Besuch von CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt:Seidl geißelt Bürokratie im Freistaat

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Im Landkreis sowie den beiden beteiligten Kommunen gibt es gewisse Hoffnungen, CSU-Landesgruppenvorsitzender Alexander Dobrindt könne so etwas wie der Schirmherr fürs Biodrom werden. Von links: Benjamin Miskowitsch, Alexander Dobrindt, Thomas Karmasin und Karl-Heinz Jansen, Initiator und Fürstenfeldbrucker Unternehmer, der dem Verbund European Radiopharmacy Technologies (ERT) angehört. (Foto: Johannes Simon)

Maisachs Bürgermeister sieht das auf dem Fliegerhorst geplante Hochtechnologiezentrum für Nuklearmedizin durch zu langwierige Genehmigungsverfahren gefährdet.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Es dauert viel zu lange, bis die Ministerialbürokratie in Bayern in die Gänge kommt, dadurch werden wichtige Zukunftsprojekte gefährdet. Das sagt Hans Seidl, Maisacher Bürgermeister und Sprecher der Städte und Gemeinden im Landkreis. Er macht sich Sorgen um ein "Leuchtturmprojekt": den Aufbau des sogenannten Biodroms auf bereits entmilitarisierten Maisacher und Fürstenfeldbrucker Flächen des Fliegerhorsts. Geht es nach den beteiligten Kommunen und dem Landkreis, dann wird dort künftig im Bereich der Nuklearmedizin geforscht, entwickelt und produziert. Seidl stellte das Projekt am Mittwoch gemeinsam mit dem Fürstenfeldbrucker Unternehmer Karl-Heinz Jansen sowie dem Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, vor und mahnte mit sehr deutlichen Worten vor überbordender Bürokratie und endlosen Genehmigungsverfahren. Der frühere Bundesverkehrsminister sicherte bei dem Treffen seine Unterstützung zu: "Da helfe ich gerne mit."

Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (rechts) findet auch Richtung CSU-Spitze deutliche Worte (hier beim Eintreffen des Landesgruppenchefs auf dem Gelände des BMW-Fahrsicherheitstrainings, auf dem nach dem 2024 vorgesehenen Abzug des Automobilherstellers ein Technologiezentrum entstehen soll (von links: Benjamin Miskowitsch, Katrin Staffler, Alexander Dobrindt, Gabriele Off-Nesselhauf). (Foto: Johannes Simon)

Am Nachmittag hatten sich Politikerinnen und Politiker der CSU mit Dobrindt sowie Vertretern von Start-ups am Rande des BMW-Fahrsicherheitszentrums verabredet - darunter der Landtagsabgeordnete Benjamin Miskowitsch, die Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler, die Bezirksrätin Gaby Off-Nesselhauf und Landrat Thomas Karmasin. Im Blickpunkt stand vor allem das ambitionierte Projekt des Technologiezentrums, das in Kooperation mit Uni-Kliniken mit Hilfe eines Teilchenbeschleunigers Medikamente herstellen soll, die für die Strahlentherapie etwa bei Krebs oder Krankheiten wie Alzheimer dringend benötigt werden und für viele Patienten als überlebenswichtig gelten. Bundesweit gibt es bislang lediglich in Jülich ein vergleichbares Hochleistungszyklotron.

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Mitte Juli war das Projekt, von dem sich die Politik hochwertige neue Arbeitsplätze erhofft, in Fürstenfeld vor etwa 400 Besuchern vorgestellt worden. Nach mehr als zwei Jahren Vorarbeit ist seitdem nicht viel passiert, weshalb die Initiatoren fürchten, dass wichtige Investoren vom Schlage eines Bayer-Konzerns sich doch noch für einen anderen Standort entscheiden.

Karl-Heinz Jansen (Zweiter von rechts) stellt das Projekt im September (von links) Benjamin Miskowitsch, Alexander Dobrindt und Landrat Thomas Karmasin (alle CSU) vor. (Foto: Johannes Simon)

Seidl ist nicht gut auf das bayerische Innenministerium zu sprechen. Konkret geht es darum, dass man bereits zwei Monate auf die Beantwortung einer dringenden Anfrage warte und damit auf die Bestätigung, dass der Freistaat die für den Campus vorgesehenen Flächen nicht selbst benötigt - etwa für den Bau zusätzlicher Unterkünfte für Asylbewerber. Erst wenn eine solche Bestätigung vorliegt, können die Verhandlungen mit der bundeseigenen Immobiliengesellschaft Bima beginnen. "Aber wir saufen ab in der Bürokratie", klagt Seidl. "Wir müssen deutlich schneller werden".

Die Entwürfe fürs Biodrom sehen energieautarke Gebäude vor, auf insgesamt 30 000 Quadratmetern sollen Start-ups, Forschungszentrum und Zyklotron unterkommen, die beiden unter Denkmalschutz stehenden Hallen auf Fürstenfeldbrucker Flur könnten als Lager genutzt werden. (Foto: Johannes Simon)

Jansen sieht das ähnlich. Im nächsten Jahr brauche man für die Umsetzung des Campus' "Big Pharma" - so große Unternehmen, von denen zwei bereits "Gewehr bei Fuß" stünden, könne man aber nur bei der Stange halten, wenn man etwas vorweisen könne. Etwa die Aussicht auf eine Baugenehmigung. Spätestens Ende nächsten Jahres müsse diese vorliegen, um den anvisierten Produktionsstart 2027 oder spätestens 2028 zu schaffen. "Die Politik muss Türen aufmachen", fordert Seidl, der Dobrindt in der Pflicht sieht, es nicht bei lobenden, aber unverbindlichen Worten zu belassen. Der CSU-Landesgruppenchef hat das Problem mit der Bürokratie nach eigenen Worten durchaus erkannt, auch wenn er betont, dass dies mitnichten nur Bayern betreffe. Er bot an, das Gespräch mit der Bima zu suchen und regte die Gründung eines runden Tisches an. Ein solcher Arbeitskreis wäre für Seidl aber bestenfalls so etwas wie ein Add-on und kein Ersatz für eine schnelle Stellungnahme des Ministeriums. Er will ein deutliches Bekenntnis zum Landkreis Fürstenfeldbruck als Hochtechnologiestandort.

In drei Schritten soll das Technologiezentrum aufgebaut werden. Der Start ist auf dem Gelände geplant, das noch von BMW fürs Fahrsicherheitstraining genutzt wird (blau). (Foto: Stadt Fürstenfeldbruck)

Karl-Heinz Jansen setzt auch auf einer weiteren "Baustelle" die Hoffnung auf bundespolitische Unterstützung: Als Grundmaterial für die Produktion von Alphastrahlern wie dem radioaktiven Nuklid Actinium wird - wenn auch in sehr geringen Mengen - Radium benötigt. Um nach dem Abschalten der deutschen Atomkraftwerke hier nicht von Lieferländern wie USA und Kanada abhängig zu werden, sei es wichtig, Lagerstätten dieses Rohstoffs bundes- oder europaweit aufzulisten und die Vorräte für medizinische Zwecke zu reservieren.

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