Weihnachtskrippen:Ein besonderer "Wiederholungstäter"

Lesezeit: 2 min

Helmut Hinterberger aus Mintraching mit seiner neuesten Krippe. (Foto: Marco Einfeldt)

Helmut Hinterberger aus Mintraching ist leidenschaftlicher Krippenbauer. Mehr als 30 Exemplare hat er schon gebaut, viele davon werden auf dem Neufahrner Krippenweg aufgestellt.

Von Francesca Polistina, Neufahrn

Seine erste Krippe baute Helmut Hinterberger 1979, nach der Geburt der ersten Tochter. Eine Krippe im alpenländischen Stil war das, Steine und Kies hatte er in den Isarauen gesammelt. Hinterberger wollte damit seine Kreativität entfalten, etwas "für die Seele" tun, wie er sagt. Er konnte nicht ahnen, dass diese Krippe die erste einer langen Serie werden sollte.

Helmut Hinterberger, 74, Vorsitzender der Neufahrner Sozialstation, ist Krippenbauer aus Leidenschaft. Gelernt hat er diese Kunst durch Ausprobieren und Fehler, professionalisiert hat er sie in den Krippenbaukursen der Schulen für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen, wo er viele "Wiederholungstäter" kennengelernt hat. Er meint damit: Menschen, die eigentlich nur eine Krippe bauen wollten und sich deshalb angemeldet hatten - "und dann aber nicht mehr aufhören konnten".

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Auch Hinterberger selbst zählt sich zu diesen "Wiederholungstätern". Mehr als 30 Krippen hat der Mintrachinger inzwischen gebaut, die genaue Zahl weiß er nicht mehr. Das letzte Exemplar ist gerade fertig geworden: Anderthalb Monate hat er dafür gebraucht, fünf bis sechs Stunden pro Woche hat er daran gesessen, meist abends. Akribisch und sorgfältig hat er die Styrodurplatten (ein für Krippenbauer beliebtes Material, das sonst zur Dämmung von Häusern eingesetzt wird) in eine detailreiche Kulisse für die Geburt Jesu gewandelt. Die Figuren hat er hingegen nicht selbst geschnitzt, denn Krippenbauer kümmern sich in der Regel nur um die Landschaft.

Viele Exemplare des Neufahrner Krippenwegs hat Hinterberger selbst gebaut

Für Krippenliebhaber ist dies ein ganz besonderes Jahr. Denn vor 800 Jahren hat Franz von Assisi sein berühmtes Krippenspiel mit lebenden Tieren inszeniert. Darstellungen von der Geburtsszene Jesu gab es eigentlich schon davor, weshalb der Titel "Erfinder der Krippe" für manche Historiker nicht ganz korrekt ist, aber immerhin machte der Heilige aus Italien die Krippe populär und erlebbar.

Aktuell ist im Freisinger Diözesanmuseum eine große Ausstellung über Krippen mit Exemplaren unter anderem aus Bayern, Tirol, Tschechien und Italien zu sehen. In Neufahrn wird das Jubiläum mit dem traditionellen Krippenweg, der seit neun Jahren vom Heimat- und Geschichtsverein organisiert wird, zelebriert. Diesmal besteht er aus 42 unterschiedlichen Darstellungen, die vom ersten Advent bis zum Heilig-Drei-König-Fest in den Schaufenstern und in den Kirchen der Gemeinde ausgestellt sind.

Dazu gehören Krippen aus Holz und aus Ton, von hier und aus fernen Ländern wie Griechenland und Peru, im heimatlichen Stil und orientalisch mit Palmen und Kamelen, frei oder in Kasten und Laternen gebaut. Circa ein Drittel dieser Krippen hat Helmut Hinterberger, der sich auch um die Organisation des Krippenwegs kümmert, selbst angefertigt. Auch seine "Ghetto-Krippe" aus dem Jahr 2019, in der der Unterschied zwischen Armut und Reichtum gut sichtbar ist, ist wieder aufgestellt.

Eine Kastenkrippe von Helmut Hinterberger. (Foto: Marco Einfeldt)
Die Ghetto-Krippe ist dieses Jahr erneut zu sehen. (Foto: Marco Einfeldt)

Doch ist die Weihnachtskrippe als Tradition hierzulande wirklich noch beliebt? "Auf jeden Fall", sagt Hinterberger, und zwar nicht nur bei den älteren Herrschaften. Häufig werde er auf den Neufahrner Krippenweg angesprochen, das Interesse von Jung und Alt sei definitiv da. Auch die Kurse in Garmisch-Partenkirchen werden von vielen jungen Hobby-Krippenbauern besucht, der Frauenanteil sei übrigens seiner Einschätzung nach gestiegen. Viele dieser Menschen kommen dann ein Jahr später wieder. Obwohl sie eigentlich vorhatten, nur ein einziges Stück zu bauen und mehr auch nicht.

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