Wenn der TSV Eching zu seinem Vereinsjubiläum am Samstag ein "Spiel der Legenden" austrägt, wird der Trainer bei der Aufstellung die Qual der Wahl haben. Die Vergangenheit des ruhmreichen Vereins besteht fast nur aus Legenden - was für die Gegenwart oft auch eine Hypothek bedeuten kann. Zum unpassendsten Zeitpunkt jedenfalls, exakt zum 75. Geburtstag des Vereins, ist die Erste Mannschaft in die Kreisliga abgestiegen. Gefeiert wird das Jubiläum dennoch groß an drei Tagen, von diesem Freitag, 15. Juli, bis Sonntag, 17. Juli, mit eigenem Festzelt.
Kreisliga - in derartigen Gefilden war der TSV zuletzt 1977 unterwegs. Damals kam dann ein junger Ismaninger namens Anton Plattner als Spielertrainer nach Eching und brachte als Kicker seine kleinen Neffen Wolfgang und Rainer Leitl mit, deren kleinster Bruder Stefan heute Trainer des Zweitligisten Hannover 96 ist. Der TSV stieg über Bezirks- und Landesliga 1983 in die Bayernliga auf, damals die dritthöchste Liga in Deutschland, nur Erste und Zweite Bundesliga darüber: Die Mutter aller Legenden.
In dieser Saison agierte der TSV Eching, aus einem winzigen Dorf, das niemand kannte - auch Ikea gab es erst ein paar Jahre -, auf Augenhöhe mit dem FC Augsburg, der SpVgg Fürth oder dem TSV 1860 München. Zum Heimspiel gegen die "Löwen" mietete der TSV Eching gar das Münchner Olympiastadion. Bis heute das einzige Fußball-Amateurspiel, das je dort ausgetragen wurde. Die damaligen Jahre, in denen sich Eching zur "Mustergemeinde" entwickelte, wurden auf der Gefühlsebene stets flankiert vom Aufstieg des TSV in die bayerische Elite. Das Zeitungsfoto, natürlich schwarz-weiß, auf dem Bürgermeister Joachim Enßlin TSV-Kapitän Hans Mühlbauer zum Aufstieg gratuliert, ist eine Ikone Echinger Geschichte.
Hans Mühlbauer spielt am Samstag auch mit übrigens, Toni Plattner und ein paar der Leitl-Brüder werden auch da sein, aber auch weitere Legenden-Generationen, etwa Fabi Hrgota. Die Dritte Liga ist es nie wieder geworden für den TSV, aber Bayern- und Landesliga blieben das natürliche Habitat des Vereins, der über Jahrzehnte fußballerisches Aushängeschild des gesamten Landkreises war. In weiteren legendären Etappen - Willi Bierofka, Sepp Summerer, Chrstian "Cricko" Radlmaier, Sissy Raith - ging es zwischen den höherklassigen bayerischen Ligen hin und her.
Großes Pfund des TSV ist aber jenseits eventueller Leistungsschwankungen der "Ersten" seit Jahrzehnten die Jugendarbeit. Eine Statistik aus den 1990ern, wonach der DFB im TSV mehr Jugendspieler gezählt hatte als beim FC Bayern München, prangt bis heute in jeder Vereinschronik. Die größte Jugendabteilung im Landkreis hat der Verein eh. Seit einigen Jahren komplettiert nun eine rührige Damenmannschaft das fußballerische Portfolio, dazu gibt es traditionell eine Wintersportabteilung.
Begonnen hat das alles 1947, bald nach dem Weltkrieg, als im alten Huberwirt ein Turnsportverein gegründet wurde, gespielt wurde auf einer gepachteten Wiese an der Roßbergerstraße. Neue Heimat des TSV wurde ab 1951 die Waagstraße, wo über ein Flurbereinigungsprojekt ein Sportplatz entstanden war und 1958 sogar ein Sportheim in Eigenleistung erstellt wurde. 1980 wurde die neue Sportanlage an der Dietersheimer Straße mit Sportheim eingeweiht.
Derzeit zählt der Verein mehr als 700 Mitglieder
Nach zwischenzeitlichen Aussiedelungsplänen südwärts an den See konsolidiert sich der Verein auf seinem angestammten Areal nun, hat gerade das Gebäude renoviert, die Anlagen modernisiert und langfristige Verträge für gepachtete Trainingsplätze abgeschlossen. Aktuell zählt man mehr als 700 Mitglieder.
Gefeiert wird nun diesen Freitag von 17.30 Uhr an im Festzelt am Sportplatz, dazu gibt es parallel ein D-Jugend-Turnier. Um 20 Uhr beginnt der Festabend. Am Samstag gibt es auf mehreren Plätzen von neun Uhr an Jugendturniere. Um 15 Uhr spielen die "Legenden" gegen die aktuelle Erste Mannschaft. Im Festzelt tritt von 19 Uhr an Erdäpfekraut auf. Am Sonntag folgt dann von 8.30 Uhr an ein Festzug durch den Ort zum Festzelt.