Stichwahl in Moosburg:Eine Frage der Arbeitsweise

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Inhaltlich unterscheiden sich Anita Meinelt (CSU) und Josef Dollinger (FW) kaum. Die Amtsinhaberin verweist vor dem entscheidenden Tag auf ihre guten Kontakte, ihr Herausforderer auf den Wunsch der Bürger nach "frischer Politik"

Von Alexander Kappen

Damit ist es bald vorbei: Auch in Moosburg werden die allgegenwärtigen Wahlwerber in der kommenden Woche verschwunden sein. (Foto: Marco Einfeldt)

Im ersten Wahlgang am 16. März hatten beide noch Luft nach oben. Anita Meinelt (CSU), seit zwölf Jahren Moosburgs Bürgermeisterin, brachte es als Amtsinhaberin nur auf 39,3 Prozent der Stimmen. Josef Dollinger von den Freien Wählern, einer von vier Herausforderern, rettete sich mit 22,39 Prozent knapp vor dem Grünen Johannes Becher (21,32) in die entscheidende zweite Runde. Am 30. März wird sich zeigen, wer unter seinen Anhängern die größeren Reserven mobilisieren und die Wähler der bereits ausgeschiedenen Kandidaten auf seine Seite ziehen konnte. Meinelt, 59, die sich selbst als "zielorientiert, umsetzungsstark und kommunikativ" bezeichnet? Oder Dollinger, 55, der sich mit den Worten "kompetent, erfolgreich und zukunftsorientiert" umschreibt? Vor der Stichwahl haben die beiden Kandidaten der SZ ein paar Fragen beantwortet.

SZ: Frau Meinelt, bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: Die Moosburger Bürgermeisterin heißt auch nach dem 1. Mai Anita Meinelt, weil . . .

Meinelt:. . . ich durch die Durchführung und Umsetzung vieler Maßnahmen bewiesen habe, dass ich tatkräftig und zielstrebig arbeite. Dabei immer die Gemeinsamkeiten im Stadtrat suche, was bewirkt hat, dass unser Stadtrat nicht mehr als Streitrat, sondern als Gremium wahrgenommen wird. Weil ich bereits bewiesen habe, dass ich mit Nachdruck und Vehemenz lang ersehnte Projekte umsetzen und durchführen kann. Weil ich die notwendigen Kontakte zu Behörden, Wirtschaftsbetrieben und Investoren habe, die auch für die kommenden Maßnahmen wichtig sind.

Herr Dollinger, warum glauben Sie, dass der neue Moosburger Bürgermeister von Mai an Josef Dollinger heißt?

Dollinger:Weil die Moosburger Bürgerinnen und Bürger eine neue, frische, verlässliche und transparente Politik wählen.

Wie wollen Sie die Anhänger der im ersten Wahlgang ausgeschiedenen Bürgermeisterkandidaten davon überzeugen, Ihnen ihre Stimme zu geben?

Meinelt:Indem ich nochmals darauf hinweise, dass ich in den letzten beiden Amtsperioden meine Ziele auch umgesetzt habe, dadurch ein verlässlicher Partner für die Bürgerinnen und Bürger bin. Unsere neue Vielfalt im Stadtrat wird eine interessante Aufgabe, die Zusammenführen und Kompromissbereitschaft erfordert. Weil ich mich voll und ganz auf diese Stadt konzentrieren kann.

Dollinger:60,7 Prozent der Wählerinnen und Wähler aus dem Wahlgang am 16. März sprachen sich gegen die jetzige Amtsinhaberin und für einen Wechsel in Moosburg aus. Mit der Amtsinhaberin wird Moosburg keine Gegenwehr gegen eine dritte Startbahn erwarten können. Wir haben zwischenzeitlich mit allen im neuen Stadtrat vertretenen Gruppierungen sehr konstruktive Gespräche geführt und konnten dadurch etwaige Missverständnisse ausräumen. Wichtig ist nun, dass wir es schaffen, dass alle Anhänger der ausgeschiedenen Kandidaten zur Stichwahl gehen und somit den Wechsel vollziehen.

Was die Ziele für die kommenden sechs Jahre angeht, gibt es zwischen Freien Wählern und CSU in vielen Bereichen Schnittmengen. Was ist der entscheidende Unterschied zu Ihrem Gegenkandidaten beziehungsweise zu Ihrer Gegenkandidatin?

Meinelt: Gerade bei den anstehenden Herausforderungen ist die Vernetzung mit Wirtschaft und Behörden wichtig, die ich im Laufe der Jahre aufgebaut habe. Die größten Unterschiede bestehen sicher beim Plan, da ich eine Tiefgarage an dieser Stelle für nicht durchführbar halte. Ein weiterer Punkt ist der Fußgängerbereich Stadtplatz, der zur Aufenthaltszone ohne Durchgangsverkehr mit schwellenlosen Übergängen werden soll.

Dollinger:Der entscheidende Unterschied ist nicht in den Sachthemen der Parteiprogramme zu sehen, denn wie die vielfältig anstehenden Aufgaben gelöst werden, wird die Mehrheit des neuen Stadtrates entscheiden. Entscheidend ist für mich eine pragmatische Arbeitsweise des neuen Bürgermeisters, die von unternehmerischen Gesichtspunkten geprägt sein wird und bei der der Mensch, der Bürger und im Besonderen auch der Mitarbeiter unserer städtischen Einrichtungen im Mittelpunkt stehen wird.

In Moosburg haben große Bauprojekte und das Innenstadtkonzept das politische Geschehen zuletzt stark geprägt. Welche Rolle sollen künftig bislang weniger präsente Themen wie bezahlbarer Wohnraum, die Unterbringung von Obdachlosen und Asylbewerbern, die Kinderbetreuung oder die Jugend- und Seniorenpolitik spielen?

Meinelt:Diese Themen sind immer präsent. So arbeiten wir eng mit dem Seniorenbeirat und dem Jugendparlament zusammen und verfolgen mit ihnen gemeinsame Projekte. Sozialer Wohnungsbau wird in Zusammenarbeit mit dem Landkreis forciert. Die Unterbringung der Obdachlosen muss ebenso ein landkreisübergreifendes Thema werden, denn nur Unterbringung reicht nicht, es ist auch Betreuung gefragt. Dazu gab es schon mal ein Konzept, an das wir wieder anknüpfen wollen.

Dollinger: In der Kinder- und Jugendbetreuung gibt es einen Bedarf an Hortplätzen, den es abzuarbeiten gilt. Durch ein Facharztzentrum ist in erster Linie die Versorgung der Senioren zu gewährleisten, da es für diesen Personenkreis meist beschwerlich ist, in andere Städte zu kommen. Die Unterbringung von Obdachlosen könnte im Rahmen eines sozialen Geschosswohnungsbaus gelöst werden, die dezentrale Unterbringung von Asylbewerbern durch den Landkreis Freising muss von der Stadt Moosburg nach bestem Wissen und Gewissen unterstützt werden. Die hohe Nachfrage nach Wohnraum treibt die Mieten nach oben - hier gilt es, mit Bedacht neue Flächen auszuweisen und entsprechende Nachverdichtungen zu fördern.

Was werden Sie in Ihrer Amtszeit als erstes anpacken, wenn Sie am 30. März gewählt werden?

Meinelt:Alle neuen Stadträte anschreiben, auf die Klausurtagung hinweisen und darum bitten, uns schon im Vorfeld ihre Themen mitzuteilen und zu sagen, wo sie sich einbringen wollen. Gleichzeitig werden wir vorbereitende Arbeiten für das Moosburger Innenstadtkonzept und Grundstücksverhandlungen, auch für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, erledigen.

Dollinger: Ich werde die Mai-Kundgebung des DGB am 1. Mai nicht wie gewohnt als Stadtrat, sondern als Bürgermeister besuchen.

© SZ vom 28.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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