Neue Ausstellung:Udo übt den aufrechten Gang

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Rekonstruiert: Schädel von Früh- und Vormenschen in der neuen Jexhof-Ausstellung, vorne ein Neanderthaler-Schädel. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Bauernhofmuseum Jexhof zeigt, wie das Leben in einer subtropischen Welt vor zwölf Millionen Jahren ausgesehen haben könnte. Der größte Star der Ausstellung ist nur anderthalb Meter groß.

Von Peter Bierl, Schöngeising

Säbelzahntiger und Bärenhund schleichen durchs Unterholz. Auf den Lichtungen stehen Elefanten mit vier Stoßzähnen und solche mit nach unten gebogenen Hauern. Zwischen ihnen bewegen sich Tiere, die an Pferde und Schweine erinnern, sowie ein Kranich, der 1,75 Meter groß ist. In der neuen Sonderausstellung "Udos Welt. Leben im subtropischen Alpenvorland" zeigt das Bauernhofmuseum Jexhof, wie die Tierwelt vor zwölf Millionen Jahren in Fürstenfeldbruck ausgesehen haben könnte.

Das Klima war subtropisch, im Durchschnitt fünf Grad wärmer als heute. Insofern gewährt das Museum auch einen Blick in die Zukunft. Etliche Klimamodelle sagen einen Temperaturanstieg um vier bis fünf Grad bis Ende des Jahrhunderts voraus, weil Regierungen und Unternehmen alle Mahnungen in den Wind schlagen. Die Tierwelt wird sich allerdings nicht so schnell entwickeln, sondern viele Arten werden verschwinden und aussterben. Den Klimawandelleugnern, die montags durch Bruck spazieren, wird kein Riesennilpferd mehr über den Weg laufen.

Udo ist nur 1,5 Meter groß. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Udo ist der große Star, nach ihm ist die Ausstellung benannt. Es handelt sich um einen rekonstruierten Menschenaffen der Gattung Danuvius guggenmosi, der etwa 1,50 Meter groß und als Männchen bis zu 30 Kilogramm schwer war. Der lateinische Name geht auf den Hobbyarchäologen Sigulf Guggenmos zurück, der in einer Tongrube Hammerschmiede in Pforzen im Ostallgäu die Relikte aus dem Zeitalter des Miozäns entdeckte. Das Wesen konnte auf zwei Beinen laufen und aufrecht stehen, ob es das auch öfter tat, ist unter den Forschern noch umstritten.

Zumal sich die Rekonstruktion von Udo, die in der Tenne des Jexhofs, zu sehen ist, auf etwa 15 Prozent eines Skeletts stützt, das wiederum aus den Knochen von vier Individuen zusammengesetzt wurde. Der Spitzname geht auf Udo Lindenberg zurück, weil die Entdecker am Tag des Fundes im Radio hörten, dass der Rockstar seinen 70. Geburtstag feierte.

Ansprechend gestaltet ist die neue Ausstellung "Udos Welt". (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei den Objekten, die in der Ausstellung zu sehen sind, handelt es sich Lebendrekonstruktionen, die die Firma Exofauna aus den Funden in der Hammerschmiede gestaltet hat. Dazu hat der Geologe Christoph Mayr von der Uni Erlangen aus seiner Sammlung Fundstücke beigesteuert, etwa Fossilien. Einige andere Objekte stammen aus dem Paläontologischen Museum in München.

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Von Peter Bierl

Die Ausstellung, die Ruth Strähhuber wieder sehr ansprechend gestaltet hat, bietet eine informative Reise in die Vergangenheit. Am Anfang wird erklärt, welche Kalt- und Heißzeiten es in der Erdgeschichte gab, wie ein geringer Anstieg oder Abstieg von Kohlendioxid in der Atmosphäre mit Schmelzen oder Zunahme der Polkappen zusammenhängt und das wiederum auf Meeresspiegel und Klima wirkt.

Während des Tertiärs war es wesentlich heißer als heute und das heutige Voralpenland ein Meeresarm. Aus Ablagerungen entwickelte sich das Molassebecken, das sich vom französischen Rhônetal bis Österreich erstreckt. Das Gebiet an der Glonn, bei Egenhofen, ist ein tertiäres Hügelland. Als Doppelwumms werden in der Ausstellung die Meteoriteneinschläge im Nördlinger Ries und im Steinheimer Becken angeführt, obwohl umstritten ist, ob sich diese Katastrophen in der gleichen Epoche ereignet haben. Der Effekt war in jedem Fall gewaltig: Sogenanntes Impaktgestein, das beim Aufprall entstand, ist noch in 200 Kilometer Entfernung zu finden.

Ein Tier, das es vor zwölf Millionen Jahren auf dem Gebiet des heutigen Landkreises gegeben hat. (Foto: Carmen Voxbrunner)
Ein solches Tier schleicht natürlich längst nicht mehr um den Jexhof herum, ist aber dort derzeit in der aktuellen Sonderausstellung zu sehen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der zweite Teil der Ausstellung ist der Fauna vor zwölf Millionen Jahren gewidmet, all den seltsamen Tieren, die längst verschwunden sind. Etwa 15 000 Fossilien wurden dazu in der Hammerschmiede aus dem Zeitalter des Miözäns entdeckt. Den Hintergrund hat Strähhuber mit Aufnahmen der subtropischen Zone in China gestaltet. Auch der Pflanzenbewuchs war komplett anders. Der Gingko war weit verbreitet, ebenso die Sumpfzypresse oder der Amberbaum, der damals in Grönland und Alaska zu finden war, weil diese Gebiete zur subtropischen Zone gehörten.

Relikte aus einer untergegangen Epoche: große Zähne. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Entwicklung vom Affen zum Menschen wird in der dritten Abteilung der Ausstellung nachvollzogen, vor allem anhand von Nachbildungen von Schädeln von Gorilla, Orang-Utan, Neandertaler und dem modernen Menschen. Dazu ist eine Animation zu sehen, die die Bewegungen eines menschlichen und eines Schimpansenskeletts zeigt sowie jene von Udo, der einem Bonobo ähnelte. Im Beiprogramm zeigt die Theaterwerkstatt Augsburg im September dazu passend den "Bericht für eine Akademie" von Franz Kafka, in dem ein Affe über sein Verhalten referieren soll.

Bauernhofmuseum Jexhof, Sonderausstellung "Udos Welt. Leben im subtropischen Alpenvorland vor 12 Millionen Jahren", 7. Juli bis 4. Februar, Dienstag bis Samstag von 13 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage von 11 bis 18 Uhr.

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