Fürstenfeldbruck:Botschafterin des Ampertals

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Der Ampersee in Fürstenfeldbruck ist für Ausflügler gut erschlossen. Es gibt aber auch Gebiete, die unzugängliche Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen sind. (Foto: Ingrid Hügenell)

Katharina Platzdasch aus Gernlinden freut sich darauf, Menschen den Fluss nahezubringen. Die neue Gebietsbetreuerin ist auch für den Schutz der Tiere und Pflanzen zuständig.

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck/Dachau

"Zuckersüß" findet Katharina Platzdasch die Entchen auf dem Ampersee, spannend jedes Insekt, das vorbeischwirrt. Die junge Frau sprüht förmlich vor Begeisterung für die Natur und kann ihr Entzücken auch vermitteln. Das ist gut so, denn die 28-jährige Biologin ist die neue Gebietsbetreuerin für das Ampertal in den Landkreisen Fürstenfeldbruck und Dachau. Zu ihren Aufgaben gehört es, Kindern und Erwachsenen die Pflanzen und Tiere nahezubringen, und auch, wie alles zusammenhängt. Platzdasch löst Kerstin Kamm ab, die nach nur einem Jahr nun die Fröttmanninger Heide bei München betreut.

Katharina Platzdasch bietet im Ampertal Exkursionen an. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Für Platzdasch ist das ein Glücksfall. Denn sie kennt die Amper seit ihrer Kindheit vom Baden und Radeln, ist im Maisacher Ortsteil Gernlinden aufgewachsen, wo sie noch immer lebt. So kann sie nun den Menschen eine Flusslandschaft zeigen, die sie selbst sehr schätzt. Wie man den Fluss und seine Bewohner dabei vor zu viel Störung schützt, hat sie in ihrem Studium gelernt. Nach einem Bachelor in Biologie hat sie an der Universität Innsbruck ihren Master in Ökologie und Biodiversität gemacht, mit dem Schwerpunkt Fließgewässer. "Es geht darum, die Bevölkerung an die Natur heranzuführen und gleichzeitig Rückzugsorte für die Tiere zu erhalten", erklärt sie.

Wie man Flüsse den Menschen zugänglich macht und doch die Natur schützt, hat sie im Nationalpark Donau-Auen gelernt

Wie das gehen kann, hat sie unter anderem am Neusiedler See und im Nationalpark Donau-Auen gelernt, der sich von Wien bis Bratislava erstreckt. An der Amper will sie nun möglichst viel davon umsetzen. Anhand des Ampersees in Fürstenfeldbruck erklärt sie, wie das gehen kann: Ein Teil des Stausees ist gut erschlossen für Fußgänger und auch Radler. Das Südost-Ufer aber ist nicht zugänglich. Man kann nur über den Fluss hinweg ein Gebiet erahnen, das sehr grün wirkt, mit einigen großen abgestorbenen Bäumen.

Die seien sehr wichtig, weil sie Fledermäusen und Vögeln Unterschlupf gewähren, und tatsächlich leben Platzdasch zufolge alle heimischen Spechtarten an der Amper. Auch den Eisvogel kann man dort mit etwas Glück beim Fischen beobachten. An der Amper leben auch Haubentaucher, Mauersegler, Rotmilan, Gebirgsstelze und Wasseramsel. "An einem einzigen Vormittag habe ich 27 Vogelarten beobachten können", berichtet Platzdasch.

Auch wertvolle Orchideenwiesen gibt es im Gebiet, und auch sie sollen geschützt werden davor, dass Menschen die seltenen Pflanzen dort zertreten oder gar ausgraben. "Das geschieht oft aus Unwissenheit, gar nicht mutwillig", erklärt die Gebietsbetreuerin. Viele Menschen wüssten auch nicht, dass Fledermäuse häufig an Häusern leben, wollten aber gerne Nistkästen anbringen, wenn sie es erfahren. Sie jedenfalls freut sich, dass sie "den Leuten zeigen darf, wie schön es hier ist".

18 Quadratkilometer ist das Gebiet groß, von Grafrath im westlichen Landkreis Fürstenfeldbruck bis kurz vor Unterbruck, das schon im Landkreis Freising liegt. Der Flusslauf im Landkreis Freising habe früher noch zum Gebiet gehört, sagt Platzdasch. "Aber das ist mit einer halben Stelle nicht umsetzbar." Die halbe Stelle wird finanziert von den Landschaftspflegeverbänden der beiden Landkreise und von der Regierung von Oberbayern. Eine weitere halbe Stelle hat sie beim Landesbund für Vogelschutz im Landkreis Fürstenfeldbruck.

Schützend schwimmt der Schwan vor seine Küken. Wenn man die Jungen bedroht, können die Elterntiere ganz schön giftig werden. (Foto: Ingrid Hügenell)

Auf dem See sind an diesem sonnigen Sommertag nicht nur Entenfamilien unterwegs, sondern auch Gänse und junge Schwäne. Die nähern sich neugierig, doch schnell kommt auch ein Elternvogel herbeigeschwommen. Platzdasch weicht etwas zurück und signalisiert so, dass sie keine Gefahr darstellt. "Schwäne können ganz schön giftig werden, wenn sie ihre Jungen verteidigen wollen."

Neben den jungen Wasservögeln schaut sie gerade vor allem auf die Libellen, die am Wasser andere Insekten jagen. In deren Arten arbeite sie sich gerade ein, sagt die junge Frau. Denn zu ihren Aufgaben gehören auch Biotop- und Artenschutz, sowie das Gebiet regelmäßig zu begehen. So kann sie feststellen, welche Tiere und Pflanzen dort leben und ob sich ihre Zahl verändert.

Mit dem "Ampertaler des Monats" stellt Katharina Platzdasch typische Bewohner vor. Libellen und Fledermäuse kann man mit ihr bei Führungen erleben, die Termine findet man auf den Seiten der Landschaftspflegeverbände Fürstenfeldbruck und Dachau. Im kommenden Jahr werde sie mehr Führungen anbieten, verspricht sie. Denn dann gibt es die Gebietsbetreuung Ampertal 20 und den Landschaftspflegeverband Dachau 30 Jahre.

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