Skulpturen enthüllt:Brückenheiliger aus dem 3D-Drucker

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Bruno Wank gestaltete seine Skulptur modern, auch, was die Herstellung anbelangt: Bonifatius kommt aus dem 3D-Drucker. (Foto: Marco Einfeldt)

Eine friedliche Patrona Bavariae und der Heilige Bonifatius im Knitteranzug haben ihren Platz auf der Freisinger Korbiniansbrücke eingenommen. Offen ist, wer dort den letzten freien Sockel belegen wird.

Von Angie Fuchs, Freising

Freisings Korbiniansbrücke ist um zwei Heiligenfiguren reicher: Seit Samstag wachen nicht nur die heiligen Johannes Nepomuk, Korbinian, und Lantpert sowie zwei Selige, nämlich Otto von Freising und Karolina Gerhardinger, über die Brücke und ihre Passanten, sondern auch die Patrona Bavariae und der heilige Bonifatius.

Samstag, Sonnenschein und sommerliche Hitze - natürlich war da unter der Alten Isarbrücke einiges los: Zahlreiche Sonnenhungrige genossen den Tag am Fluss. Doch am vergangenen Samstag hat die Musik auf der Brücke gespielt: Zur Segnung der neuen Statuen fanden sich viele Interessierte ein und die Stadtkapelle ließ feierliche Blasmusik erklingen. Wie keine zweite stehe die Korbiniansbrücke "für Tradition und Entwicklung von Stadt und Zeitgeschichte", sagte Bürgermeisterin Eva Bönig. Die Brücke verbinde nicht nur die Altstadt mit Lerchenfeld, sondern sei auch "ein wertvolles historisches Dokument und mit den Brückenfiguren zur Sehenswürdigkeit für die geistliche und geistige Stadt geworden". Sie verwies darauf, dass es hier wohl schon im achten Jahrhundert einen Brückenschlag gegeben habe. Als "ein Vorhaben, das für Generationen geschaffen ist" lobte Kulturreferent Hubert Hierl die Aufstellung der Brückenheiligen. Freising nenne sich Bierstadt und Rosenstadt - "heute unterstreichen wir, dass wir auch eine geistliche Stadt, eine Domstadt sind", so Hierl. Bei einem Gespräch, "mit ein paar Schnäpsen", sei er mit Alt-OB Dieter Thalhammer übereingekommen, die "Aktionsgemeinschaft Brückenheilige" zu gründen. Viele Spender konnten sie gewinnen, allein vom Erzbischöfliche Ordinariat kamen über 60 000 Euro, 10 000 Euro vom Bezirk Oberbayern.

Eine friedliche Patrona Bavariae hat die Künstlerin Carola Heine geschaffen, ohne Herrschaftsinsignien, nur mit einem goldenen Vogel als Friedenszeichen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Künstler Carola Heine und Bruno Wank zogen rote Hüllen von ihren Werken

Weihbischof Bernhard Haßlberger zelebrierte mit Pfarrerin Dorothee Löser und Monsignore Peter Lederer den Wortgottesdienst, bei dem die zwei neuen Statuen enthüllt und gesegnet wurden. "Alle Heiligen ermuntern uns, Hörende zu werden", sagte Haßlberger, also Menschen, die auf das Wort Gottes hören und daraus erkennen, was sie in ihrer Zeit, in ihrer Situation tun sollten. Und wenigstens während der Segnungsfeierlichkeiten gab es viele Passanten, die kurz mal genauer hinhörten, was es mit dem Menschenauflauf auf sich hatte: Da die Brücke nicht ganz gesperrt war, schlängelten sich immer wieder Radler oder Fußgänger durch die Menge.

Dann war es endlich soweit: Die Künstler Carola Heine und Bruno Wank nahmen die roten Hüllen von ihren Werken. Ihre Entwürfe hatten den Wettbewerb gewonnen, den die "Aktionsgemeinschaft Brückenheilige" mit der Erzdiözese und finanzieller Förderung durch das "Ausstellungshaus für christliche Kunst" veranstaltet hatte. Einstimmig habe sich die Jury für Heine entschieden, "fast einstimmig" für Wanks Bonifatius, erklärte Hierl. Einen Einblick in den Entstehungsprozess der Kunstwerke gab Ordinariatsrat Norbert Jocher: Carola Heine habe sich des Themas von der kritischen Seite her angenommen: Da die Gottesmutter oft auch als Patronin für kriegerische Handlungen hätte herhalten müssen, habe Heine bei ihrer Arbeit bewusst auf herrschaftlichen Insignien verzichtet. Nur einen goldenen Vogel als Zeichen des Friedens strecke die Patrona Bavariae empor.

Der Heilige im Anzug. "In der Tracht von heute, wie einen Geistlichen von heute"

"In der Tracht von heute, wie einen Geistlichen von heute" habe Bruno Wank Bonifatius dargestellt, erläuterte Jocher. Er trage auch keine bischöflichen Insignien, "da er auch nicht Bischof von Freising war", sondern den Bischofssitz im achten Jahrhundert gegründet habe. Das Beil, das dem "Apostel der Deutschen" zugeordnet wird, liegt zwischen seinen Beinen, abgelegt: "Das Missionswerk ist hoffentlich Vergangenheit", so der Ordinariatsrat. Und nicht nur das Äußere des Heiligen ist modern, auch seine Entstehung: Erstellt wurde die Bronzefigur mittels 3D-Drucker. So entstehe eine facettenreiche Oberfläche "wie sie von Hand kaum möglich ist". Laut Wank wird Bonifatius auch nicht so schwarz wie die anderen Brückenfiguren, die zwar auch Bronze, aber absichtlich nachgeschwärzt worden seien.

Nun ist nur noch ein Platz für eine Statue frei. Wer den bekommt? Dieter Thalhammer ist sicher: "Irgendwann kommt uns ein erleuchtender Gedanke." Am Ende gab er dem Stadtrat noch eine Idee mit auf den Weg: Man könnte den Ort "vielleicht mit Leben füllen"? Andernorts fänden beispielsweise Weinfeste auf Brücken statt.

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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