Fürstenfeldbruck:Biotonne lässt Müllgebühren steigen

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Sie sollen kommen: Bioabfalltonnen, hier aufgenommen in einem Mülltonnenlager in München (Foto: Catherina Hess)

Auch im Landkreis sollen organische Abfälle von 2025 an in einem eigenen Behälter gesammelt werden. Das ist aber nicht zum Nulltarif zu haben.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Vom Jahr 2025 soll es auch im Landkreis Fürstenfeldbruck eine Biotonne geben. Sie soll das seit langem praktizierte Sammelsystem über Papiersäcke ablösen. Dies signalisierte jetzt mit einstimmigem Votum der Werkausschuss des Kreistags. Die endgültige Entscheidung trifft der Kreistag selbst. Damit zieht der Landkreis Fürstenfeldbruck nach, denn in den meisten anderen Kreisen ist die Biotonne längst Standard. Allerdings werden damit auch die Gebühren für die Müllabfuhr weiter steigen.

Denn auch wenn der Werkausschuss die Biotonne über die allgemeinen Müllgebühren finanzieren und keine eigene Gebühr dafür erheben möchte, bedeutet das mitnichten Kostenneutralität. Die Kosten für die Biotonne werden damit umgelegt und das Gesamtsystem wird eben für alle teurer. Die Auswirkungen auf die Gebühren, vom Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Landkreises in den ausgereichten Unterlagen an die Kreisräte detailliert aufgearbeitet, waren allerdings in der Sitzung keinem Ausschussmitglied einen Redebeitrag wert.

Gebühren steigen

Bereits zu Jahresbeginn waren die Abfallgebühren um etwa ein Drittel angehoben worden, weil die Gebührenrückstellungen steigende Kosten nicht mehr auffangen konnten. Die Zeiten, in denen der AWB die Gebühren viermal in Folge senken konnte, sind damit endgültig vorbei. Von 2025 an wird dann noch einmal ein Drittel auf die derzeitigen Gebühren aufgeschlagen werden. Davon sind allerdings nur um die zehn Prozent der neuen Biotonne geschuldet. Der weitaus größere Teil des Gebührenanstiegs hat wiederum damit zu tun, dass nach Ende des aktuellen Kalkulationszeitraums die Rückstellungen erneut aufgebraucht sein werden und gleichzeitig mit weiteren Kostensteigerungen im Abfallwesen zu rechnen ist. Am Beispiel der 80-Liter-Restmülltonne sieht das so aus: Im Vorjahr lagen die Gebühren dafür noch bei 123 Euro, seit Jahresbeginn betragen sie 164,90 Euro und werden dann auf 213,40 Euro im Jahr 2025 steigen - inklusive Biotonne.

Sie werden verschwinden: die unter dem Namen "Biotönnchen" im Landkreis bekannten kleinen Behälter, in denn die Papiersäcke mit Biomüll zur Abholung bereit gestellt werden können (Foto: Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises)

Über die neue braune Tonne sollen mehr Küchenabfälle für die Weiterverwertung eingesammelt werden, als dies mit der bisherigen Sammlung über die losen Papier- und Stärkesäcke gelingt. Dazu hatte jüngst auch das vom Witzenhausen-Institut erstellte Gutachten zur "Bioabfallerfassung und -verwertung im Landkreis Fürstenfeldbruck" geraten. Denn auch laut einer kürzlich zweimal binnen zwei Jahren durchgeführten Analyse des Restmülls finden sich darin immer noch zu viele organische Abfälle. Das heißt, die Bürger sortieren nicht genau genug aus.

Auf Wunsch mehr Volumen

Die neuen Biotonnen sollen, das zeichnet sich bereits ab, einen Filterdeckel erhalten, damit Faulgase nicht nach außen dringen und sich Maden nicht so leicht bilden können. Dadurch würde eine 14-tägige Leerung auch in den Sommermonaten ausreichen. Als Tonnengröße schlägt der AWB die Hälfte des Volumens der jeweils benutzten Restmülltonne vor, also bei einer 80-Liter-Restmülltonne 40 Liter für Bioabfall. Details sollen in der nächsten Werkausschusssitzung festgelegt werden. Auf Wunsch sollen Verbraucher auch eine größere Biotonne buchen können. Das Problem dabei: Die Tonne soll einerseits groß genug sein, um mehr Bioabfälle separat sammeln zu können, andererseits aber auch klein genug, damit nicht sämtliche Gartenabfälle darin landen. Die sollen weiterhin separat abgegeben werden. Denn mischen sich die Bestandteile zu sehr, wirkt sich das auf die Energieerzeugung aus. "Strauchschnitt erzeugt kein Gas", sagt AWB-Leiter Stefan Mayer der SZ. Das aber tun die als hochwertige Energieträger gesammelten Küchenabfälle, die bereits jetzt zu Energie in Form von Biogas und zu Kompost verarbeitet werden.

Im Vergleich mit anderen Landkreisen schneidet Fürstenfeldbruck bislang schlecht ab

Im Vergleich mit anderen Kreisen hat der Landkreis Fürstenfeldbruck beim Sammelvolumen von Biomüll - 23 Kilo pro Einwohner im Jahr 2019 - bislang nicht gut abgeschnitten. Allerdings lassen sich die einzelnen Erfassungssysteme nicht exakt miteinander vergleichen. Andere Landkreise wie etwa Aichach-Friedberg lassen beispielsweise größere Biotonnen zu und damit aber auch, "dass über den Bioabfall große Mengen an Gartenabfällen und sonstigem Beifang aus der Eigenkompostierung miterfasst werden", schreibt das Witzenhausen-Institut. Seit jedoch der Eigenkompostierbonus abgeschafft wurde, stieg die Sammelmenge an. Mit der Biotonne erwarten die Gutachter weiter steigende Erfassungsmengen: Dafür spreche der "höhere Komfort" einer "materialstabilen und ortsfesten" Tonne. Hingegen könne sich die Sammlung "in vergleichsweise instabilen Säcken und vor allem deren Zwischenlagerung bis zur Abfuhr" negativ auf die Sammelbereitschaft auswirken.

Der AWB hält die aufkommenden Mengen allerdings immer noch für zu gering, als dass sich der Landkreis gar eine eigene Bioabfallvergärungsanlage leisten sollte. Abfallreferent Jakob Drexler (UBV) hält den Bau einer solchen für sinnvoll. Er war es auch, der in den vergangenen Jahren bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit eine Biotonne forderte. Eine Mehrheit der Kreisräte und auch der AWB aber hatten lange am bisherigen System festgehalten. Mittlerweile unterstützt auch der AWB die Biotonne, unter anderem weil die Preise für die Papiersäcke kontinuierlich steigen würden und sie nur noch über eine Firma zu beziehen seien. Und auch, weil sämtliche Gutachten und Untersuchungen in jüngster Zeit dazu geraten hätten, sagt AWB-Leiter Mayer.

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