Luftrettung:Das Epi-Shuttle schützt Rettungskräfte vor dem Coronvirus

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Der Transport eines Corona-Patienten im Epi-Shuttle reduziert die Ansteckungsgefahr für Ärzte und Pfleger. (Foto: Catherina Hess)

Mit der modernen Isolationstrage können Münchner Luftretter hochansteckende Corona-Patienten gefahrlos im Hubschrauber transportieren - und den Heli deutlich schneller wieder startklar machen.

Von Ramona Dinauer

Entwickelt haben das Epi-Shuttle norwegische Ärzte im Jahr 2017, kurz nach der Ebola-Epidemie in Westafrika. Mit der eingekapselten Isolationstrage können hoch ansteckende Patienten zur weiteren Behandlung transportiert werden, ohne dass sich Sanitäter einem Infektionsrisiko aussetzen. Nun soll sich das Epi-Shuttle bei der Bekämpfung des Coronavirus bewähren. Dass bereits sieben Standorte der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF) mit der modernen Isolationstrage ausgestattet sind, ist vorausschauender Planung zu verdanken. Vor ein paar Jahren wurden Pandemie-Szenarien durchgespielt und mögliche Produkte geprüft. So konnte man zu Beginn der Corona-Krise mit dem Kauf mehrerer Epi-Shuttles schnell reagieren. Mitte Mai hat die DRF-Luftrettung mit "Christoph München" ihren dritten Hubschrauber in Bayern mit der Isoliertrage ausgestattet.

In den ersten Tagen wurde die medizinische Besatzung im Umgang mit dem Epi-Shuttle geschult. Vorsichtig haben die Notfallsanitäter Franz Drebo und Tobias Schumann dabei die durchsichtige Abdeckung auf die Trage gesetzt. Einmal geschlossen gelangt nur gefilterte Luft in die Kapsel, es entsteht leichter Unterdruck und der Patient kann in einer isolierten Umgebung an ein Intensivbeatmungsgerät angeschlossen werden. "Hauptsächlich geht es darum, dass nichts von drinnen nach draußen gelangt", sagt Andreas Bayer, leitender Hubschrauberarzt der DRF-Station München und Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie an der Münchner Uni. Über die runden Öffnungen im Epi-Shuttle, in denen Handschuhe stecken, kann der Patient von außen versorgt werden. Gerade bei längeren Flügen soll die Trage zum Einsatz kommen. Dann können die Sanitäter und Ärzte im Hubschrauber auch ohne schweren Schutzanzug und FFP2-Maske arbeiten.

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Ein weiterer Vorteil des Epi-Shuttle ist die Zeitersparnis bei der Reinigung. Wird ein Patient mit einer Coronainfektion im Hubschrauber transportiert, muss dieser danach desinfiziert werden. Kommt das Epi-Shuttle zum Einsatz, dauert die Desinfektion statt zwei Stunden nur noch eine halbe Stunde.

Der Helikopter aus München war der erste offizielle Intensivtransporthubschrauber Deutschlands. Das Konzept war 1991 in Kooperation mit Ärzten aus dem Klinikum Großhadern und dem Arbeiter-Samariter-Bund entwickelt worden. "Wenn wir den zeitlichen Vorlauf haben, um das Epi-Shuttle einzurüsten und wir eine Transportstrecke haben, bei der der Einsatz lohnt, nehmen wir das Gerät mit", erklärt Bayer. Sind die Vorlaufzeit, die etwa 20 Minuten dauert, als auch der Transportweg kurz, sei es aber sinnvoller, mit dem Rettungswagen zu fahren. "Übernehmen wir Patienten aus anderen Intensivstationen, wie zum Beispiel im März aus der Klinik in Mühldorf, kommt diese spezielle Isolationstrage zum Einsatz und erleichtert uns die Arbeit", sagt der Hubschrauberarzt. "Insofern freuen wir uns über die Ausstattung mit einem Epi-Shuttle."

Auch ist die Nachbereitung eines Corona-Einsatzes überschaubar. Wenn ein Covid-19-Patient in der Kapsel transportiert wurde, reicht es im Anschluss aus, alle Kontaktflächen zu desinfizieren. Im Vergleich zum Transport eines Ebola-Patienten einfach - denn nach einem solchen Einsatz muss das Epi-Shuttle für mehrere hundert Euro neu ausgestattet werden.

"Wenn ich mir die Zahlen der Neuinfektionen so anschaue, ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir in den nächsten Wochen einen Corona-Patienten im Epi-Shuttle transportieren, eher gering. Wobei auch wir zur Zeit auf Sicht fahren", sagt Bayer.

© SZ vom 27.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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