils zwölf Mitglieder in Theorie und Praxis von Christian Kern und Christoph Stangl von der Fachfirma Q4Flo unterrichtet wurden.

"Mit dem Lehrgang heute steigen wir ein, und damit möglichst jede Ortsfeuerwehr schon mal einen Fachkundigen in seinen Reihen hat, nehmen Freiwillige aus 24 Wehren teil, die ihre Erkenntnisse dann an ihre Kameraden weitergeben können", erklärte Brandmeister Mathias Sedlmair, der die Fortbildung leitete. "Der andere Aufbau der Stromer, vor allem der elektrische Antriebsstrang der Fahrzeuge, stellt die Wehren vor neue Herausforderungen und erfordert eine andere Vorgehensweise", so Sedlmair. Ergänzend dazu führte Stangl aus, dass sich der gewohnte Einsatzablauf zwar teilweise drastisch verändere, die Gefahr für die Feuerwehrleute bei gefahrenbewusstem Handeln aber nicht größer sei als bei Unfällen mit herkömmlichen Autos. Beide Lehrkräfte erinnerten daher auch immer wieder daran, zu keinem Zeitpunkt den Eigenschutz zu vernachlässigen. Das Ungewohnte und Herausfordernde bei E-Autos ist neben dem Hochvolt-Antriebsstrang die verbaute Lithium-Ionen-Batterie. Die Probleme zu erkennen und Folgeschäden möglichst zu verhindern, verlange volle Konzentration und manchmal auch Kraftanstrengungen. Laut Kern kommt es eigentlich nur bei einem äußerst heftigen Aufprall zu Batterieschädigungen. Eine solche kann dann aber dazu führen, dass die einzelnen Batteriezellen nacheinander Feuer fangen. "Das kann ablaufen wie bei einer Kettenreaktion und der Brand entfacht immer wieder neu".

Da man nach einer Alarmierung vom Unfallhergang in der Regel keine Kenntnis habe, müsse man bei der Beteiligung von E-Fahrzeugen davon ausgehen, dass auch die Batterie Schaden genommen haben könnte. Sollte der Akku nämlich tatsächlich beschädigt worden sein, müsse man von einer Brandgefahr ausgehen. Außerdem könnten interne Kurzschlüsse und chemische Prozesse zum Beispiel zu einer Selbstzündung der betroffenen Zellen führen. Um dies zu verhindern, sollte versucht werden, das Hochvolt-System des Antriebs von der übrigen Elektrik zu trennen, damit nicht das gesamte Auto in Brand gerät. In der Praxis durften die Teilnehmer die entsprechenden Verbindungsstellen und Steckverbindungen suchen und die Systeme voneinander trennen. "Mit Schutzhandschuhen ist dies keine einfache Sache", befand ein Teilnehmer. Nötigenfalls können die Elektroverbindungen laut Stangl aber auch mit einem Seitenschneider durchtrennt werden. Auch wenn der Einsatzleiter vor Ort entscheiden kann, raten die Lehrkräfte, den Angriffstrupp nicht ohne ABC-Schutzausrüstung vorgehen zu lassen, denn die Gefahr, dass toxische Dämpfe freigesetzt werden, sei nicht zu unterschätzen.

Am allerwichtigsten ist aber, die Batterie fortlaufend mit Wasser abzukühlen. "Das kann sich lange hinziehen und auch Rückschläge sind möglich, daher muss die Wärmeentwicklung auch dauerhaft beobachtet werden", mahnte Kern. Feuerlöscher mit Schaum oder Pulver seien dafür ungeeignet. Zudem sei deren Reichweite zu gering, so dass man sich mit ihrer Verwendung unnötig in Gefahr bringe. Nur mit großen Mengen Wasser könne man einen Batteriebrand verhindern oder löschen. Privatleute sollten auf keinen Fall selbst aktiv werden, wenn sie eine Erhitzung der Batterie vermuten, sondern schnell die Feuerwehr rufen.

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