Gut, Tomaten sind keine geflogen. Aber einen besonders freundlichen Empfang haben die Startbahngegner den Herren Kerkloh, Fahrenschon und Ude am Freitagabend nicht bereitet. Der Lärmgenerator von Aufgemuckt dröhnte ihnen mit 80 Dezibel entgegen, und Transparente warnten vor den "Henkern von Attaching". Zuvor war kolportiert worden, dass die Gäste es gar nicht wagen würden, am Spalier der Demonstranten vorbei den Saal zu betreten.
Die hatten über eine Stunde in der Abendkälte ausgeharrt, und die Stimmung wäre nicht versöhnlicher geworden, wenn sie umsonst gefroren hätten. Da wäre dann selbst einer der Kripobeamten enttäuscht gewesen: "Es war ausgemacht, dass sie vorne reinkommen und nicht durch den Hintereingang." Er sollte Recht behalten.
Die Angefeindeten suchten dann zwar nicht direkt das Gespräch mit den johlenden Demonstranten, aber sie ertrugen den Empfang zumindest tapfer, warfen ein höfliches "Guten Abend" in die Runde und strebten dann mit zügigen Schritten zum Eingang.
Dort wurden sie von Security-Beamten empfangen, deren Anwesenheit das Freisinger Landratsamt den Veranstaltern für diesen Abend auferlegt hatte. Offenbar war befürchtet worden, dass der Protest der Demonstranten nicht friedlich bleiben würde.
Darum auch hatten die Besucher der SZ-Veranstaltung den Sicherheits-Kräften am Eingang den Inhalt ihrer Taschen zeigen müssen. Das Mitnehmen von Flaschen, Transparenten und "Radaugeräten wie Tröten und Trillerpfeifen", so ein Ordner, war nicht gestattet. Seine Anweisungen hatte er mehrmals wiederholen müssen, denn die 80 Dezibel des aufgeMUCkt-Lärmgenerators übertönten seine Anordnungen.
Im Saal selbst waren die Fronten von Anfang an klar. Die Wut der Bürger, die von den Erweiterungsplänen des Flughafens betroffen sind, ist in der Zeit nach der Bekanntgabe des Planfeststellungsbeschlusses der Regierung zur Startbahn Ende Juli nicht kleiner geworden, und das wollten sie an diesem Abend kundtun.
SZ-Forum zum Flughafenausbau:Mit Pauken und Trompeten gegen die dritte Startbahn
Ihre Mission ist klar - der Flughafenausbau darf nicht realisiert werden. Beim SZ-Forum in Freising treffen die Gegner des Flughafen-Ausbaus auf Befürworter wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, dessen Aussagen viele Zuhörer als Provokation empfinden. Doch neben einer hitzigen Debatte gibt es auch gemäßigte Töne - unter anderem von einem Airport-Mitarbeiter.
Die Startbahngegner Christian Magerl, Landtagsabgeordneter der Grünen, aufgeMUCkt-Sprecher Hartmut Binner und Freisings Landrat Michael Schwaiger, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft, wurden mit donnerndem Applaus begrüßt, während bei den Ausführungen des Münchner Oberbürgermeisters schnell Unmutsäußerungen laut wurden.
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Themaverfehlung wurde ihm vorgeworfen, der Protest im Saal drohte fast zu eskalieren, als Ude an alle die Menschen in Deutschland erinnerte, die ihre Heimat in strukturschwachen Gebieten hätten verlassen müssen, weil es dort für sie keine Arbeit mehr gegeben habe. Der Erhalt von Arbeitsplätzen als Totschlagargument also. Udes Parteifreundin Eva Bönig, OB-Kandidatin der SPD in Freising, schüttelte nur den Kopf.
Georg Fahrenschon musste sich schrille Pfiffe und sogar den Zwischenruf "Quatschkopf" gefallen lassen. Und als FMG-Chef Kerkloh über die Kapazitätsgrenzen am bestehenden Flughafen klagte und die rund 650 Besucher bat, "bitte versetzen sie sich doch mal in meine Lage", da erntete er nur höhnisches Gelächter.
Hartmut Binner indes wurde sehr deutlich, nannte die Startbahnpläne der Regierung "menschenverachtend" und sprach sogar von ersten Krebsfällen in der Flughafenregion, verursacht durch den Kerosingehalt in der Luft. "Und wenn ich schon sage, ich lasse mich anketten, wenn die ersten Bagger kommen, dann wissen Sie, wie wütend wir hier sind."
Münchens OB Ude, Minister Fahrenschon und FMG-Chef Kerkloh haben an diesem Abend möglicherweise verstanden, dass sich die Startbahngegner nicht mehr mit Versprechungen und Beschwichtigungen werden abspeisen lassen.