Alkohol-Deal vor dem Gymnasium:Wodka für 15-jährige Olchinger

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Sie sind zu jung, um an Alkohol zu kommen. Deshalb haben Jugendliche vor dem Gymnasium Olching einen älteren Mann um Einkaufshilfe gefragt. Der Stoff zum Vorglühen wurde auch geliefert.

Anna Therese Müller und Stefan Salger

Wie oft er für Jugendliche in einem Supermarkt ein paar Flaschen Wodka besorgt hat, ist nicht bekannt. Mindestens ein Fall wird von der örtlichen Polizei und der Schulleitung des Gymnasiums bestätigt. Wird der "ältere Herr", der den Jugendlichen offenbar einen Gefallen erweisen wollte, erwischt und angezeigt, dann droht ihm ein Bußgeld von bis zu mehreren Tausend Euro.

Wir sind an der Sache dran", bestätigt Michael Strohmeier, der stellvertretende Dienststellenleiter aus Olching. Er sieht im Verkauf harter Alkoholika kein Kavaliersdelikt. Man werde nicht hinnehmen, dass das Jugendschutzgesetz auf diese Weise ausgehebelt wird. Probleme gibt es auch immer wieder bei Volksfesten wie dem Brucker Frühlingsfest und größeren öffentlichen Veranstaltungen, in deren Vorfeld Jugendliche mit selbst mitgebrachten Alkoholika "vorglühen". Ziemlich regelmäßig beschweren sich auch Anwohner rund ums Olchinger Schwaigfeld, dass Minderjährige in den Grünanlagen exzessiv feiern und leere Schnapsflaschen im Teich landen.

Für Jugendliche ist es mittlerweile schwerer geworden, Schnaps zu kaufen. Bier, Wein und Sekt dürfen an sie frühestens mit 16, härtere Sachen erst ab 18 verkauft werden. Um Alkoholmissbrauch von Jugendlichen zu bekämpfen, haben die Behörden den Druck auf den Einzelhandel erhöht. Kassierer lassen sich deshalb zunehmend den Ausweis vorlegen. Solche Kontrollen aber werden unterlaufen, wenn ein Volljähriger einspringt.

Aufgekommen ist der Olchinger Fall durch Gerüchte aus dem schulischen Umfeld, wonach eine Gruppe von 14- bis 15-jährigen Achtklässlern einen älteren Mann mehrfach dazu überredet haben soll, Wodka einzukaufen und dann teils alkoholisiert im Unterricht erschienen sei. Solchen Berichten freilich widerspricht Roland Mestek, Mitglied der Schulleitung in Olching, ganz entschieden. Auffällig geworden seien Schüler nicht im regulären Unterricht, sondern in einem Fall am Rande einer Freiluft-Sportveranstaltung. Der Mann, der für einige Schüler eingekauft hat, sicherte mittlerweile offenbar zu, dies nicht zu wiederholen.

Die Schule habe sofort die Eltern informiert und konsequent mit disziplinarischen Maßnahmen reagiert, so Mestek am Montag. Auch wenn die Schule die Betroffenen wegen der Verfehlung nicht an den Pranger stellen will - der ältere Mann hat ihnen mit seiner "Hilfe" einen Bärendienst erwiesen: In der Schule gilt ein absolutes Alkoholverbot - auch für Volljährige. Wer dagegen verstößt, dem drohen Direktoratsverweis bis hin zu Unterrichtsausschluss oder Sozialdienst.

Mit der Drogenprävention in den achten Klassen versuchen die Gymnasien ihren Beitrag zu leisten. Insgesamt ist das Alkoholproblem unter Schülern laut Mestek nicht schlimmer geworden. Dies bestätigt Peter Schaumberger, Jugendkontaktbeamter der Polizei Germering. Heute kämen Jugendliche aber früher in Kontakt mit Alkohol. Zudem ziehen die Mädchen offenbar auch bei harten Alkoholika und Alkopops mit den Jungs gleich.

© SZ vom 26.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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