Weihnachtsgeschäft in Freising:2 G trifft die Kleinen

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Vor dem Gewandhaus Gruber ist Mitarbeiterin Martina Auer mit den notwendigen Kontrollen der Kunden beschäftigt. (Foto: Birgit Gleixner)

Während Kunden vor den Häusern größerer Ketten in Freising sogar Schlange stehen, läuft das Weihnachtsgeschäft in anderen Läden eher schleppend. Kaum jemand kommt einfach zum Stöbern, die Ersten überlegen aufzugeben.

Von Anaîs Agudo Berbel, Freising

Der Weihnachtseinkauf sieht auch in diesem Jahr etwas anders aus, als man das aus früheren Jahren kennt. Zwar sind auch Geschäfte, deren Waren nicht zum täglichen Bedarf zählen, geöffnet. Bevor man sie betreten darf, müssen jedoch Geimpft- oder Genesennachweise von Mitarbeitern kontrolliert werden, ein Ausweisdokument wird ebenfalls benötigt. Trotzdem sind viele Menschen in Freising unterwegs, vor den Geschäften der größeren Ketten bilden sich sogar kleine Schlangen.

Das seien die Läden, für die viele Kunden die Kontrollen noch auf sich nehmen, sagt Andrea Morgenstern. Sie führt das Stoffhaus in Freising, dort können Polsterungs, Zuschnitt- und Schneiderarbeiten in Auftrag gegeben werden. Ein Weihnachtsgeschäft habe es dieses Jahr in ihrem Laden nicht gegeben. "Durch das Ausweiszeigen sagen viele, dass sie doch keine Lust haben", so Morgenstern. Sie erzählt, dass sie durch Corona viele Kunden verloren habe.

Im "Spot Shop" gibt es derzeit keine Bewirtung

Auch Daniel Eichhorns "Spot Shop" hat es nicht leicht. Er habe sein nachhaltiges Ladenbistro sowieso erst seit November wieder geöffnet, sagt er. Vorher habe er untervermieten müssen, um die Kosten zu decken. Da es in Freising mehrere große Geschäfte gebe, die biologisch hergestellte Ware verkaufen, kämen die Leute nicht unbedingt in seinen kleinen Laden. Normalerweise bereitet Eichhorn auch Essen zu. "Vor Beginn der Pandemie haben die Leute mir die Bude eingerannt", erzählt er. Das Bewirten hat er nun aber sein lassen. In seinem Laden sei nicht genug Platz, um Abstand voneinander zu halten, "das kann ich nicht verantworten, ich bin ja auch für den Schutz meiner Kunden verantwortlich".

Ein paar Kunden hat auch Marlene Terán verloren. Sie ist Inhaberin des Handarbeits- und Stoffgeschäfts "Al-Mar". Viele Menschen hätten während der Lockdowns das Nähen für sich entdeckt, schildert sie. Darum habe sie zwar Kunden verloren, aber auch einige neue gewonnen, weil sie in Freising konkurrenzlos sei. Rainer Ströll, Inhaber des "Freiluftwerks", erzählt, dass die Kontrollen bei ihm kein Problem darstellten. Trotzdem sagt er: "Es ist ein bisschen ruhiger als früher, auf jeden Fall". Die Kunden seien vorsichtiger geworden, deshalb sei weniger los.

"Die Leute kommen nicht mehr nach Lust und Laune"

Das sagt auch Terán: "Die Leute kommen nicht mehr nach Lust und Laune, sie sind zurückhaltend, und die Ängstlichen kaufen online". Katarzyna Kolb arbeitet als Aushilfe im Modegeschäft "Feine Sache". Sie beobachtet, dass die Leute, die etwas kaufen wollen, auch kommen, der Impfausweis sei da kein Problem. "Wenn es aber die Maßnahmen nicht gäbe, würden mehr Menschen herumstöbern", glaubt sie.

Manche Läden dürfen wegen ihrer geringen Größe nur eine bestimmte Anzahl an Kunden einlassen. In den Weltladen dürfen beispielsweise nur vier Kunden gleichzeitig hinein. Theresia Endriß erzählt, dass Kunden deshalb teilweise warten müssten. Das sei an sich kein Problem, manche kämen auch einfach später wieder. "Die Maßnahmen sind notwendig, und ich finde es auch sinnvoll, wenn weniger Kunden im Laden sind, damit Abstand gehalten werden kann", sagt Endriß. Dennoch sei insgesamt weniger los und auch die Umsätze litten.

Der Weltladen zählt nicht zur Kategorie "täglicher Bedarf"

Nach den aktuellen Regeln gehören Geschäfte zur Kategorie "täglicher Bedarf", wenn sie 90 Prozent des Umsatzes durch Lebensmittel erwirtschaften. Der Weltladen zähle nicht dazu, "weil wir eben auch Kunsthandwerk verkaufen", bedauert Endriß. Enttäuschend findet sie, dass Supermärkte wie Aldi sehr wohl zum täglichen Bedarf zählen, wohingegen der Weltladen, der fair gehandelte Ware verkaufe, so eingeschränkt werde.

Daniel Eichhorn überlegt unterdessen schon, "den Laden aufzugeben, weil ich unter den Corona-Auflagen nicht wirklich arbeiten kann". Während des ersten Lockdowns habe er einen Onlineshop gehabt. Dies sei für ihn aber keine Option, schließlich habe er sein Geschäft eröffnet, damit die Leute die Produkte sehen und anfassen können. Auch für Andrea Morgenstern ist das naturgemäß keine Alternative: "Wir fertigen beispielsweise maßgeschneiderte Vorhänge an, das kann man schlecht online machen."

© SZ vom 22.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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