Studentenleben:Wie Jugendherberge, nur teurer

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Diese Freisinger Preise könnten nur Studenten bezahlen, die von zu Hause aus finanziell unterstützt würden, findet Studentin Milena. (Foto: Robert Haas)

Studierende, die in Freising ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft suchen, werden durchaus fündig. Sie müssen aber bereit sein, 500 bis 600 Euro dafür zu bezahlen und einschränkende Hausregeln hinzunehmen.

Von Katharina Aurich, Freising

Im Oktober beginnt an der Fachhochschule und der TU in Weihenstephan das Semester und wie in jedem Jahr haben die Erstsemester jetzt die Zusage für ihren Studienplatz erhalten. Das heißt, dass sie zeitnah in Freising oder Umgebung eine Bleibe finden müssen. Doch das ist nicht einfach - es sei denn, man ist bereit, 500 oder gar 600 Euro für ein Zimmer in einer Gemeinschaftswohnung zu zahlen.

Die Preise für Studentenzimmer oder Appartements seien "gepfeffert", sagt Makler Guido Metz. Noch vor fünf Jahren sei zu den aktuell annoncierten Kosten kein Zimmer vermietet worden, aber Angebot und Nachfrage regelten die Preise und es gebe viel zu wenig Wohnraum. Die Bereitschaft von Wohnungseigentümern, an Studenten zu vermieten, sei über die vergangenen 20 Jahren gleich geblieben, so Metz Erfahrung. Meist würden die Eltern eine Bürgschaft übernehmen oder gleich den Mietvertrag unterzeichnen, damit der Vermieter Sicherheiten habe. Es gebe auch immer wieder heruntergekommene Häuser oder Wohnungen, die an die relativ anspruchslosen Studenten vermietet würden, um damit noch Geld zu verdienen, so Metz.

Die Situation in Freising: Viele, teure Zimmer

Die 24-jährige Milena hat bisher in Triesdorf studiert. Weil dort jede Abstellkammer noch vermietet wurde, fürchtete sie Schlimmes für ihre WG-Zimmersuche in Freising, wo sie im Herbst ein Landwirtschaftsstudium aufnimmt. Schon im Mai hatte sie sich auf die Suche gemacht, schließlich fünf Angebote besichtigt. Die Zahl an WG-Zimmern innerhalb und außerhalb Freisings sei erstaunlich groß gewesen, erinnert sie sich. Gestaunt habe sie allerdings auch über die Preise. Wenn man bereit sei, 500 oder gar 600 Euro für ein WG-Zimmer auszugeben, dann sei es kein Problem, eine Bleibe zu finden, so das Resümee ihrer Suche.

Milena wird im September ein Zimmer in einer gut 75 Quadratmeter großen Drei-Zimmer Wohnung in der Nähe der Hochschule in Weihenstephan beziehen. Außer ihr wird dort noch eine Studentin wohnen, die sie jedoch noch nicht kennt. Im dritten Raum befindet sich das Arbeitszimmer der Wohnungseigentümerin, die Küche und das Bad werden gemeinsam genutzt. Die beiden Untermieterinnen bezahlen für ihre etwa 17 Quadratmeter großen Zimmer jeweils 500 Euro Warmmiete. Zum Vergleich: Das Studentenwerk München bietet Studierenden in Freising etwa 1000 Wohnplätze an. Die günstigsten Zimmer, also kleine Einzelzimmer in einer WG, kosten dort monatlich 214,90 Euro warm. Die Wartezeiten liegen in den meisten Fällen allerdings bei einem bis zwei Semestern.

Angeschaut hat sich Milena auch ein Zimmer in einer Fünf-Zimmer-Wohnung am Wörth in einem alten, renovierten Fachwerkhaus. Ein Makler zeigte ihr das recht kleine Zimmer. Insgesamt befanden sich in dem Haus drei Wohnungen für Wohngemeinschaften, deren Zimmer alle unabhängig voneinander vermietet wurden, so dass sich die Bewohner vorher nicht kannten. "Es war wie in einer Jugendherberge", berichtet die junge Frau. Auf der Waschmaschine im Keller, die alle Mieter nutzen können, sah sie einen Zettel mit der Hausordnung: Nachtruhe um 22 Uhr. Das sei für eine Studentenwohngemeinschaft völlig unangemessen, fand sie. Kostenpunkt für dieses Zimmer: 600 Euro Warmmiete.

In einer Art Scheune sollte das WG-Zimmer 400 Euro kosten

Außerhalb von Freising Richtung Allershausen hat sich Milena dann noch ein Zimmer auf einem Bauernhof angesehen. In einer Art Scheune gab es zwei Wohnungen mit jeweils fünf Zimmern. Ein WG-Zimmer mit eigenem Bad und Gemeinschaftsküche hätte hier 400 Euro warm gekostet.

Die junge Frau ist nun froh, das Thema WG-Zimmer für sich selber am Ende so reibungslos erledigt zu haben, aber von günstigem Wohnen könne in Freising keine Rede sein, findet sie. Diese Preise könnten nur Studenten bezahlen, die von zu Hause aus finanziell unterstützt würden.

Die Höhe der Zimmermieten, von denen die junge Frau berichtet, bestätigt sich bei der Recherche auf einem einschlägigen Portal. So wurde im Mai eine 63 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Wohnung in Freising ausdrücklich für Studenten für 1050 Warmmiete angeboten, in Lerchenfeld kostete ein 16 Quadratmeter großes, möbliertes Studentenzimmer 420 Euro. Ebenfalls in Lerchenfeld wurde ein Zehn-Quadratmeter großes Zimmer für 450 Euro warm angeboten, in Neustift war ein 26 Quadratmeter großes Zimmer in einer WG für 560 Euro zu haben. Doch offensichtlich stört sich keiner an den üppigen Mieten, auch beim Freisinger Mieterverein hat sich niemand darüber beschwert, wie dessen Vorsitzender Volker Zinkernagel sagt.

Der Bafög-Höchstsatz beträgt zur Zeit übrigens monatlich 735 Euro.

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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